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Toter Kremlgegner Nawalny an Mutter für Beerdigung übergeben

Veröffentlicht am 25.02.2024, 13:45
Aktualisiert 25.02.2024, 14:00
© Reuters

MOSKAU (dpa-AFX) - Nach tagelangem Ringen mit dem russischen Machtapparat hat die Mutter des in Haft gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny dessen Leiche erhalten. Nun kann die Familie den Gegner von Kremlchef Wladimir Putin beerdigen. "Wir wissen nicht, ob die Behörden es so ablaufen lassen, wie das die Familie will und wie es Alexej verdient", sagte Nawalny-Sprecherin Kira Jarmysch.

Ljudmila Nawalnaja, die Mutter des russischen Oppositionsführers, forderte eine öffentliche Beerdigung, damit sich nicht nur Familienangehörige, sondern auch Anhänger vom russischen Oppositionsführer verabschieden können. "Wir werden Informationen dazu bekannt geben, wenn sie hereinkommen", sagte Jarmysch.

Zuvor hatte es geheißen, dass die 69 Jahre alte Mutter eine Beerdigung auf dem Chowanskoje-Friedhof erwäge, der größten der mehr als 100 Ruhestätten der russischen Hauptstadt. Ljudmila Nawalnaja hatte die Aufforderung der Ermittler, einer heimlichen Beerdigung zuzustimmen, abgelehnt und den Behörden öffentlich Erpressung vorgeworfen.

Es ist Brauch in der russisch-orthodoxen Kirche, dass Tote nach drei Tagen beerdigt werden. Die Behörden gaben seine Leiche aber erst am neunten Tag nach dem Tod heraus.

Nawalnys Vertrauter Leonid Wolkow sprach von einer Niederlage für Präsident Putin, weil er nicht erreicht habe, den Toten einfach unter Verschluss zu halten. Wunderbare Leute auf der ganzen Welt hätten den "Menschenfresser" Putin dazu gebracht, den Toten freizugeben und nicht weiter die Leiche seines Opfers zu verhöhnen. "Aber das ist kein Sieg", schrieb Wolkow, der im Exil im Baltikum lebt, im Nachrichtendienst Telegram.

Zu dem Druck auf Putin beigetragen hatten auch Menschen, die seit Tagen an öffentlichen Plätzen und Gedenkstätten für die Opfer politischer Verfolgung Blumen niederlegten sowie Kerzen für Nawalny anzündeten.

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Bürgerrechtler berichteten erneut von Dutzenden Festnahmen in mehreren Städten am Samstag. Am neunten Tag nach dem Tod hatte sich etwa auch an der Erlöserkathedrale in Moskau, der Hauptkirche der russisch-orthodoxen Kirche, eine Menschenschlange gebildet, um Nawalny die letzte Ehre zu erweisen. In anderen Kirchen fanden sich ebenfalls Trauernde ein.

Angehörige und Unterstützer des Oppositionellen hatten die russische Führung seit Tagen aufgefordert, die Leiche herauszugeben, um Nawalny menschenwürdig beerdigen zu können. Nawalnys Team dankte dafür, dass prominente Russen öffentlich mit Videos Druck gemacht hatten.

Die Witwe Julia Nawalnaja und ihre Tochter hatten am Samstag erneut die Herausgabe der sterblichen Überreste ihres Angehörigen verlangt. "Sie haben ihn lebendig gefoltert und foltern ihn tot weiter", sagte sie in einer Videobotschaft. "Sie brechen jedes menschliche und göttliche Gesetz." Sie warf Putin vor, Alexejs Mutter weiter zu quälen und brechen zu wollen.

Putin inszeniere sich zwar mit Kerze in der Hand in russisch-orthodoxen Kirchen und küsse Ikonen, sei aber in Wahrheit von Hass und Rachegelüsten getrieben. "Nein, es ist nicht einmal Hass, es ist Satanismus, Heidentum", sagte Nawalnaja. Zugleich verurteilte die 47-Jährige Putins Krieg gegen die Ukraine, für den er ebenfalls die Kirche instrumentalisiere.

Der Kremlchef führe den Feldzug unter Berufung auf traditionelle Werte gegen den Westen. "Aber Sie töten einfach nur, bombardieren schlafende Zivilisten nachts mit Raketen, die in der Kirche gesegnet wurden", sagte Nawalnaja. Der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, Kirill, ist ein Vertrauter Putins und ein glühender Unterstützer des Krieges gegen die Ukraine. Geistliche segnen immer wieder öffentlich Raketen.

Nawalny starb am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen "Polarwolf" in der sibirischen Arktisregion Jamal. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Der durch den Giftanschlag und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Totenschein von "natürlichen" Ursachen die Rede.

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Nawalnys Mitarbeiter, aber auch seine Frau, Menschenrechtler, Unterstützer und andere Oppositionelle werfen Putin die Ermordung seines wichtigsten politischen Gegners vor. Putin habe Nawalny gezielt vor der Präsidentenwahl am 17. März töten lassen wie ein "Mafioso", schrieb der inhaftierte Oppositionelle Ilja Jaschin in einem Brief. Putin habe seinen Kritiker, der als ein Symbol der Hoffnung galt, als klares Signal an die Gesellschaft töten lassen, "damit niemandem in den Sinn kommt, seinen Status zu hinterfragen". "Echte Macht bestätigt der Mafioso durch eine Demonstration von Gewalt und Grausamkeit", schrieb Jaschin. Es sei schwer, nach dem "Triumph des Banditen", der ungestraft töte, nicht zu verzweifeln. Aber der Kampf müsse weitergehen. "Sonst werden wir alle zu Zombies."

Die Gruppe der sieben führenden Industrienationen G7, zu der auch Deutschland gehört, würdigte in einer am Samstag veröffentlichten Erklärung "den außergewöhnlichen Mut Alexej Nawalnys". Die Gruppe stehe an der Seite seiner Frau, seiner Kinder und all jener, die ihm nahe waren. Nawalny habe sein Leben dem Kampf gegen die Korruption des Kreml und für freie und faire Wahlen in Russland geopfert. Zugleich fordert die G7 Russland auf, andere politische Gefangene freizulassen und die Verfolgung Andersdenkender zu beenden.

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