NEW YORK (dpa-AFX) - Der Kurs des Euro ist am Mittwoch gestiegen. Am Vormittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1577 US-Dollar gehandelt und damit über dem Niveau vom Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,1543 (Montag: 1,1606) Dollar festgesetzt.
Händler verwiesen mit Blick auf den gestärkten Euro auf Medienberichte, wonach Italiens Regierung im Streit mit der EU um die Haushaltsplanung des Landes zu einem gewissen Grad einlenken könnte. Diese Berichte haben demnach auch den italienischen Staatspapieren deutlichen Auftrieb gegeben.
Man (DE:MANG) werde zwar weiterhin für kommendes Jahr ein Defizit bei den Staatsfinanzen von 2,4 Prozent anpeilen, nachdem die Vorgängerregierung nur 0,8 Prozent anvisiert hatte, berichtete die italienische Zeitung Corriere della Sera am Mittwoch mit Bezug auf ein Kabinettstreffen. Für 2020 und 2021 werde man den Zielwert aber auf 2,2 beziehungsweise 2,0 Prozent reduzieren. Die Zeitung la Repubblica berichtete über ähnliche Pläne.
Dass die Regierung versuche die EU-Partner zu beruhigen, könne als Schritt in die richtige Richtung gesehen werden und rechtfertige somit etwas Auftrieb beim Euro, meint Thu Lan Nguyen, Expertin bei der Commerzbank (DE:CBKG). Der Teufel liege aber im Detail. Fraglich sei, ob die Ziele angesichts der Pläne der Regierung überhaupt zu erreichen seien.
Noch am Vortag hatten neue Sorgen um Italiens Staatsfinanzen und um den politischen Kurs den Euro auf den tiefsten Stand seit sechs Wochen gedrückt. Jüngster Auslöser waren eurokritische Bemerkungen von Claudio Borghi, Wirtschaftsexperte der rechtspopulistischen Regierungspartei Lega.
Im weiteren Tagesverlauf könnten am Mittwoch noch Stimmungsindikatoren zum Dienstleistungssektor im Euroraum sowie in den USA für Bewegung am Devisenmarkt sorgen und es werden Zahlen zum Einzelhandelsumsatz im Währungsraum veröffentlicht.
Zudem wird die britische Premierministerin Theresa May ihre Abschlussrede zum Parteitag der Konservativen in Birmingham halten. Sie dürfte dort für ihre Brexit-Pläne werben, die in ihren eigenen Reihen heftig umstritten sind. Ex-Außenminister Boris Johnson hatte am Dienstag zwar dazu aufgerufen, Mays Pläne zu verwerfen, stellte aber nicht direkt ihre Führungsposition infrage.
Deutliche Bewegung am Devisenmarkt gab es bei der türkischen Lira, die nach der Veröffentlichung hoher Inflationszahlen im Verhältnis zum US-Dollar um gut 1,5 Prozent an Wert verlor.
Im September sind die Verbraucherpreise laut dem staatlichen Staatistikamt im Jahresvergleich um 24,5 Prozent gestiegen. Dies ist die höchste Teuerungsrate seit Juni 2003 und übertrifft die Befürchtungen von Analysten. Im August hatte die Rate noch bei 17,9 Prozent gelegen. Seit Monaten ist die türkische Lira stark unter Druck, wenn sie sich zuletzt auch wieder etwas erholte. Dies treibt die Inflation nach oben, weil importierte Waren teurer werden.