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Veröffentlicht am 16.12.2013, 20:37
Börsen-Zeitung: Abgang mit Folgen, Kommentar zur Rückkehr von

EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen nach Berlin als Mitglied der

neuen Regierung, von Mark Schrörs.

Frankfurt (ots) - Abgang Jörg Asmussen, Auftritt Sabine

Lautenschläger? Der überraschende Rückzug von Asmussen aus dem

Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) und seine Rückkehr

nach Berlin als Mitglied der neuen Regierung sorgten gestern vor

allem auch in Frankfurt für jede Menge Aufsehen - und warfen allerlei

Fragen auf: Warum tut er das? Was bedeutet das für die EZB. Und vor

allem: Wer folgt?

Asmussens Schritt bedeutet auf dem Papier ohne Frage einen

Abstieg. Denn er wird ja nicht SPD-Finanzminister, wie

zwischenzeitlich spekuliert worden war. Er wird Staatssekretär im

Arbeitsministerium - er rückt also wieder in die zweite Reihe.

Asmussen selbst begründet seine Entscheidung damit, er wolle mehr

Zeit für seine Familie haben. Gut möglich ist aber, dass auch andere

Gründe zumindest eine Rolle gespielt haben.

Asmussen reizt das politische Gestalten, als 'political animal'

bezeichnen ihn enge Mitstreiter. Nun wird es als Staatssekretär zwar

primär seine Aufgabe sein, seine Dienstherrin Andrea Nahles glänzen

zu lassen. Aber wer sagt, dass es nicht später für mehr reichen kann?

Asmussen ist erst 47 Jahre alt. Mit Themen wie Mindestlohn hat er

jedenfalls die Möglichkeit, sich bei der SPD-Basis zu profilieren.

Der Pragmatiker Asmussen mag zudem mit der bürokratischen

Institution EZB gefremdelt haben. Erleichtert worden sein dürfte die

Entscheidung dadurch, dass sich sein Verhältnis zu EZB-Chef Mario

Draghi offenbar etwas abgekühlt hat. Asmussen steht zwar anders als

Vorgänger Jürgen Stark im Wesentlichen hinter dem EZB-Kurs, auch

hinter dem Staatsanleihekaufprogramm OMT. Aber in jüngster Zeit waren

Draghi und er öfter mal unterschiedlicher Meinung.

Für Draghi kommt der Schritt dennoch zur Unzeit. Asmussen ist

derzeit Draghis wichtigster Verhandler auf EU-Ebene, etwa wenn es um

die Bankenunion geht. Zudem steht die EZB 2014 vor großen

Herausforderungen. Im Herbst soll sie die Aufsicht über die größten

Institute übernehmen. Vorher unterzieht sie diese einer beispiellosen

Bilanzprüfung. Zu Recht mahnt Draghi eine schnelle Nachfolge an.

Für die gilt die Vizepräsidentin der Bundesbank, Sabine

Lautenschläger, als heiße Kandidatin. Für sie spricht, dass sie viel

Expertise in Bankenaufsichtsfragen mitbringt. Sie könnte so auch den

Posten als Vice Chair im neuen EZB-Aufsichtsgremium übernehmen.

Geldpolitisch hingegen ist sie bislang kaum in Erscheinung getreten.

Da müsste Lautenschläger beweisen, dass sie in EZB-Direktorium und

-Rat auf Augenhöhe agieren kann. Zuzutrauen ist ihr das.

(Börsen-Zeitung, 17.12.2013)

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