FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 25. Juni 2012. Höhepunkt der Woche ist der EU-Gipfel. In dessen Vorfeld wird an den Märkten wohl die Vorsicht überwiegen. Ausschläge nach oben könnten daher Mangelware sein.
Die Blicke richten sich einmal wieder nach Brüssel. Hier treffen sich Ende der Woche die Staats- und Regierungschefs der Eurozone und der EU zu einem weiteren Krisengipfel - das Thema Euro-Rettung geht in eine neue Runde. Nach der volatilen Entwicklung der Aktienmärkte in der vergangenen Woche rechnen Analysten damit, dass viele Anleger im Vorfeld des Gipfels die Füße still halten werden und prognostizieren eine seitwärts bis leicht abwärts gerichtete Tendenz. In Asien haben die Märkte am Montag etwas tiefer geschlossen, der Euro tendiert etwas leichter und ist im frühen Geschäft wieder knapp unter die Marke von 1,25 Dollar gerutscht. Für den deutschen Leitindex DAX geht es zum Wochenauftakt um gut 1,2 Prozent abwärts.
Politische Börse hält an
Das fundamentale Bild könnte nach Ansicht von Robert Halver von der Baader Bank auch in dieser Woche nur zweitrangig beachtet werden. Mit dem EU-Gipfel seien es vielmehr erneut die politischen Rahmenbedingungen, die die Musik an den Märkten machten. 'Die Leute erhoffen sich einen Masterplan. Kein Wunder - es ist fünf vor zwölf, was die eurozonale Verfassung angeht', kommentiert Halver. Angesichts der Vielzahl vorangegangener vermeintlicher Entscheidungsgipfel und der ständigen Versuche, die gefassten Entscheidungen wieder aufzuweichen, seien die Erwartungen der Marktteilnehmer aber nicht ganz so hoch und es überwiege die Vorsicht.
Krise nicht mehr nur in der Peripherie
Mit Spannung werden im Zuge des EU-Gipfels neue Lösungsvorschläge in Richtung Banken- und Fiskalunion erwartet, nachdem der Druck auf Angela Merkel beim jüngsten G-20-Gipfel gestiegen ist. Die neue griechische Regierungskoalition könnte indessen versuchen, ihr Wahlversprechen einzulösen und die Auflagen, unter denen sie die bisherigen Hilfszahlungen erhalten haben, mit der EU neu zu verhandeln.
Aber auch Spanien stehe weiter im Fokus, fügt die HSH Nordbank hinzu. Die Hoffnung auf einen Befreiungsschlag durch zugesagten Hilfsgelder für den spanischen Bankensektor habe sich nicht erfüllt und es stehe weiter die Frage im Raum, ob nur die Banken oder doch das ganze Land gerettet werden müsse. Dass sich die Krise längst nicht mehr nur auf die Peripherie des Euro-Raums beschränke, zeigten auch die jüngsten Meldungen zur drittgrößten italienischen Bank Monte dei Paschi, die offenbar ebenfalls in Schwierigkeiten stecke, ergänzt Halver.
Öl weiter im Blick
Spannend bleibt angesichts der unsicheren Makrosituation auch die Entwicklung an den Rohstoffmärkten und hier vor allen Dingen beim Öl, das mittlerweile gut 30 Prozent weniger kostet als noch Anfang April. Die Sorte Brent notiert noch knapp über 90 US-Dollar je Barrel. 'Insbesondere die Sorgen um die globale Wirtschaftsentwicklung sowie die politische Entspannung im Iran-Konflikt haben den Ölpreis kräftig unter Druck gesetzt', erklärt Sascha Rehbein von der Weberbank. Auf Basis der Grenzkosten der Ölproduktion sollte langsam der Boden bei der Preisentwicklung gefunden sein. Der Analyst warnt jedoch: 'Geht die konjunkturelle Verunsicherung am Markt hingegen weiter, ist auch ein Überschiessen zu weiteren Tiefs möglich.'
Noch kein Endspiel am Markt
Auch aus technischer Sicht scheint das Bild für die Aktienmärkte in dieser Wochen getrübt. 'In dieser Woche wird es spannend, nicht nur bei der Fußball-Europameisterschaft', erwartet Christoph Geyer, technischer Analyst der Commerzbank. Im Sport werde es ganz sicher zu einem Endspiel kommen. An der Börse werde dies noch etwas auf sich warten lassen. 'Die seit Anfang des Monats bestehende Aufwärtsbewegung ist als Korrektur im Abwärtstrend zu betrachten und sollte gerade beim DAX und beim Dow Jones in dieser Woche nach unten aufgelöst werden', prognostiziert der Techniker.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Von Konjunkturseite stehen in den kommenden Tagen die Inflationsdaten für Deutschland und die gesamte Eurozone zur Veröffentlichung an, daneben geht es in Bundestag und Bundesrat weiter um den europäischen Fiskalpakt. In den USA stehen Daten vom Immobilienmarkt und der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter auf der Agenda.
Montag, 25. Juni
8.10 Uhr. Deutschland: GfK Konsumklimaindikator Juli.
Dienstag, 26. Juni
15.00 Uhr. USA: Case-Shiller Hauspreisindex April.
Mittwoch, 27. Juni
Im Laufe des Tages. Deutschland: Verbraucherpreise. Im Mai ist die Inflationwieder zuruück unter die 2 Prozent-Marke gerutscht. Im Juni könnten sich die angekündigten Tariferhöhungen im Strom- und Gasbereich nach Ansicht der HSBC Trinkaus bemerkbar machen und die positiven Effekte aus dem markanten Rückgang des Ölpreises ausmerzen. Das Preisniveau werde möglicherweise um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat steigen, prognostiziert die Bank.
14.30 Uhr. USA: Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter Mai.
Donnerstag, 28. Juni
EU: Start des Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs (Bis 29.6.), Brüssel.
Freitag, 29. Juni
9.00 Uhr. Deutschland: Sondersitzungen in Bundestag und Bundesrat zum europäischen Fiskalpakt und dem permanenten Rettungsschirm ESM. Aus Sicht der HSBC scheint die jeweils nötige Zwei-Drittel Mehrheit bei den Abstimmungen gesichert.
11.00 Uhr. EU: Verbraucherpreise Eurozone Juni (Vorabschätzung). Nach Einschätzung der HSBC Trinkaus sollte die Inflation im Juni wohl weiter von 2,4 auf 2,3 Prozent abgeebbt sein und sich damit zumindest langsam wieder dem Teuerungsziel der EZB annähern, das eine Konsumentenpreissteigerung von unter aber nahe 2 Prozent vorsieht. Unter dieser Voraussetzung könnte die EZB eher gewillt sein, weitere expansive Maßnahmen zu ergreifen, die der angeschlagenen Lage in der Eurozone entgegenwirken. Die HSBC rechnet zu diesem Zweck mit einer Leitzinssenkung um 25 Basispunkte auf 0,75 Prozent im September.
Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf boerse-frankfurt.de/termine. Möchten Sie den Wochenausblick kostenlos per E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an auf boerse-frankfurt.de/newsletter.
© 25. Juni 2012/Karoline Kopp
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Die Blicke richten sich einmal wieder nach Brüssel. Hier treffen sich Ende der Woche die Staats- und Regierungschefs der Eurozone und der EU zu einem weiteren Krisengipfel - das Thema Euro-Rettung geht in eine neue Runde. Nach der volatilen Entwicklung der Aktienmärkte in der vergangenen Woche rechnen Analysten damit, dass viele Anleger im Vorfeld des Gipfels die Füße still halten werden und prognostizieren eine seitwärts bis leicht abwärts gerichtete Tendenz. In Asien haben die Märkte am Montag etwas tiefer geschlossen, der Euro tendiert etwas leichter und ist im frühen Geschäft wieder knapp unter die Marke von 1,25 Dollar gerutscht. Für den deutschen Leitindex DAX geht es zum Wochenauftakt um gut 1,2 Prozent abwärts.
Politische Börse hält an
Das fundamentale Bild könnte nach Ansicht von Robert Halver von der Baader Bank auch in dieser Woche nur zweitrangig beachtet werden. Mit dem EU-Gipfel seien es vielmehr erneut die politischen Rahmenbedingungen, die die Musik an den Märkten machten. 'Die Leute erhoffen sich einen Masterplan. Kein Wunder - es ist fünf vor zwölf, was die eurozonale Verfassung angeht', kommentiert Halver. Angesichts der Vielzahl vorangegangener vermeintlicher Entscheidungsgipfel und der ständigen Versuche, die gefassten Entscheidungen wieder aufzuweichen, seien die Erwartungen der Marktteilnehmer aber nicht ganz so hoch und es überwiege die Vorsicht.
Krise nicht mehr nur in der Peripherie
Mit Spannung werden im Zuge des EU-Gipfels neue Lösungsvorschläge in Richtung Banken- und Fiskalunion erwartet, nachdem der Druck auf Angela Merkel beim jüngsten G-20-Gipfel gestiegen ist. Die neue griechische Regierungskoalition könnte indessen versuchen, ihr Wahlversprechen einzulösen und die Auflagen, unter denen sie die bisherigen Hilfszahlungen erhalten haben, mit der EU neu zu verhandeln.
Aber auch Spanien stehe weiter im Fokus, fügt die HSH Nordbank hinzu. Die Hoffnung auf einen Befreiungsschlag durch zugesagten Hilfsgelder für den spanischen Bankensektor habe sich nicht erfüllt und es stehe weiter die Frage im Raum, ob nur die Banken oder doch das ganze Land gerettet werden müsse. Dass sich die Krise längst nicht mehr nur auf die Peripherie des Euro-Raums beschränke, zeigten auch die jüngsten Meldungen zur drittgrößten italienischen Bank Monte dei Paschi, die offenbar ebenfalls in Schwierigkeiten stecke, ergänzt Halver.
Öl weiter im Blick
Spannend bleibt angesichts der unsicheren Makrosituation auch die Entwicklung an den Rohstoffmärkten und hier vor allen Dingen beim Öl, das mittlerweile gut 30 Prozent weniger kostet als noch Anfang April. Die Sorte Brent notiert noch knapp über 90 US-Dollar je Barrel. 'Insbesondere die Sorgen um die globale Wirtschaftsentwicklung sowie die politische Entspannung im Iran-Konflikt haben den Ölpreis kräftig unter Druck gesetzt', erklärt Sascha Rehbein von der Weberbank. Auf Basis der Grenzkosten der Ölproduktion sollte langsam der Boden bei der Preisentwicklung gefunden sein. Der Analyst warnt jedoch: 'Geht die konjunkturelle Verunsicherung am Markt hingegen weiter, ist auch ein Überschiessen zu weiteren Tiefs möglich.'
Noch kein Endspiel am Markt
Auch aus technischer Sicht scheint das Bild für die Aktienmärkte in dieser Wochen getrübt. 'In dieser Woche wird es spannend, nicht nur bei der Fußball-Europameisterschaft', erwartet Christoph Geyer, technischer Analyst der Commerzbank. Im Sport werde es ganz sicher zu einem Endspiel kommen. An der Börse werde dies noch etwas auf sich warten lassen. 'Die seit Anfang des Monats bestehende Aufwärtsbewegung ist als Korrektur im Abwärtstrend zu betrachten und sollte gerade beim DAX und beim Dow Jones in dieser Woche nach unten aufgelöst werden', prognostiziert der Techniker.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Von Konjunkturseite stehen in den kommenden Tagen die Inflationsdaten für Deutschland und die gesamte Eurozone zur Veröffentlichung an, daneben geht es in Bundestag und Bundesrat weiter um den europäischen Fiskalpakt. In den USA stehen Daten vom Immobilienmarkt und der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter auf der Agenda.
Montag, 25. Juni
8.10 Uhr. Deutschland: GfK Konsumklimaindikator Juli.
Dienstag, 26. Juni
15.00 Uhr. USA: Case-Shiller Hauspreisindex April.
Mittwoch, 27. Juni
Im Laufe des Tages. Deutschland: Verbraucherpreise. Im Mai ist die Inflationwieder zuruück unter die 2 Prozent-Marke gerutscht. Im Juni könnten sich die angekündigten Tariferhöhungen im Strom- und Gasbereich nach Ansicht der HSBC Trinkaus bemerkbar machen und die positiven Effekte aus dem markanten Rückgang des Ölpreises ausmerzen. Das Preisniveau werde möglicherweise um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat steigen, prognostiziert die Bank.
14.30 Uhr. USA: Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter Mai.
Donnerstag, 28. Juni
EU: Start des Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs (Bis 29.6.), Brüssel.
Freitag, 29. Juni
9.00 Uhr. Deutschland: Sondersitzungen in Bundestag und Bundesrat zum europäischen Fiskalpakt und dem permanenten Rettungsschirm ESM. Aus Sicht der HSBC scheint die jeweils nötige Zwei-Drittel Mehrheit bei den Abstimmungen gesichert.
11.00 Uhr. EU: Verbraucherpreise Eurozone Juni (Vorabschätzung). Nach Einschätzung der HSBC Trinkaus sollte die Inflation im Juni wohl weiter von 2,4 auf 2,3 Prozent abgeebbt sein und sich damit zumindest langsam wieder dem Teuerungsziel der EZB annähern, das eine Konsumentenpreissteigerung von unter aber nahe 2 Prozent vorsieht. Unter dieser Voraussetzung könnte die EZB eher gewillt sein, weitere expansive Maßnahmen zu ergreifen, die der angeschlagenen Lage in der Eurozone entgegenwirken. Die HSBC rechnet zu diesem Zweck mit einer Leitzinssenkung um 25 Basispunkte auf 0,75 Prozent im September.
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© 25. Juni 2012/Karoline Kopp
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