DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die Rufe nach breitangelegten Wertpapierkäufen durch die EZB werden zahlreicher. Nachdem in dieser Woche bereits die einflussreiche Denkfabrik Bruegel vorgeprescht war, folgte am Donnerstag das gewerkschaftsnahe Institut IMK. Die Düsseldorfer Forscher sehen wie die Ökonomen aus Brüssel die Gefahr, dass der Euroraum in die Deflation abgleitet. "Damit drohen erhebliche Einbußen beim Wirtschaftswachstum." Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte deswegen gezielt Staats- und Unternehmensanleihen aus Krisenländern kaufen. In wirtschaftlich stärkeren Ländern wie Deutschland müssten die öffentlichen Investitionen erhöht werden.
Aus Sicht des IMK sind die derzeit niedrigen Inflationsraten nicht Folge eines vorübergehenden Schocks, sondern auf unausgelastete Produktionskapazitäten und die hohe Arbeitslosigkeit zurückzuführen. Der "politische gewollte" Druck auf die Löhne in den Krisenstaaten schüre zusätzliche deflationäre Tendenzen. Sowohl für Deutschland als auch den gesamten Euroraum sehen die Forscher deswegen beträchtliche Wachstumsrisiken. Für eine zusätzliche Lockerung der EZB-Geldpolitik treten seit längerem auch die OECD und der Internationale Währungsfonds (IWF) ein.
Erst am Dienstag hatten die Ökonomen von Bruegel einen milliardenschweren Ankauf von Wertpapieren empfohlen. "Es war ein Fehler, dass die EZB nicht früher gehandelt hat", moniert die Denkfabrik. Viele geldpolitische Instrumente reichten nun nicht mehr aus, um die Inflation hinreichend zu beeinflussen. Bruegel rät zum Kauf von Anleihen der Euro-Rettungsschirme ESM und EFSF sowie der EU und der Europäischen Investitionsbank (EIB). Außerdem wird der Erwerb von Unternehmensanleihen und Kreditverbriefungen (Asset Backed Securities, ABS) vorgeschlagen. Im Gegensatz zum IMK lehnen die Brüsseler Forscher Käufe von Staatsanleihen einzelner Euroländer ab.