Berlin (Reuters) - Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) fordern mehr Anstrengungen zur Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung auf dem Land.
"Was wir brauchen, ist eine groß angelegte Versorgungsoffensive für den ländlichen Raum", sagte der Chef des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch, am Donnerstag in Berlin. Das Gesetz von Gesundheitsminister Jens Spahn für eine bessere ambulante Versorgung enthalte zwar ein paar Ansatzpunkte wie etwa Investitionskostenzuschüsse aus dem Strukturfonds bei Neuniederlassungen. "Realistisch betrachtet bleiben wir damit aber im Klein-Klein stecken, nachhaltige Verbesserungen werden ausbleiben", sagte Litsch.
Der AOK-Chef sagte, es müsse gezielt in Strukturanpassungen investiert werden. Neben einer besseren Verzahnung von ambulanten und stationären Strukturen gehörten dazu auch mobile Angebote der Ärzte, vergleichbar mit dem Bäckerbus. Auch müsse die Fernbehandlung über das Internet ausgebaut werden. Es sei aber auch Aufgabe der ärztlichen Selbstverwaltung, die Versorgung durch Ärzte sicherzustellen. Hierfür hätten die Kassenärztlichen Vereinigungen allein im Jahr 2017 rund 42,6 Milliarden Euro von der gesetzlichen Krankenversicherung erhalten.
Skeptisch äußerte sich Litsch dazu, dass es Spahns Plänen zufolge künftig eine extra Vergütung für Ärzte geben soll, wenn sie Patienten behandeln, die über eine Termin-Servicestelle vermittelt werden. Auf diese Weise entstehe ein Anreiz, solche Patienten bevorzugt aufzunehmen und am Ende "nur noch diesen Kanal" zu bedienen, warnte der AOK-Verbandschef. Auch die Pläne für zusätzliche Sprechzeiten oder Öffnungszeiten von Arztpraxen an Abenden oder am Wochenende halte er für schwierig.