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FOKUS 5-G7-Staaten greifen Japan in der Krise unter die Arme

Veröffentlicht am 18.03.2011, 18:01
EUR/JPY
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* Zentralbanken wollen Yen-Höhenflug nach Katastrophe stoppen

* Schäuble: "Signal der Solidarität"

* EZB: "Außergewöhnliche Zeiten erfordern Außergewöhnliches"

(neu: Trichet)

Tokio/Frankfurt, 18. Mär (Reuters) - Die Krise in Japan hat die großen Industriestaaten erstmals seit zehn Jahren zu einem gemeinsamen Eingriff am Devisenmarkt getrieben. Die G7-Staaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, USA und Kanada griffen ihrem Partner Japan am Freitag unter die Arme und beschlossen den Verkauf der japanischen Währung in globalem Stil. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble wertete die Aktion als "Signal der Solidarität" mit den krisengeplagten Japanern. Zugleich soll der Gesprächsfaden zwischen den sieben Industrienationen nicht abreißen.

Die Regierung in Tokio begann unmittelbar nach einer Telefonkonferenz der G7-Finanzminister und Notenbankchefs am frühen Morgen damit, ihre zuletzt auf ein Rekordniveau gekletterte Währung zu schwächen. Weitere Zentralbanken zogen im Laufe des Tages nach. Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Kanada bestätigten die entsprechenden Markteingriffe ihrer Zentralbanken. Aus Kreisen verlautete, die italienische Notenbank habe sich ebenfalls beteiligt.

Auch die EZB war mit von der Partie. "Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen", sage EZB-Direktoriumsmitglied Gertrude Tumpel-Gugerell in Belgrad zu der Intervention. Bis zum Nachmittag hatte sich die Zentralbank nach einer groben Schätzung von Nomura Securities in London mit einem Volumen von rund fünf Milliarden Euro an der Aktion zur Schwächung der japanischen Währung beteiligt.

Als Folge der G7-Intervention gab der Kurs des Yen zum Dollar nach, nachdem er am Vortag einen Rekord von 77,16 Yen erreicht hatte. Auch der Euro erholte sich von seinem Zwei-Monatstief. Die Gemeinschaftswährung legte genauso zum Dollar zu und an der Börse in Tokio<.N225> sowie den anderen asiatischen Märkten zogen die Aktienkurse umgehend an.

Der jüngste Anstieg des Yen wurde davon ausgelöst, dass japanische Investoren nach dem schweren Erdbeben weltweit Anlagegeld nach Hause zurückholten, um den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete sowie die Bewältigung der Atomkatastrophe zu finanzieren. Zudem wurden hochspekulative, mit Yen finanzierte Währungsgeschäfte aufgelöst. Die Folge war eine starke Nachfrage nach der Landeswährung Yen. Die dadurch verursachte Verteuerung wiederum schwächt die internationale Wettbewerbsfähigkeit der drittgrößten Volkswirtschaft. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sagte, die wirtschaftlichen Auswirkungen des Japan-Bebens werde die Notenbank noch intensiv beschäftigen.

UN-ÖKONOM: "GROSSE SCHRITTE WAGEN"

Der Chefvolkswirt der UN-Organisation für Welthandel und Entwicklung UNCTAD, Heiner Flassbeck, begrüßte die G7-Intervention. "Das ist angemessen in der aktuellen Situation", sagte er im Gespräch mit Reuters. Flassbeck plädierte auch dafür, bei einer solchen abgestimmten Aktion große Schritte zu wagen: "Tastendes Vorgehen macht keinen Sinn." Der deutsche Wirtschaftsweise Lars Feld sieht die G7-Maßnahmne nicht als Signal dafür, dass die konjunkturellen Risiken derzeit womöglich größer sind als bislang gedacht. Wie Schäuble sieht auch er die Aktion als ein "Zeichen der Solidarität mit Japan".

Die letzte gemeinsame Devisenmarktintervention der wichtigsten Zentralbanken fand im Herbst des Jahres 2000 statt, als die Europäische Zentralbank (EZB), die Fed und die Bank von Japan gemeinsam Euro kauften, um die gerade erst im Jahr zuvor aus der Taufe gehobene Gemeinschaftswährung zu stützen. Japans Notenbank intervenierte zuletzt im vergangenen September. Sie tut dies allerdings vergleichsweise oft. In der Finanzkrise der vergangenen Jahre hatten die wichtigsten internationalen Zentralbanken wiederholt gemeinsame Sache gemacht, etwa den Finanzmärkten in großem Maßstab Liquidität zur Verfügung gestellt und in einem historischen Schritt kurz nach der Pleite von Lehman Brothers im Herbst 2008 gemeinsam ihre Leitzinsen gesenkt.

(Reuters-Büros Tokio, Frankfurt, London, Paris und Washington; geschrieben von Andreas Framke, Reinhard Becker und Stefan Schaaf; redigiert von Ralf Bode)

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