(neu: Details zur Commerzbank, Deutsche-Bank-Passagen gestrafft, Schlusskurse)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger haben bei den Aktien der Deutschen Bank (4:DBKGn) und der Commerzbank (4:CBKG) am Donnerstag die Reißleine gezogen. Beide Papiere verzeichneten massive Verluste und fielen auf die tiefsten Stände seit vielen Monaten.
Den Titeln der Deutschen Bank half dabei auch nicht die Ankündigung eines verschärften Sparprogramms. Nach anfänglich schwankendem Verlauf tauchten die Anteilscheine des größten deutschen Geldhauses am Nachmittag immer tiefer ab und büßten letztlich 4,79 Prozent auf 10,376 Euro ein. Mit einem Tagestief von 10,186 Euro hatten sie zwischenzeitlich den tiefsten Stand seit September 2016 erreicht. Im bisherigen Jahresverlauf haben Deutsche Bank mehr als ein Drittel ihres Wertes eingebüßt, womit sie der mit Abstand schwächste Wert im Dax sind. Experten zufolge droht ihnen der Abschied aus dem Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50).
Im Sog der Deutsche-Bank-Aktien ging es mit den Commerzbank-Titeln noch tiefer nach unten. Sie verließen die seit Wochen bestehende Handelsspanne zwischen 10 und gut 11 Euro und sackten unter die Marke von 10 Euro ab. Zum Handelsschluss betrug der Verlust 6,47 Prozent bei 9,495 Euro. Damit waren Commerzbank am Donnerstag der größte Verlierer im Dax (DAX).
Bereits im frühen Handel hatten die Commerzbank-Aktien Händlern zufolge unter einer kritischen Analystenstudie gelitten. Die US-Investmentbank Morgan Stanley (NYSE:MS) hatte ihre bisher optimistische Haltung aufgegeben und die Aktien wegen schwacher Ertragsaussichten der Bank und deutlich gesenkter Gewinnschätzungen auf "Equal-weight" abgestuft. Analystin Giulia Aurora Miotto verwies dabei auf strukturelle Herausforderungen im Firmenkundengeschäft sowie das nach wie vor niedrige Zinsumfeld.
Die Deutsche Bank verschärft mit dem Abbau tausender Arbeitsplätze ihren Sparkurs. Nach drei Verlustjahren in Folge will das Institut unter seinem neuen Vorstandschef Christian Sewing die Zahl der Vollzeitstellen von derzeit mehr als 97 000 auf deutlich unter 90 000 verringern. Allein im Aktiengeschäft sollen dabei etwa 25 Prozent der Stellen wegfallen.
Ein Börsianer wertete dies als Schritt in die richtige Richtung, mit dem das Institut allerdings noch nicht aus dem Gröbsten raus sei. Auch diverse Analysten begrüßten die angekündigten Maßnahmen, hielten sie jedoch für nicht ausreichend.
Laut Andrew Lim von der Societe Generale (PA:SOGN) bleibt die Deutsche Bank trotz der Maßnahmen vergleichsweise schwach kapitalisiert. UBS-Experte Daniele Brupbacher glaubt nicht daran, dass die fortschreitende Umstrukturierung des Investmentbankings der Bank die strategische Kehrtwende bringt. Für Markus Rießelmann von Independent Research sind außerdem "Zweifel an der erfolgreichen Umsetzung aufgrund der häufigen Zielverfehlungen in der Vergangenheit angebracht."
Die Deutsche Bank hinke mit dem Umbau des Geschäftsmodells ihren Wettbewerbern um drei bis fünf Jahre hinterher, merkte Michael Seufert von der NordLB an. "Während sie sich noch intensiv mit dem Eindampfen von Geschäftsbereichen beschäftigt, besetzt die Konkurrenz zunehmend die renditestarken Geschäftsfelder", kritisierte der Analyst.