Zürich, 20. Mai (Reuters) - Die Schweizer Börse hat am
Freitag nach einem freundlichen Verlauf im späten Geschäft
nachgegeben. Die europäische Schuldenkrise und die Unruhen in
der arabischen Welt hätten die anfängliche Euphorie der Anleger
über den erfreulichen Börsenstart des Rohstoffkonzerns
Glencore und des Online-Netzwerkes Linkedin
verdrängt. "Und vor dem Wochenende wollten die Investoren ihre
Risiken zurückfahren. Man weiss ja nie, was noch geschieht",
sagte ein Händler. Der Franken zog kräftig an und auch die
Zins-Futures verzeichneten Kursgewinne.
Der Leitindex SMI<.SSMI>, der vor einer Woche bei 6563
Punkten stand, notierte kurz vor Schluss 0,3 Prozent tiefer bei
6540 Zählern. Der breite SPI<.SSHI> ermässigte sich ebenfalls um
0,3 Prozent auf 6018 Punkte.
Stützen des Marktes waren für einmal die Finanzwerte, die in
jüngster Zeit dem Markt hinterhergehinkt waren. Allerdings
konnten auch sie die Gewinne nicht ganz halten. Die Aktien der
UBS legten 0,2 Prozent zu und die der Credit
Suisse gewannen 0,7 Prozent. CS profitierte zusätzlich
von einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank.
Übernahmefantasien beflügelten die Sarasin-Aktien.
Sie schnellten bis zu fünf Prozent hoch. Zuletzt betrug das
Kursplus aber nur noch 1,9 Prozent. Bankchef Joachim Strähle
bekräftigte sein Interesse an einem Management Buy-out. "Es ist
kein Geheimnis, dass wir gerne ein MBO machen würden", sagte er
der "Financial Times". Informelle Gespräche mit dem
Mehrheitsaktionär Rabobank über das Thema gebe es bereits.
Formell verhandelt werde aber nicht.
Mehrheitlich fester waren auch die Versicherungspapiere.
Swiss Re legten ein Prozent zu. Ab Montag werden die
neuen Aktien, der Holding der Swiss Re, unter dem Symbol
gehandelt.
Dagegen tendierten die zuletzt gesuchten defensiven
Pharmaschwergewichte Novartis und Roche sowie
die Aktien des Nahrungsmittelriesen Nestle um 0,5
Prozent tiefer.
Die Aktien aus dem Industriebereich rutschten im Verlauf
ebenfalls in die Verlustzone. ABB sanken 0,6 Prozent
und Holcim verloren 1,1 Prozent.
Dagegen legten Richemont 1,4 Prozent zu und wetzten
damit die Scharte aus, die der enttäuschende Jahresbericht vom
Vortag im Kurs des Luxusgüterherstellers hinterlassen hatte.
Dem enttäuschenden Quartalsbericht der US-Textilhändler Gap
konnten sich die Aktien von Charles Vögele nicht
entziehen. Im Fahrwasser der europäischen Konkurrenten H&M
und Inditex büssten auch sie 1,5 Prozent ein.
(Reporter: Rupert Pretterklieber; redigiert von Oliver Hirt)