Investing.com - Der EUR/USD sucht nach der geldpolitischen Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) noch immer nach einer mittelfristigen Richtung. Der Euro konnte sich zwar zum US-Dollar in den letzten Tagen erholen, konnte seine Gewinne aber am Mittwoch nicht weiter ausbauen, da die Währungshüter auf der jüngsten Sitzung klar gemacht hatten, dass die Zinsen nicht vor Sommer 2019 erhöht werden.
EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hatte zuletzt betont, dass man weiter Geduld bei der Normalisierung der Geldpolitik haben müsse. Die Nullzinspolitik sollte fortgesetzt werden und zwar solange, bis sich die Inflation in Einklang mit den Erwartungen von einem nachhaltigen Anpassungspfad befinde.
Die Europäische Zentralbank hält sich damit die Tür für eine weiter lockere Geldpolitik in der Währungsunion offen, sofern die politischen Turbulenzen in Deutschland und Italien sowie der schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und dem Rest der Welt den Wachstumsausblick in der Eurozone verschlechtern und die Inflationserwartungen wieder entgleisen sollten. Ein Ende des Kaufprogramms hatten die Währungshüter zwar für Dezember 2018 in Aussicht gestellt - in Stein gemeißelt ist dies aber noch nicht, da die Zentralbank ein Auslaufen des APP von den hereinkommenden Konjunkturdaten abhängig gemacht hat.
Als Belastungsfaktor für den Euro gilt zudem der Koalitionsstreit zwischen CSU und CDU, nachdem der Gipfel ohne weitere Annäherung verlaufen ist. Vor allem Dobrindt geht jetzt in die Vollen und drängt Angela Merkel zu einer Lösung, da es auf europäischer Ebene für eine Einigung in der Asylfrage zu lange dauert. Der nächste Akt im Kasperletheater steht am Sonntag auf der Agenda, wenn sich die CSU-Spitzen beraten.
Positiv zu interpretieren für den Euro ist dagegen die moderate Verengung der Renditen in Europa und den USA. Zwar klafft zwischen beiden Ländern noch immer ein riesiger Graben, aber der Chart signalisiert einen potenziellen Doppelboden an. Zuletzt betrug die Zinsdifferenz zwischen deutschen und amerikanischen Staatsanleihen gut 252 Basispunkte - gestern waren es noch 254,9 Basispunkte.
Was steht heute im Wirtschaftskalender
Aus Europa erreichten uns positive Konjunkturdaten. So sei die Kreditvergabe an Unternehmen in der Eurozone so stark gestiegen wie seit gut neun Jahren nicht mehr, wie die Europäische Zentralbank am Mittwoch mitteilte. An Unternehmen vergaben die Geldhäuser im Mai 3,6 Prozent mehr Darlehen als dies noch vor einem Jahr der Fall war. Privathaushalte erhielten von Banken 2,9 Prozent mehr Darlehen. Vor allem die lockere Geldpolitik der EZB begünstigt die Kreditvergabe.
Jenseits des Atlantiks, also in den USA, steht heute der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter auf der Agenda. Volkswirte rechnen nach minus 1,9 Prozent im Vormonat um einen weiteren Rückgang um 0,9 Prozent. Die Kernbestellungen sollten dagegen um 0,5 Prozent steigen. Darüber hinaus werden die Warenhandelsbilanz, die Lagerbestände beim Großhandel und der Index der schwebenden Hausverkäufe veröffentlicht.
EUR/USD - Technische Analyse
Der EUR/USD befindet sich nach wie vor in einer Korrektur. Robert Zach von Investing.com schreibt in seiner täglichen Markteinschätzung zum EUR/USD: "Ein Abgleiten unter die wichtige Unterstützung bei 1,1630 Dollar würde wahrscheinlich Verluste in Richtung der 200-Stunden-Linie bei 1,1618 Dollar auslösen."
Auf der Oberseite würde dagegen ein "Sprung über den Widerstand bei 1,1678 Dollar ein Ende der laufenden Korrektur einläuten und den Weg für einen Wiederanstieg in Richtung des Schlüsselwiderstands in Form einer Abwärtstrendlinie sowie dem 61,8% Fibonacci-Retracement des jüngsten Abwärtsimpulses und dem horizontalen Widerstand bei 1,1730/20 Dollar frei machen", so Robert Zach.