Washington (Reuters) - Nach den Verbalattacken von US-Präsident Donald Trump hat der Iran mit dem Test einer neuen Mittelstreckenrakete militärische Stärke demonstriert.
Das Geschoss habe eine Reichweite von 2000 Kilometern und könne mit mehreren Sprengköpfen bestückt werden, teilte die Regierung in Teheran am Samstag mit. Zugleich kündigte sie an, trotz des US-Drucks an ihrem Raketenprogramm festzuhalten. Auf dem Weg zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit werde der Iran niemanden um Erlaubnis fragen, sagte Verteidigungsminister Amir Hatami im staatlichen Fernsehen. Trump bezeichnete den Test der Rakete, die demnach bis nach Israel fliegen kann, als Beleg für die Schwäche des von ihm kritisierten Atomabkommens und warf dem Iran vor, mit Nordkorea im Bunde zu stehen.
Dem Staats-TV zufolge verfügt der Iran mit dem Geschoss mit dem Namen Chorramschahr nun über eine dritte Rakete mit einer solchen Reichweite. Sie war erst am Freitag bei einer Militärparade präsentiert worden. Präsident Hassan Ruhani hatte dort nach den massiven Vorwürfen von Trump den Ausbau der Streitkräfte angekündigt. Der US-Präsident hatte den Iran in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung am Dienstag als wirtschaftlich erschöpften Schurkenstaat bezeichnet, der Terror exportiere. Das von der internationalen Gemeinschaft mit dem Iran ausgehandelte Atomabkommen nannte er eine Schande und deutete an, dass die USA aus dem Vertrag aussteigen könnten. Die übrigen Unterzeichnerstaaten - Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und China - wollen dagegen an der Vereinbarung festhalten.
Trump legte noch am Samstag mit seiner Kritik an dem Atomabkommen via Twitter nach und erklärte, dass es Verbindungen zwischen der Islamischen Republik und Nordkorea gebe: "Der Iran hat soeben eine ballistische Rakete getestet, die Israel erreichen kann. Sie arbeiten auch mit Nordkorea. Nicht gerade ein gutes Abkommen, das wir da haben." Das US-Finanzministerium hatte erst im Juli Sanktionen gegen sechs iranische Firmen erlassen und dies mit dem Raketenprogramm begründet. Der Iran bestreitet dagegen US-Vorwürfe, dass das Raketenprogramm gegen UN-Resolutionen verstoße. Die Regierung verweist darauf, dass die Raketen nicht für Atomsprengköpfe konstruiert worden seien.
Gleichwohl äußerten sich auch Großbritannien und Frankreich beunruhigt über den Test. Der britische Außenminister Boris Johnson forderte den Iran auf, Provokationen zu stoppen. Eine Sprecherin des Außenministeriums in Paris erklärte, gemeinsam mit den europäischen Partnern werde Frankreich Maßnahmen in Erwägung ziehen, damit der Iran "seine destabilisierenden ballistischen Aktivitäten" einstelle. Sie forderte UN-Generalsekretär Antonio Guterres auf, einen vollständigen Bericht über den Raketentest zu erstellen.