Frankfurt (Reuters) - Ernüchternde Firmenbilanzen und eine drohende Eskalation des amerikanisch-chinesischen Handelsstreits haben am Donnerstag die Börsen belastet.
Der Dax fiel um 1,5 Prozent auf 12.546 Punkte, der EuroStoxx50 gab ebenfalls nach. An der Wall Street traten zum europäischen Handelsschluss die Kurse meist auf der Stelle. "Trump kann es einfach nicht lassen", stellte Analyst Uwe Streich von der Landesbank LBBW mit Blick auf die jüngste Drohung des US-Präsidenten fest. Er will Einfuhren aus China im Volumen von 200 Milliarden Dollar mit einer Abgabe von 25 Prozent belegen - bisher waren zehn Prozent geplant.
Gegenwind kam für die Börsen auch von den Notenbanken. Die Fed ließ durchblicken, dass im September die Zinsen in den USA erneut steigen dürften. Die Bank of England hob den Leitzins auf den höchsten Stand seit der Finanzkrise vor zehn Jahren an. "Beides war zwar erwartet worden, doch zeigt es auch, dass die Zeit des billigen Geldes sich dem Ende zuneigt", sagte ein Händler. Die EZB dürfte im nächsten Jahr erstmals wieder an der Zinsschraube drehen. Die lockere Geldpolitik hat die Börsen über Jahre angeschoben.
Wie schon am Mittwoch ließ die Euphorie um Apple (NASDAQ:AAPL) die Anleger hierzulande kalt: Kurz nach Handelsschluss in Europa erreichten die Aktien des Technologieriesen bei einem Kurs von 207,05 Dollar einen Börsenwert von einer Billion Dollar. So viel war weltweit noch nie ein Unternehmen an der Börse wert.
CONTI ÜBERZEUGEN ANLEGER NICHT - TESLA DAGEGEN SCHON
Für lange Gesichter sorgte im Dax Siemens (DE:SIEGn): Einige Investoren seien enttäuscht, dass die Münchner ihre Prognose nicht angehoben hätten, so ein Händler. Zudem gingen vielen die Pläne zum Konzernumbau nicht weit genug. "Das Strategie-Update stellt unseres Erachtens nicht den vom Markt erhofften großen Wurf dar", erklärte Swen Diermeier vom Analysehaus Independent Research. Es sei eher eine Reorganisation als ein Konzernumbau. Allerdings stehe Siemens anders als der US-Rivale GE nicht unter Handlungsdruck. Siemens-Aktien brachen um 4,7 Prozent auf 114,20 Euro ein.
Wenig überzeugend fanden Anleger auch den Zwischenbericht. des Autozulieferers Conti. Die Papiere rutschten 1,8 Prozent ins Minus und zählten im Dax zu den Schlusslichtern. BMW (DE:BMWG) verbuchte im zweiten Quartal einen Gewinneinbruch, kam insgesamt aber glimpflich davon. Die Aktien schlossen nur leicht im Minus. Insgesamt standen wegen des Handelsstreits Autowerte ohnehin eher unter Druck. Eine große Ausnahme waren in New York die Papiere von Tesla (NASDAQ:TSLA), die elf Prozent zulegten und mit einem Börsenwert von über 56 Milliarden Dollar GM und Ford abhängten. Der Elektroautopionier will die Produktion seines Models 3 - dem Hoffnungsträger - hochschrauben.
Enttäuscht zeigten sich Aktionäre von Hugo Boss (DE:BOSSn): Nach Vorlage der Zahlen fielen die im MDax gelisteten Aktien um 7,8 Prozent. Den Anlegern missfiel die Renditeentwicklung des Modeschöpfers.
Metro-Papiere legten indes trotz eines Gewinnrückgangs um 9,7 Prozent zu. Das operative Ergebnis sei weniger stark geschrumpft als befürchtet, erklärte Analyst James Grzinic von der Investmentbank Jefferies. Außerdem gebe es im schwierigen Russland-Geschäft Licht am Ende des Tunnels.