Zürich, 22. Okt (Reuters) - Zunehmende Rezessionsängste und
der erneute Absturz der Wall Street haben am Mittwoch die
Schweizer Börse tief in die Verlustzone gedrückt. Enttäuschende
Quartalsergebnisse sorgten für schlechte Stimmung. Im
Mittelpunkt standen die Aktien des Mischkonzerns Oerlikon
, der mit seinem Quartalsabschluss die Erwartungen
verfehlte und eine Gewinnwarnung abgab. Die Oerlikon-Aktien
brachen zeitweise 18 Prozent auf den tiefsten Stand seit
fünfeinhalb Jahren ein. Das Unternehmen rechnet 2008 mit einem
Verlust, will im nächsten Jahr dann aber wieder in die schwarzen
Zahlen zurückkehren.
Der SMI <.SSMI> sackten 4,2 Prozent auf 5925,46 Punkte ab.
Der breite SPI <.SSHI> fiel 3,99 Prozent auf 4899,12 Zähler.
Die Aktien von Banken und Versicherungen verloren stark. Der
Sektor leidet weiter unter dem Vertrauensverlust der Anleger im
Sog der Finanzkrise, sagte ein Händler. UBS sank 4,8
Prozent und Credit Suisse büsste am Tag vor dem
ausführlichen Quartalsbericht vier Prozent aus. Credit Suisse
hat wegen Verlusten im Investmentbanking einen Quartalsverlust
von 1,3 Milliarden Franken angekündigt.
Markante Einbussen sahen auch zyklische Industriewerte wie
ABB und die Chemietitel. Damit folgten sie dem Trend
im Ausland. "ABB ist wie Schneider , Alstom ,
Siemens und andere stark im Bereich der
Infrastruktur- und Investitionsgüter tätig", sagte ein Händler.
"Wenn die Regierungen den Finanzsektor stützen müssen, bleibt
ihnen weniger Geld für den Ausbau der Infrastruktur übrig." Die
ABB-Aktien fielen 7,8 Prozent.
Im Sog von Oerlikon sanken die Rieter-Aktien 9,3 Prozent.
Der Automobilzulieferer und Textilmaschinen-Hersteller ist in
Industriezweigen tätig, in denen auch Oerlikon stark engagiert
ist.
Im Handelsverlauf rutschten auch die defensiven Pharmawerte
Novartis und Roche sowie Nestle
deutlich ins Minus. Die Aktien der anfangs dank des sehr guten
Quartalsergebnisses noch gesuchten Biotechnologiefirma Actelion
drehten ebenfalls in die Verlustzone und schlossen 4,2
Prozent tiefer. Bei Nestle sprachen Händler von "Verkäufen vor
dem Ergebnis". Die Investoren gingen davon aus, dass ein
Konjunkturabschwung auch an dem weltgrössten Lebensmittelkonzern
nicht spurlos vorbeigehen wird. "Und so wie die Aktienbörsen
unter Druck stehen, nehmen die Märkte eine tiefe und
langdauernde Rezession vorweg", sagte ein Händler.
Zu den wenigen Gewinnern zählte Temenos . Der
Bankesoftware-Hersteller hat mit seinem Zwischenbericht positiv
überrascht. Zudem sei der Titel sehr günstig und Temenos könnte
damit ins Visier eines grossen Softwarehauses geraten, sagte ein
Börsianer. Die Aktien stiegen 4,6 Prozent.
Unter Gewinnmitnahmen litt der Luxusgüterkonzern Richemont
. Die Aktien verloren 6,3 Prozent, nachdem sie am Vortag
38 Prozent nach oben geschossen waren. Am Dienstag war die
Abspaltung der Tabak-Beteiligung BAT wirksam geworden
und Richemont gilt nun als "reiner" Luxusgüterwert.
(Reporter: Rupert Pretterklieber; redigiert von Paul Arnold)