NEW YORK/LONDON/WIEN (dpa-AFX) - Die Ölpreise haben nur kurzzeitig von fallenden Ölreserven in den USA profitiert und sind am Donnerstag gesunken. Gegen Mittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli 107,98 US-Dollar. Das waren 42 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte WTI sank um 41 Cent auf 102,23 Dollar.
"Die US-Lagerdaten gaben nur kurzzeitig Unterstützung", beschrieben Rohstoffexperten der Commerzbank den Handel am Ölmarkt. Die US-Regierung hatte zur Wochenmitte einen unerwartet starken Rückgang der Lagerbestände an Rohöl gemeldet und damit zeitweise für steigende Ölpreise gesorgt. In der weltgrößten Volkswirtschaft, die zugleich der größte Ölkonsument ist, liegen die Reserven aber weiterhin in der Nähe ihres Rekordhochs. Zuletzt hätten die Raffinerien in den USA mehr Rohöl verarbeitet, hieß es weiter bei der Commerzbank.
Im Handelsverlauf dürfte sich das Interesse der Anleger am Ölmarkt auf die Geldpolitik in der Eurozone richten. Am frühen Nachmittag wird die Europäische Zentralbank (EZB) ihre mit Spannung erwarteten Beschlüsse veröffentlichen. Eine erneute geldpolitische Lockerung gilt im Kampf gegen niedrige Inflation und schwaches Wachstum als ausgemachte Sache. Allerdings warnen Analysten vor zu großen Erwartungen an die Notenbank.
Der Preis für Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) legte hingegen zuletzt zu. Nach Berechnungen des Opec-Sekretariats vom Donnerstag kostete ein Barrel (159 Liter) am Mittwoch im Durchschnitt 105,56 US-Dollar. Das waren 42 Cent mehr als am Dienstag. Die Opec berechnet ihren Korbpreis auf Basis der zwölf wichtigsten Sorten des Kartells.