* Zentralbanken wollen Yen-Höhenflug nach Katastrophe stoppen
* Schäuble: "Signal der Solidarität"
* EZB: "Außergewöhnliche Zeiten erfordern Außergewöhnliches"
(neu: Trichet)
Tokio/Frankfurt, 18. Mär (Reuters) - Die Krise in Japan hat die großen Industriestaaten erstmals seit zehn Jahren zu einem gemeinsamen Eingriff am Devisenmarkt getrieben. Die G7-Staaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, USA und Kanada griffen ihrem Partner Japan am Freitag unter die Arme und beschlossen den Verkauf der japanischen Währung in globalem Stil. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble wertete die Aktion als "Signal der Solidarität" mit den krisengeplagten Japanern. Zugleich soll der Gesprächsfaden zwischen den sieben Industrienationen nicht abreißen.
Die Regierung in Tokio begann unmittelbar nach einer Telefonkonferenz der G7-Finanzminister und Notenbankchefs am frühen Morgen damit, ihre zuletzt auf ein Rekordniveau gekletterte Währung zu schwächen. Weitere Zentralbanken zogen im Laufe des Tages nach. Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Kanada bestätigten die entsprechenden Markteingriffe ihrer Zentralbanken. Aus Kreisen verlautete, die italienische Notenbank habe sich ebenfalls beteiligt.
Auch die EZB war mit von der Partie. "Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen", sage EZB-Direktoriumsmitglied Gertrude Tumpel-Gugerell in Belgrad zu der Intervention. Bis zum Nachmittag hatte sich die Zentralbank nach einer groben Schätzung von Nomura Securities in London mit einem Volumen von rund fünf Milliarden Euro an der Aktion zur Schwächung der japanischen Währung beteiligt.
Als Folge der G7-Intervention gab der Kurs des Yen
Der jüngste Anstieg des Yen
UN-ÖKONOM: "GROSSE SCHRITTE WAGEN"
Der Chefvolkswirt der UN-Organisation für Welthandel und Entwicklung UNCTAD, Heiner Flassbeck, begrüßte die G7-Intervention. "Das ist angemessen in der aktuellen Situation", sagte er im Gespräch mit Reuters. Flassbeck plädierte auch dafür, bei einer solchen abgestimmten Aktion große Schritte zu wagen: "Tastendes Vorgehen macht keinen Sinn." Der deutsche Wirtschaftsweise Lars Feld sieht die G7-Maßnahmne nicht als Signal dafür, dass die konjunkturellen Risiken derzeit womöglich größer sind als bislang gedacht. Wie Schäuble sieht auch er die Aktion als ein "Zeichen der Solidarität mit Japan".
Die letzte gemeinsame Devisenmarktintervention der
wichtigsten Zentralbanken fand im Herbst des Jahres 2000 statt,
als die Europäische Zentralbank (EZB), die Fed und die Bank von
Japan gemeinsam Euro kauften, um die gerade erst im Jahr zuvor
aus der Taufe gehobene Gemeinschaftswährung
(Reuters-Büros Tokio, Frankfurt, London, Paris und Washington; geschrieben von Andreas Framke, Reinhard Becker und Stefan Schaaf; redigiert von Ralf Bode)