* Drohende Atomkatastrophe in Japan belastet weiter
* Japan schätzt Bebenschäden auf über 300 Mrd. Dollar
* Bericht: AKW-Betreiber Tepco bekommt Notkredite
(Neu: Börsenschluss in Tokio, weitere Aktienmärkte)
Tokio, 23. März (Reuters) - Unter dem anhaltenden Druck einer drohenden Atomkatastrophe in Japan sind viele Fernost-Börsen am Mittwoch wieder auf Talfahrt gegangen. Vor allem in Tokio war nichts mehr zu spüren von der Zuversicht auf ein baldiges Ende der Krise, die den Indizes noch am Vortag ein kräftiges Plus beschert hatte. Vielmehr beschäftigten sich die Investoren wieder verstärkt mit den Kosten des Erdbebens. Die reinen Bebenschäden könnten sich der japanischen Regierung zufolge auf mehr als 300 Milliarden Dollar belaufen. Auf dem Parkett im Blickpunkt stand abermals der Betreiber des havarierten AKW Fukushima, Tepco<9501.T>. Japanische Banken sind Branchenkreisen zufolge bereit, Tepco mit Krediten im Umfang von fast 25 Milliarden Dollar zu unterstützen.[ID:nLDE72M01V]
In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index<.N225> 1,7 Prozent im Minus bei 9449 Zählern. Der breiter gefasste Topix-Index<.TOPX> verlor 0,8 Prozent auf 861 Punkte. Auch an den Börsen in Südkorea<.KS11> und Hongkong<.HSI> ging es bergab. Freundlich präsentierten sich dagegen die Aktienmärkte in Singapur<.FTSTI>, Taiwan<.TWII> und Shanghai<.SSEC>. In Shanghai waren im Vorfeld von Bankbilanzen vor allem Finanzwerte gefragt.
In Tokio wurden die Titel des AKW-Betreibers Tepco besonders rege gehandelt. Im Aufwind der Berichte über Notkredite verbuchte die Tepco-Aktie nach dem Kurssprung des Vortags erneut Gewinne. Doch dieser Trend war nur vorübergehend, und die Papiere gingen letztlich 4,5 Prozent leichter aus dem Handel.
Toyota<7203.T> leidet unterdessen stärker als bisher bekannt
unter den Folgen der Naturkatastrophe: Bei dem Autokonzern
verzögert sich das Wiederanfahren mehrerer Produktionsstraßen.
Der VW
Zu den Verlieren zählten auch die Aktien von Sony<6758.T> mit einem Minus von 0,2 Prozent. Der Elektronikkonzern muss wegen des Bebens die Produktion in fünf weiteren Fabriken verlangsamen. Gefragt war dagegen der Zement-Hersteller Taiheiyo<5233.T>, der zeitweise bis zu 13 Prozent höher gehandelt wurde und schließlich 3,4 Prozent fester schloss. Der japanische Branchenprimus hob seine Dividendenprognose an. Investoren setzen zudem darauf, dass das Unternehmen kräftig beim Wiederaufbau des Landes nach Erdbeben und Tsunami mitmischen kann.
"Der Markt schaut sich genau an, welche Unternehmen Vorteile durch die Katastrophe haben und welche nicht", sagte Toru Hashizume von Stats Investment Management. "Die generelle Stimmung bleibt schwach und dem Index stehen weitere Abverkäufe bevor, solange die Wirtschaft gebremst wird."
(Reuters-Büros in Tokio, Hongkong und Shanghai; bearbeitet von Elke Ahlswede; redigiert von Boris Berner)