Investing.com – Der Wirtschaftsexperte Michael Every von der Rabobank analysierte, wie der globale Zinssenkungszyklus die Vermögenswerte beeinflusst und stellt dabei fest, dass tiefe Risse in den traditionellen wirtschaftlichen Strukturen entstehen.
Ein anschauliches Beispiel liefert das Vereinigte Königreich, wo die Zinssenkungen der Bank of England sofortige Auswirkungen auf den Immobilienmarkt hatten. Mit dem Beginn der Zinssenkungen durch die BoE sprang die Nachfrage nach Grundstücken in die Höhe. Beobachter verzeichnen einen deutlichen Anstieg der Aktivitäten auf Immobilienportalen wie Rightmove, was zu höheren Preisprognosen führte. Every betonte, dass steigende Immobilienpreise für die britische Gesellschaft Gift sind, denn eine Lösung der sozioökonomischen Probleme wird damit illusorisch.
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In den USA sieht es nicht viel besser aus. Hier entpuppen sich die politischen Programme der Demokraten und Republikaner gewohnt unterschiedlich, doch die Ansätze sind geradezu radikal.
Die Republikaner wollen Steuersenkungen für Verbraucher und Unternehmen, zusammen mit hohen Zöllen und strikteren Einwanderungskontrollen. Das Resultat eines solch politischen Ansatzes liegt auf der Hand. Es kommt laut Every entweder zu einer inflationären Blase oder zu einer stagflationären Krise.
Die Demokraten dagegen planen, die Unternehmenssteuer zu erhöhen und massive staatliche Bauprojekte zu starten, einschließlich des Versprechens, 3 Millionen neue Häuser zu bauen. Dieser Ansatz, so Every, würde zu einer Art staatlich geführtem Wirtschaftswachstum bzw. einer anderen Form der Stagflation führen.
Egal, was passiert, es wird mit der US-Wirtschaft nicht mehr so weitergehen wie bisher, weil sich die Zentralbank und die US-Politik in eine aussichtslose Lage manövriert haben, so Every.
Es gibt aber auch positive Beispiele, die zeigen, dass die Rufe nach Zinssenkungen kein Allheilmittel sind. Während viele Länder den Weg der geldpolitischen Lockerung gehen, hat Singapur als einer der wenigen Staaten die Beleihungsgrenzen für Hypotheken reduziert.
Every hebt hervor, dass Singapur dies getan habe, um sicherzustellen, dass der Wohnraum für die Mehrheit der Bevölkerung bezahlbar bleibt. Diese vorsorgliche Maßnahme steht im Kontrast zu den expansiveren geldpolitischen Maßnahmen anderer Staaten, die oft nur die Vermögenspreise in die Höhe treiben, ohne die zugrunde liegenden sozialen Probleme zu lösen.
Ein Blick nach China zeigt eine ähnliche Herangehensweise. Die Regierung strebt dort nicht danach, Wohnraum zu einem spekulativen Investitionsgut zu machen, sondern betont immer wieder, dass Wohnimmobilien nur eine Funktion haben, sie dienen als Lebensraum. Every erklärt, dass dieser politische Ansatz nicht nur konventionelle Vorstellungen von Eigentum in Frage stellt, sondern auch langfristig stabilisierend wirken dürfte. Im Gegensatz dazu treiben Zinssenkungen in westlichen Ländern oft nur die Vermögenspreise von Immobilien in die Höhe und schaffen neue soziale Ungleichgewichte.
Every's Analyse zeigt, dass Zinssenkungen, obwohl kurzfristig attraktiv, langfristig tiefgreifende Konsequenzen haben.