Von Peter Nurse
Investing.com - Der US-Dollar notiert leicht schwächer, während der Euro im frühen europäischen Handel am Donnerstag langsam wieder auf die Beine kommt. Die Risikobereitschaft wurde durch die Wiederaufnahme der russischen Gaslieferungen nach Westeuropa gestärkt, wenngleich die Anleger vor der heutigen EZB-Sitzung etwas vorsichtig sind.
Bis 9:20 Uhr MEZ wurde der Dollar Index, der den Dollar gegenüber anderen ausgewählten Währungen nachzeichnet, 0,2 % tiefer bei 106,763 gehandelt.
Der EUR/USD stieg um 0,3 % auf 1,0211. Damit lag das Währungspaar nicht weit von seinem Intraday-Höchststand vom Mittwoch bei 1,0273 entfernt. Das war gleichzeitig die höchste Notierung seit dem 6. Juli.
Die europäische Einheitswährung erhielt durch die Nachricht einen Aufschwung, dass Russland am frühen Donnerstag nach einer 10-tägigen Wartungsperiode wieder Gas durch seine größte Pipeline nach Europa schickte.
Laut einem Sprecher von Nord Stream wird es einige Zeit dauern, bis der Durchfluss wieder das entsprechende Niveau erreicht hat. Aber die Tatsache, dass Russland sich nicht entschieden hat, ein politisches Zeichen zu setzen, indem es die Gasflüsse längerfristig stoppt, wird dem Kontinent eine gewisse Erleichterung verschaffen. Europa ist weiterhin stark abhängig von russischem Gas.
Dennoch bleibt an den Märkten vor der jüngsten Sitzung der Europäischen Zentralbank, bei der die geldpolitischen Entscheidungsträger voraussichtlich ihre erste Zinserhöhung seit 2011 vornehmen werden, eine gewisse Vorsicht bestehen.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde signalisierte zuvor eine Erhöhung um 25 Basispunkte für dieses Treffen. Doch Presseberichte Anfang der Woche deuteten darauf hin, dass die geldpolitischen Entscheidungsträger eine Erhöhung um einen halben Punkt diskutieren werden. Damit soll die schnell steigende Inflation in den Griff bekommen werden. Diese lag im Juni bei 8,6 %.
Es wird auch erwartet, dass die EZB weitere Details über ein neues Instrument bereitstellt, das darauf abzielt, den dramatischen Anstieg der Anleiherenditen in der europäischen Peripherie zu kontrollieren. Ein solches Instrument könnte angesichts des möglichen Zusammenbruchs der italienischen Regierung in Kürze benötigt werden.
Der italienische Premierminister Mario Draghi gewann zwar am späten Mittwoch einen Vertrauensantrag im Senat des Oberhauses. Aber drei große Koalitionsparteien weigerten sich, an der Abstimmung teilzunehmen, was den weithin respektierten ehemaligen Chef der EZB zum Rücktritt zwingen könnte.
Die Rendite 10-jähriger italienischer Staatsanleihen stieg am Donnerstag um 15 Basispunkte auf 3,627, wobei sich der Spread zum deutschen Äquivalent stark ausweitete.
„Wir glauben, dass die Details die Märkte nicht überzeugen werden“, sagten die Analysten von Nordea. „Selbst wenn das Instrument zum Einsatz kommt, wird die EZB wahrscheinlich nicht bereit sein, die volle Feuerkraft des Tools einzusetzen. Es sei denn, dies ist absolut notwendig.“
Andernorts stieg der USD/JPY um 0,3 % auf 138,59 und konsolidierte sich damit unter dem 24-Jahres-Hoch der letzten Woche von 139,38. Grund war, dass die Bank of Japan ihre ultralockere Geldpolitik trotz Anhebung ihrer Inflationsprognose und Warnung vor Risiken für die Wirtschaftsaussichten beibehalten hatte.
Der GBP/USD musste leichte Verlust hinnehmen und wurde auf 1,1966 gehandelt. Derweil hat sich das Kandidatenfeld für das Amt des nächsten britischen Premierministers auf zwei verengte. Das risikoempfindliche Währungspaar AUD/USD blieb derweil unverändert bei 0,688.
Darüber hinaus stieg der USD/TRY vor der nächsten Sitzung der türkischen Zentralbank um 0,1 % auf 17,6254. Die Notenbanker werden ihren Leitzins am Donnerstag voraussichtlich bei 14 % belassen und damit einer globalen Verschiebung hin zu einer aggressiven geldpolitischen Straffung trotz steigender Inflation trotzen.