* Produktionsdaten aus Deutschland stimmen Anleger positiv
* Basel III-Diskussion hält an, Bankenwerte etwas erholt
* ThyssenKrupp steigen nach Ankündigung von Preiserhöhungen
(neu: Portugal, Kanada, ThyssenKrupp)
Frankfurt, 08. Sep (Reuters) - Die Aussicht auf zwar
schwächeres, aber doch anhaltendes Wirtschaftswachstum hat den
Aktienmärkten am Mittwoch zu Kursgewinnen verholfen. Der
Dax<.GDAXI> schloss 0,8 Prozent höher bei 6164 Zählern. Der
europäische Stoxx50<.STOXX50> stieg um 1,1 Prozent auf 2558
Stellen, auch die US-Börsen legten im frühen Geschäft zu. "Es
gab einige Meldungen, wonach es wirtschaftlich doch weiter nach
oben geht", sagte ein Händler.
Die Industrieproduktion in Deutschland stieg im Juli noch
leicht an. "Ich bin positiv von den Zahlen überrascht, da ich
mit einem Minus gerechnet hatte", kommentierte
Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. "Wir gehen davon aus, dass
sich der Aufwärtstrend in der Industrie fortsetzen wird. Das
hohe Tempo des ersten Halbjahres wird jedoch nicht zu halten
sein." Industriewerte wie BMW, Daimler und
Siemens gehörten mit Aufschlägen von 1,1 bis 2,4
Prozent zu den größten Dax-Gewinnern. Die Papiere von
ThyssenKrupp verteuerten sich um zwei Prozent. Der
größte deutsche Stahlkonzern will seine Stahlpreise zum 1.
Januar zum Teil um 50 Prozent anheben, wie ThyssenKrupp Steel
Europe-Vorstandsmitglied Jost Massenberg in einem
Reuters-Interview ankündigte.
Eine solide über die Bühne gegangene Auktion portugiesischer
Staatsanleihen und eine Zinserhöhung in Kanada
hellten die Stimmung der Investoren zusätzlich auf. Kanadas
Notenbank hatte ihren Leitzins auf ein Prozent angehoben.
Analysten zufolge äußerte sich die Zentralbank zuversichtlicher
als zuletzt für die Wirtschaft.
BÖRSIANER ERWARTEN GENUG NACHFRAGE BEI KAPITALERHÖHUNGEN
In Frankfurt standen zwar bei Handelsschluss die Aktien der
Deutsche Bank und Commerzbank mit Abschlägen
von 0,9 beziehungsweise 0,6 Prozent auf der Verliererseite, doch
holten sie damit einen Gutteil ihrer Verluste wieder auf.
Händlern zufolge legten sich die Ängste vor kräftigen
Kapitalerhöhungen etwas, nachdem sich Grundzüge der schärferen
Eigenkapitalvorschriften ("Basel III") abzeichneten. Der
europäische Stoxx-Branchenindex<.SX7P> drehte gar im Verlauf ins
Plus und lag 0,5 Prozent höher. "Die Banken müssen nach dem, was
wir bislang wissen, ihr Kapital wohl nicht so stark wie
befürchtet erhöhen", sagte ein Börsianer. "Außerdem dürfte es
nicht allzu schwer sein, Geld einzusammeln. Bei Anleihen ist
kaum noch etwas zu verdienen, deshalb dürfte so mancher Investor
auf Aktien setzen." Die Rendite der für den europäischen
Rentenmarkt richtungweisenden zehnjährigen
Bundesanleihe fiel zuletzt auf Rekordtiefs von knapp
über zwei Prozent.
Den Unmut der Anleger bekam allerdings in Athen die National
Bank of Greece zu spüren, deren Aktien um 6,4 Prozent
einbrachen. Die größte Bank Griechenlands will sich mit einer
Kapitalerhöhung 2,8 Milliarden Euro besorgen. "Die Gesamtsumme
liegt deutlich über den Markterwartungen von ein bis 1,5
Milliarden Euro", sagte UBS-Analyst Alexander Kyrtsis. Der
griechische Bankenindex<.FTATBNK> fiel um 3,7 Prozent.
Im Dax standen die Aktien des Chipherstellers
Infineon unter Druck: Die Titel bauten ihre
Vortagesverluste um weitere 1,8 Prozent aus, nachdem die
Analysten der UBS ihre Anlageempfehlung für die gesamte Branche
in Europa gesenkt hatten. Die Aktien der Konkurrenten
ASML und STMicro verloren in Amsterdam 0,7
beziehungsweise in Paris 1,4 Prozent.
An der Dax-Spitze standen die Aktien des Düngemittelkonzerns
K+S. Sie stiegen um 2,5 Prozent und holten damit ihre
Vortagesverluste wieder auf.
Bei den deutschen Nebenwerten hatten Aktionäre des im
SDax<.SDAXI> gelisteten Wettanbieters Tipp24 Glück:
Die Aktien schossen um 14,5 Prozent nach oben, nachdem der
Europäischen Gerichtshof das staatliche Wettmonopol in
Deutschland gekippt hatte.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Martin Zwiebelberg)