Berlin (Reuters) - Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner lehnt eine Steuer auf Zucker in Lebensmitteln im Kampf gegen zunehmende Fettleibigkeit ab.
"Wenn man eine Zuckersteuer erhebt auf ein Produkt, ist damit noch nicht gewährleistet, (...) dass wir das Thema Fehlernährung in den Griff bekommen", sagte die CDU-Politikerin am Mittwoch in Bonn. Dagegen forderte die Verbraucherorganisation Foodwatch eine Abgabe auf zuckerhaltige Getränke. Ein Coca-Cola-Vertreter sagte dazu: "Man kann Übergewicht nicht weg-besteuern."
Ausgelöst wurde die Debatte unter anderem durch eine in Großbritannien seit diesen Monat gültige Abgabe auf zuckerhaltige Getränke. In Deutschland haben Union und SPD im Koalitionsvertrag eine "Reduktionsstrategie für Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten" vereinbart. Eine Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums erklärte dazu, über Pläne zur Verwirklichung dieses Vorhabens könne sie derzeit nichts sagen.
Deutschland sei ein freies Land, in dem keine Ernährungs-Pläne vorgegeben würden, sagte Klöckner. "Wichtig ist es, Bewusstsein zu schaffen für einen guten, ausgewogenen Lebensstil und dass es eben keine Irreführung der Anbieter gibt." Auch Grünen-Chef Robert Habeck lehnte eine Zuckersteuer ab, warf aber Klöckner vor, eine "Ernährungsampel" zu verhindern. Damit könnten Verbraucher aber erkennen, "was drin ist an Dickmachern in ihren Produkten".
"Es gibt einen breiten wissenschaftlichen Konsens, dass Zuckergetränke im direkten Zusammenhang mit der Bildung von Übergewicht und Diabetes stehen", sagte Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker. Nötig sei eine Abgabe auf zuckerhaltige Getränke. "Sie führt in Großbritannien bereits dazu, dass der Zuckergehalt reduziert wird."
"Wir sind für jede konstruktive Diskussion offen", sagte der Leiter Nachhaltigkeit bei Coca Cola (NYSE:KO), Uwe Kleinert, Reuters-TV. Eine Zuckersteuer sei keine Lösung. Dies zeige sich in Großbritannien. "Der Zuckergehalt von Erfrischungsgetränken in England ist zurückgegangen, das Übergewicht ist gestiegen."