- von Kirsti Knolle -
Frankfurt, 16. Dez (Reuters) - Fondsschließungen, Stellenabbau und Konsolidierung - mit diesen Aufgaben geht die deutsche Fondsbranche ins neue Jahr. Unter dem Eindruck der Finanzkrise haben Anleger in den vergangenen Monaten so viel Geld wie noch nie aus Fondsprodukten abgezogen. Deshalb stellt sich für die krisengeschüttelten Banken die Frage, ob sich ein angehängtes, teures Asset Management überhaupt noch rentiert. Und die kleinen, unabhängigen Fondsanbieter müssen sich unter Umständen mit anderen zusammentun um zu überleben.
Wegen der wegbrechenden Gebühreneinnahmen haben viele Fondsgesellschaften ein Kostenproblem. "Vor allem die kleinen Nischenanbieter mit den freien Beratern trifft es hart", sagt Rüdiger Sälzle von der Beratungsfirma Fondsconsult. "Da haben es die Großen leichter, die haben ihre Spezialitäten und ihren Vertriebsapparat."
Aber auch bei den großen Adressen brodelt es. Eigentlich wollte die Branche 2008 mit dem Argument Abgeltungssteuer auf Kundenfang gehen - einige Gesellschaften hatten sich dafür personell verstärkt. Nun heißt es aus Branchenkreisen, dass sich viele Fondsmanager mit massiven Kürzungen ihrer Boni für 2008 abfinden müssten. 2009 könnte es noch schlimmer kommen. Frank Richter, der für Axa das institutionelle Fondsgeschäft in Deutschland und Österreich verantwortet, rechnet damit, dass die Branche um zehn bis fünfzehn Prozent schrumpfen wird.
BACK TO THE ROOTS
Darauf, dass die Deutschen schnell und kräftig wieder in Fondsprodukte investieren, setzt derzeit niemand. Um das Anlegervertrauen zurückzugewinnen, könnte das Motto der Branche für 2009 heißen: Weg von komplizierten Finanzkonstrukten und zurück zu den Wurzeln. "Der Trend geht hin zu transparenten, einfachen und nachhaltigen Produkten", sagt Union-Investment-Vorstand Jens Wilhelm. "Dabei werden Anlagestrategien profitieren, die eine solide Grundstruktur in Aktien, Renten und Immobilien aufweisen und sich langfristig bewährt haben." Denn Auslöser der Krise waren letztendlich verschachtelte Finanzderivate wie Asset Backed Securities (ABS), mit denen auf immer höhere Renditen spekuliert worden war.
Immer wichtiger werde es, die Zusammensetzung eines Portfolios zu durchdenken statt sich auf einzelne Anlagestrategien zu konzentrieren, schätzt DWS-Manager Klaus Kaldemorgen. Fachleute sagen deshalb auch der noch recht jungen Produktgruppe der Exchange Traded Funds (ETF) eine wachsende Bedeutung voraus. Da die wie Aktien an der Börse gehandelten Fonds die Renditeentwicklung eines Referenz-Index nachbilden, gelten sie als liquide und transparent. Und anders als andere Fondsprodukte waren ETFs in den vergangenen Monaten weiter gefragt.
(Reporter: Kirsti Knolle; redigiert von Sabine Wollrab)