* Arcandor auf Talfahrt
* Spekulationen auf Katar-Einstieg beflügeln VW
(neu: Schlusskurse)
Frankfurt, 08. Jun (Reuters) - Anleger am Aktienmarkt haben
am Montag nach den jüngsten Kursgewinnen Kasse gemacht. Die
Unsicherheit über die Zukunft des angeschlagenen Handels- und
Touristikkonzerns Arcandor sorgte für einen Kurssturz
der MDax-Aktie von rund 44 Prozent. Spekulationen auf einen
Einstieg des Emirats Katar bei Porsche oder
Volkswagen beflügelten hingegen die Aktien von VW.
In Frankfurt ging der Dax<.GDAXI> bei geringen Umsätzen mit
einem Minus von 1,4 Prozent bei 5004 Punkten aus dem Handel.
Auch an den Börsen in London und Paris kam es zu
Gewinnmitnahmen. Der europäische Stoxx50<.STOXX50E> verlor 0,5
Prozent auf 2135 Zähler.
Impulse von Konjunkturseite gab es keine. Nachdem zuletzt
auf Basis der Frühindikatoren auf eine Wirtschaftserholung
spekuliert wurde, müsse nun die Realwirtschaft den Optimismus
erst einmal untermauern, betonte Hans-Jürgen Delp, Chefstratege
Privatkunden von der Commerzbank. "Man wandelt hier auf sehr
dünnem Eis. Wenn die Erwartungshaltung nicht bestätigt wird,
kann es schnell zu Rückschlägen kommen." Anleger hielten sich
trotz des Dax-Anstieg seit März um rund 40 Prozent mit
langfristigen Investments weiter zurück. "Es ist nicht so, dass
jetzt alle auf den Zug aufspringen wollen. Die Finanzkrise hält
weiter an, es ist zu früh, dass die Märkte wie Phoenix aus der
Asche auferstehen", erläuterte Delp.
Finanzwerte gehörten europaweit zu den größten
Kursverlierern. In Frankfurt fielen Commerzbank um 4,7
Prozent auf 5,28 Euro, Deutsche Bank verloren 2,4
Prozent. Übernahmespekulationen beflügelten hingegen die Aktien
der Postbank, die mit einem Plus von mehr als sieben
Prozent auf 17,80 Euro an der Spitze der Gewinner im MDax
rangierten. Kreisen zufolge hat die Deutsche Bank in den
vergangenen Wochen Postbank-Papiere am Markt gekauft, plant
jedoch keine beschleunigte Komplettübernahme.
Die Klage einer ehemaligen Tochter schickte die Papiere des
belgischen Finanzkonzerns Fortis auf Talfahrt. Sie
verloren 4,6 Prozent auf 2,47 Euro. Die vom niederländischen
Staat im Zuge der Finanzkrise übernommene Sparte macht vor
Gericht Ansprüche in Höhe von 362,5 Millionen Euro geltend.
Auf den Einkaufszetteln der Anleger standen hingegen Aktien
aus der zuletzt wenig begehrten Telekombranche: Zulegen konnten
vor allem Telecom Italia und France Telecom.
Hauptthema am deutschen Aktienmarkt war erneut das Ringen um
eine Rettung von Arcandor. Die drohende Insolvenz
sorgte für einen Kurseinbruch um 43,6 Prozent auf nur noch 1,06
Euro. Die Bundesregierung hat Kreisen zufolge den beantragten
Rettungskredit abgelehnt. Kaufhof-Mutter Metro teilte
mit, mit der Karstadt-Mutter weiter Gespräche über eine
Warenhausfusion zu führen. Metro-Titel gingen 0,8 Prozent höher
bei 35,30 Euro aus dem Handel.
Mit einem Plus von 2,8 Prozent auf 247 Euro setzten sich die
Aktien von Volkswagen an die Spitze der Dax-Gewinner.
Mit Hilfe eines Investors wie Katar sei Porsche vielleicht doch
nicht gezwungen, seine Optionen zum Kauf von VW-Aktien zu
veräußern, sagte ein Börsianer. Daher deckten sich Anleger, die
auf einen fallenden Aktienkurs gesetzt hätten, mit VW-Papieren
ein. Porsche-Titel lagen unverändert bei 47 Euro.
Daimler-Aktien verbuchten ein Minus von 3,3
Prozent. Ein Händler erklärte die Kursabschläge mit
Gewinnmitnahmen. Die Papiere des Autobauers hatten vergangene
Woche mit einem Plus von mehr als sieben Prozent zu den größten
Gewinnern im Leitindex gezählt. Kaum Reaktionen rief das
Absatzminus von Mercedes-Benz im Mai von 12 Prozent hervor.
Deutlich besser als die Konkurrenz aus Stuttgart hielten
sich die Aktien von BMW, die 0,2 Prozent auf 28,04 Euro
zulegten. Die Münchener zeigten sich "verhalten optimistisch",
dass sich die Absatzzahlen im Laufe des Jahres weiter verbessern
werden. Zudem stehe die Aktie charttechnisch gut da, sagte ein
Händler.
(Reporter: Anika Lehmann; redigiert von Olaf Brenner)