ESSEN (dpa-AFX) - Der Industriekonzern ThyssenKrupp droht beim Verkauf seiner Stahlwerke in Übersee einem Medienbericht zufolge bis zu elf Milliarden Euro zu verlieren. Damit rechnet das Management intern laut 'Süddeutscher Zeitung' (Mittwoch). Die Konzernzentrale spielt dem Bericht zufolge verschiedene Szenarien durch, wonach der Verkauf Erlöse von ein, zwei, drei oder vier Milliarden Euro bringt. Ein Unternehmenssprecher wollte sich dazu am Mittwoch nicht äußern.
Die beiden erst 2010 in Betrieb genommen Werke stehen noch mit sieben Milliarden Euro in den Büchern. Gekostet haben die Werke nach jüngsten Angaben rund zwölf Milliarden Euro. An der Börse ging der Kurs der ThyssenKrupp-Papiere am Vormittag gut 1,5 Prozent nach unten. Analyst Bastian Synagowitz von der Deutschen Bank wies auf mögliche Abschreibungen auf die amerikanische Stahlwerkssparte Steel Americas hin.
SCHWIERIGER VERKAUFSPROZESS
Seit Wochen zeichnet sich ab, dass die Preisvorstellungen der Kauf-Interessenten und die von ThyssenKrupp weit auseinanderliegen. Inzwischen läuft die zweite Phase der Auswahl von Interessenten. Diese bekommen dabei die Möglichkeit, die Werke zu analysieren und verbindliche Kaufangebote abzugeben. Möglich ist der Verkauf beider Werke als Einheit sowie die separate Veräußerung an unterschiedliche Investoren.
Die erst kürzlich fertiggestellten Anlagen haben sich für ThyssenKrupp wegen Planungsfehlern und veränderter Rahmenbedingungen wie der Aufwertung der brasilianischen Währung zu einem Milliardengrab entwickelt. Im operativen Geschäft sorgen sie für hohe Verluste. Im Mai hatte Vorstandschef Heinrich Hiesinger die Reißleine gezogen und die Werke zum Verkauf gestellt.
SUCHE NACH SCHULDIGEN
Der Manager will den Konzern stärker zu einem Technologieunternehmen umbauen. Dabei behindern ihn die fast sechs Milliarden Euro Schulden, die vor allem durch den Bau der Stahlwerke in Übersee entstanden sind. Bereits im zurückliegenden Geschäftsjahr 2010/2011 (30.9.) hatten milliardenschwere Abschreibungen beim Stahl den Essener Industriekonzern mit einem Verlust von 1,78 Milliarden Euro tief in die roten Zahlen gedrückt. Die Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr 2011/2012 will das Unternehmen am 11. Dezember vorlegen.
Bei ThyssenKrupp werde derzeit 'intensiv' nach den Schuldigen für das Desaster in Übersee gesucht, schreibt die 'Süddeutsche Zeitung'. ThyssenKrupp lasse in diesem Zusammenhang derzeit erneut eine mögliche Haftung des alten Vorstands prüfen. Dem Aufsichtsrat seien Berichte mit 'teils schweren Vorwürfen' gegen den früheren Konzernchef Ekkehard Schulz vorgelegt worden.
SCHULZ WILL SICH NICHT ÄUSSERN
In einem Gutachten im Januar war noch festgestellt worden, dass Schulz seine Pflichten nicht verletzt habe und deshalb nicht haftbar gemacht werden könne. Nun heißt es laut Zeitung, dass damals möglicherweise nicht genau genug geprüft wurde. Schulz war Ende 2011 aus dem Aufsichtsrat zurückgetreten und damit zumindest symbolisch die Verantwortung für die Fehler beim Bau der Stahlwerke übernommen.
Kritik gibt es aber auch an der Rolle von Aufsichtsratschef Gerhard Cromme, der die Investitionsentscheidung mitgetragen hatte. Die Frage ist nun, ob der alte Vorstand die Kontrolleure hinters Licht geführt hat. Schulz teilte auf Anfrage der 'SZ' mit, dass er dem Unternehmen nicht mehr angehöre und sich zu den neuen Vorwürfen nicht äußern wolle. Auch ein Unternehmenssprecher wollte dazu keine Angaben machen./uta/enl/DP/enl/fbr
Die beiden erst 2010 in Betrieb genommen Werke stehen noch mit sieben Milliarden Euro in den Büchern. Gekostet haben die Werke nach jüngsten Angaben rund zwölf Milliarden Euro. An der Börse ging der Kurs der ThyssenKrupp-Papiere am Vormittag gut 1,5 Prozent nach unten. Analyst Bastian Synagowitz von der Deutschen Bank wies auf mögliche Abschreibungen auf die amerikanische Stahlwerkssparte Steel Americas hin.
SCHWIERIGER VERKAUFSPROZESS
Seit Wochen zeichnet sich ab, dass die Preisvorstellungen der Kauf-Interessenten und die von ThyssenKrupp weit auseinanderliegen. Inzwischen läuft die zweite Phase der Auswahl von Interessenten. Diese bekommen dabei die Möglichkeit, die Werke zu analysieren und verbindliche Kaufangebote abzugeben. Möglich ist der Verkauf beider Werke als Einheit sowie die separate Veräußerung an unterschiedliche Investoren.
Die erst kürzlich fertiggestellten Anlagen haben sich für ThyssenKrupp wegen Planungsfehlern und veränderter Rahmenbedingungen wie der Aufwertung der brasilianischen Währung zu einem Milliardengrab entwickelt. Im operativen Geschäft sorgen sie für hohe Verluste. Im Mai hatte Vorstandschef Heinrich Hiesinger die Reißleine gezogen und die Werke zum Verkauf gestellt.
SUCHE NACH SCHULDIGEN
Der Manager will den Konzern stärker zu einem Technologieunternehmen umbauen. Dabei behindern ihn die fast sechs Milliarden Euro Schulden, die vor allem durch den Bau der Stahlwerke in Übersee entstanden sind. Bereits im zurückliegenden Geschäftsjahr 2010/2011 (30.9.) hatten milliardenschwere Abschreibungen beim Stahl den Essener Industriekonzern mit einem Verlust von 1,78 Milliarden Euro tief in die roten Zahlen gedrückt. Die Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr 2011/2012 will das Unternehmen am 11. Dezember vorlegen.
Bei ThyssenKrupp werde derzeit 'intensiv' nach den Schuldigen für das Desaster in Übersee gesucht, schreibt die 'Süddeutsche Zeitung'. ThyssenKrupp lasse in diesem Zusammenhang derzeit erneut eine mögliche Haftung des alten Vorstands prüfen. Dem Aufsichtsrat seien Berichte mit 'teils schweren Vorwürfen' gegen den früheren Konzernchef Ekkehard Schulz vorgelegt worden.
SCHULZ WILL SICH NICHT ÄUSSERN
In einem Gutachten im Januar war noch festgestellt worden, dass Schulz seine Pflichten nicht verletzt habe und deshalb nicht haftbar gemacht werden könne. Nun heißt es laut Zeitung, dass damals möglicherweise nicht genau genug geprüft wurde. Schulz war Ende 2011 aus dem Aufsichtsrat zurückgetreten und damit zumindest symbolisch die Verantwortung für die Fehler beim Bau der Stahlwerke übernommen.
Kritik gibt es aber auch an der Rolle von Aufsichtsratschef Gerhard Cromme, der die Investitionsentscheidung mitgetragen hatte. Die Frage ist nun, ob der alte Vorstand die Kontrolleure hinters Licht geführt hat. Schulz teilte auf Anfrage der 'SZ' mit, dass er dem Unternehmen nicht mehr angehöre und sich zu den neuen Vorwürfen nicht äußern wolle. Auch ein Unternehmenssprecher wollte dazu keine Angaben machen./uta/enl/DP/enl/fbr