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Investing.com – Zentralbanken sind die Knotenpunkte des Finanzsystems, denn sie steuern die Kapitalströme zwischen Banken und Ländern. Sie kennen sich naturgemäß mit Geld bestens aus und so wurde ihnen die Verwaltung der Währung eines Landes übertragen. Damit wird auch das Vertrauen in das ausgegebene Geld gestärkt, denn die Zentralbanken agieren von den Regierungen unabhängig – so die Theroie.
Es hat jedoch zunehmend den Anschein, dass Institutionen wie die EZB, Fed und PBoC immer mehr dem Ruf der Politik nach einer florierenden Wirtschaft folgen. Dabei verlieren sie die Preisstabilität aus dem Blick, was die Menschen bei nahezu jedem Einkauf zu spüren bekommen – alles wird teurer.
Wenn aber die Kaufkraft und die Reallöhne sinken, dann hat das in letzter Instanz auch negative Auswirkungen auf die Wirtschaft.
Schlägt eine Zentralbank in dieser Phase vor, dass es Geld vom Himmel regnen soll, um die Nachfrage zu beflügeln, dann ist das Platzen der Blase nicht mehr weit.
China galt lange Zeit als das Wirtschaftswunder schlechthin, denn zweistellige Wachstumsraten waren Anfang der 2000er die Regel. Das lag nicht nur daran, dass das Land des Drachen zur Werkbank der Industrienationen wurde, sondern auch an dem politischen Willen, China auf der internationalen Bühne als Supermacht zu etablieren.
Mit politischem Willen ist gemeint, dass die Umsetzung prestigeträchtiger Projekte wie der deutschen Magnetschwebebahn Transrapid und dem Festhalten am Wachstum wichtiger waren, als deren langfristiger Nutzen. So entstanden über die Jahre modernste Kraftwerke, die keiner braucht und Geisterstädte in denen bis heute niemand wohnt.
Das führte zwangsläufig auch dazu, dass sich ein immer größer werdender Schuldenberg auftürmte. Lagen die Schulden zum Beginn der Finanzkrise 2007 noch bei 27,16 Prozent des BIP, werden sie 2023 bereits 87 Prozent betragen und bis 2028 auf 104,85 Prozent steigen.
Somit wächst die Verschuldung eindeutig schneller als das Wachstum, was die politische Führung in eine brenzlige Situation bringt. Um die eigene Machtposition zu bewahren, wird mit allen Mitteln versucht, dem derzeitigen wirtschaftlichen Abschwung entgegenzuwirken.
Chinesischen Journalisten ist es bereits verboten, in ihrer Berichterstattung den Begriff "Deflation" zu verwenden. Das würde Investoren und die Bevölkerung verunsichern, was so gar nicht zu dem gewünschten Bild passt, dass man alles unter Kontrolle hat. Stattdessen versucht man den angeschlagenen Aktienmarkt mit Steuererleichterungen zu unterstützen. Außerdem senkte die Zentralbank des Landes (PBoC) unerwartet einen ihrer Zinssätze, ein Zeichen dafür, dass die Lage prekär ist.
Der Rabobank Analyst Michael Every griff einen Newsletter des Economic Observer auf, der zu dem Schluss kommt, dass die Finanzen und die Wirtschaft des Landes "am Rande des Kollaps stehen und der Sturm jederzeit losbrechen kann".
Das aufziehende Unwetter ist ein toxischer Cocktail aus einem schwachen Immobilienmarkt, rückläufigen Exporten und einer hohen Jugendarbeitslosigkeit. Letztere hat sich so dramatisch entwickelt, dass die Veröffentlichung von offiziellen Daten gestoppt wurde.
Was aus Sicht der Regierung jetzt dringend nötig ist, dass die Nachfrage und das Verbrauchervertrauen zunehmen. Das PBoC-Mitglied Cai Fang brachte sogar Helikoptergeld ins Spiel. Die Summe, die er nannte, um einen Effekt zu erzielen, beträgt 551 Milliarden Dollar.
Bisher schloss die Regierung derartige Maßnahmen aus, aber China ist mittlerweile so verzweifelt, dass man nach jedem Strohhalm greift. Michael Every ist jedoch überzeugt, dass all dies nicht mehr reicht.
Die Märkte sind viel zu selbstverliebt und glauben an eine einfache Lösung. Diese Vorstellung kommt einem totalen Realitätsverlust gleich, denn die riesigen strukturellen Probleme sind viel zu groß und komplex geworden. Die Kettenreaktion in die globale wirtschaftliche Katastrophe hat bereits begonnen, wie Every feststellt.
China verzeichnet einen riesigen Handelsüberschuss, aber CNY und CNH werden nur durch massive Devisenmarktinterventionen davon abgehalten auf die Niveaus von vor 20 Jahren zu fallen. Aus purer Verzweiflung fängt die PBoC an, die Zinsen zu senken und über Helikoptergeld nachzudenken, was die Lage nur noch verschlimmert.
Russland befindet sich in einer Kriegswirtschaft und Argentiniens Zentralbank steht vor dem endgültigen aus. Japan gelang im zweiten Quartal ein Wirtschaftswachstum von 6 Prozent, aber der JPY bleibt schwach bei 145,5.
Ein durch und durch krankes System, dessen Genesung eine lange Zeit der Entbehrungen mit sich bringt. Es gibt laut Every nur einen Katalysator, der das Ganze beschleunigt und dafür sorgt, dass es ein Ende mit Schrecken und kein Schrecken ohne Ende wird.
Die Zinsen müssen weiter erhöht und dürfen nicht zu früh gesenkt werden. Das ist die einzige Möglichkeit, um die Ungleichgewichte am Markt auszugleichen. Doch das wird nicht passieren, weil dafür nirgends auf der Welt der politische Wille vorhanden ist.
Dennoch ist Realismus unter Investoren so angebracht wie noch nie. Aber die Märkte fühlen sich wohl in ihrer rosaroten Barbie-Welt, in der sie vermeintlich von der nächsten Zinssenkung aus dem Schlamassel gerettet werden, in das sie sich selbst manövriert haben, schreibt Every.
Jeden Tag wird aufs neue mit den liebgewonnenen Spielzeugen gespielt, anstatt die Fakten zu realisieren. Der Fokus liegt immer nur auf dem aktuellen Tag und keiner ist in der Lage oder Willens darüber nachzudenken, was in 20, 30 oder 40 Tagen ist. Ganz zu schweigen von Wochen oder Jahren und das realistisch und nicht nur in dem Glauben, dass es immer nach oben geht.
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