MÜNCHEN (dpa-AFX) - Im Münchner Wirecard-Prozess will die Verteidigung des angeklagten Ex-Vorstandschefs Markus Braun einen Staatsanwalt als Zeugen vernehmen lassen. Das beantragte Brauns Verteidiger Alfred Dierlamm am Mittwoch. Damit wollen die Anwälte ihren Vorwurf untermauern, die Ermittlungsbehörde habe einseitig und schlampig zu Lasten Brauns ermittelt.
Dierlamm warf der Staatsanwaltschaft vor, dem mitangeklagten Kronzeugen Oliver Bellenhaus zu Beginn des Ermittlungsverfahrens im Juli 2020 Vorteile in Aussicht gestellt zu haben - im Gegenzug für Anschuldigungen gegen Braun und zwei andere Wirecard-Spitzenmanager.
Demnach soll die Staatsanwaltschaft Bellenhaus in einem nicht in den Akten dokumentierten Vorgespräch auf die Rolle des Kronzeugen im Siemens-Korruptionsverfahren aufmerksam gemacht haben. "Es wurde ausdrücklich erwähnt, dass dieser Kronzeuge mit einer zweijährigen Bewährungsstrafe davongekommen sei", sagte Dierlamm. Die Staatsanwaltschaft soll Bellenhaus ausdrücklich bedeutet haben, seine Aussage müsse "weitere Personen" belasten, inklusive Brauns. Dazu soll nun ein damals beteiligter Staatsanwalt als Zeuge vor Gericht aussagen. Die Staatsanwaltschaft hatte in der Vergangenheit Vorwürfe der Verteidiger Brauns zurückgewiesen.