OFFENBACH/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Für 970 Beschäftigte des Offenbacher Manroland-Werks war es ein schwarzer Montag: Sie werden bei der geplanten Weiterführung des Standorts als eigenständiges Unternehmen nicht mehr benötigt, eröffnete Insolvenzverwalter Werner Schneider den Menschen bei einer Betriebsversammlung. Das neue Unternehmen für Bogendruckmaschinen, das in Form eines Management-Buy-Outs zum 1. Februar entstehen soll, benötigt nach den Plänen nur noch 824 Leute. Das sind etwa mehr als in den vergangenen Tagen als vorläufige Zahl genannt worden war.
Die übrigen sollen nach Darstellung der IG Metall am Dienstag Angebote erhalten, ohne Abfindung in eine eigens geschaffene Transfergesellschaft zu wechseln. Diese wird nur für sechs Monate eingerichtet, obwohl rechtlich ein komplettes Jahr möglich wäre. Laut Gewerkschaft fehlt aber auch für die kurze Dauer noch Geld, das möglicherweise über die EU beschafft werden könnte. Die Manroland-Alteigentümer Allianz und MAN hatten für die Gesellschaft 24 Millionen Euro bereitgestellt.
Während der Transferzeit erhalten die Leute das sogenannte Transfer-Kurzarbeitergeld, das aus Versicherungsbeiträgen der Arbeitsagentur stammt. In der Höhe entspricht es mit 60 Prozent vom Netto (67 Prozent mit Kind) dem Arbeitslosengeld I. Die Zeit in der Transfergesellschaft gilt nicht als Arbeitslosigkeit. Die Arbeitskräfte sollen qualifiziert und in andere Jobs vermittelt werden. Es sei Verhandlungssache zwischen Arbeitnehmern und Insolvenzverwalter, wie lange die Gesellschaften agieren, erklärte die hessische Regionaldirektion der Arbeitsagentur. Entscheidend sei die verfügbare Masse - also wie viel Geld vorhanden ist.
Die hessische Landesregierung sagte derweil Hilfe für den Erhalt der Arbeitsplätze zu. Zu einem Sondierungsgespräch hätten sich dazu die Beteiligten am Montag im Wirtschaftsministerium getroffen, erklärte Wirtschaftsminister Dieter Posch (FDP). Konkrete Ergebnisse wurden nach dem Treffen nicht bekannt. Die Gespräche sollen aber weiter fortgesetzt werden, erklärte der Minister.
'Die Menschen waren bei der Betriebsversammlung sehr enttäuscht', berichtete die IG Metall-Bevollmächtigte Marita Weber. 'Alle haben mehr erhofft und erwartet.' Es sei aber weiterhin ein Lichtblick, dass der Standort erhalten bleibe und sich künftig eigenständig am Markt behaupten könne.
Auch an den anderen Standorten Augsburg und Plauen wurden den Manroland-Leuten die Kündigungen eröffnet. Den Plänen von Insolvenzverwalter Schneider zufolge bleiben nur 2500 von derzeit rund 4700 Arbeitsplätzen erhalten, wobei die tiefsten Einschnitte im Offenbacher Werk vorgesehen waren. Ein Sprecher Schneiders wollte sich nicht zu konkreteren Zahlen äußern. In Offenbach liefen noch letzte Verhandlungen um einzelne Jobs, schilderte eine Sprecherin der IG Metall.
Nach Angaben des Betriebsrates verlieren in Plauen 354 Mitarbeiter und damit gut die Hälfte der Belegschaft ihren Job. Ein Sprecher Schneiders sprach von 348 Betroffenen. Auch eine Sprecherin des Betriebsrates verwies auf sich teilweise widersprechende Angaben in den Liste. In Augsburg haben laut Arbeitnehmervertretern 741 Mitarbeiter ein Angebot zum Wechsel in die Transfergesellschaft erhalten - also ihre Kündigung. In dem Werk sollen künftig noch 1393 Menschen arbeiten. Exakte Zahlen gebe es aber noch nicht, es werde noch gezählt.
Einzig der Standort Augsburg hat bereits einen Käufer, die Lübecker Possehl-Gruppe. In Plauen und in Offenbach sollen die Betriebe unter Federführung von Schneider und dem bisherigen Management zunächst fortgeführt werden, dann soll möglichst ein Investor gefunden werden. Die IG Metall will für Offenbach ein eigenes Konzept einbringen.
In Offenbach hatten sich am frühen Morgen die Arbeiter zu einem kurzen Protestmarsch versammelt und kurzzeitig das Fabrikgelände verlassen. Wegen technischer Probleme erhielten die betroffenen Mitarbeiter am Montag ihre Kündigungen noch nicht schriftlich. Die Briefe sollten an diesem Dienstag verteilt werden./sbr/ceb/DP/wiz
--- Von Christian Ebner, dpa ---
Die übrigen sollen nach Darstellung der IG Metall am Dienstag Angebote erhalten, ohne Abfindung in eine eigens geschaffene Transfergesellschaft zu wechseln. Diese wird nur für sechs Monate eingerichtet, obwohl rechtlich ein komplettes Jahr möglich wäre. Laut Gewerkschaft fehlt aber auch für die kurze Dauer noch Geld, das möglicherweise über die EU beschafft werden könnte. Die Manroland-Alteigentümer Allianz und MAN
Während der Transferzeit erhalten die Leute das sogenannte Transfer-Kurzarbeitergeld, das aus Versicherungsbeiträgen der Arbeitsagentur stammt. In der Höhe entspricht es mit 60 Prozent vom Netto (67 Prozent mit Kind) dem Arbeitslosengeld I. Die Zeit in der Transfergesellschaft gilt nicht als Arbeitslosigkeit. Die Arbeitskräfte sollen qualifiziert und in andere Jobs vermittelt werden. Es sei Verhandlungssache zwischen Arbeitnehmern und Insolvenzverwalter, wie lange die Gesellschaften agieren, erklärte die hessische Regionaldirektion der Arbeitsagentur. Entscheidend sei die verfügbare Masse - also wie viel Geld vorhanden ist.
Die hessische Landesregierung sagte derweil Hilfe für den Erhalt der Arbeitsplätze zu. Zu einem Sondierungsgespräch hätten sich dazu die Beteiligten am Montag im Wirtschaftsministerium getroffen, erklärte Wirtschaftsminister Dieter Posch (FDP). Konkrete Ergebnisse wurden nach dem Treffen nicht bekannt. Die Gespräche sollen aber weiter fortgesetzt werden, erklärte der Minister.
'Die Menschen waren bei der Betriebsversammlung sehr enttäuscht', berichtete die IG Metall-Bevollmächtigte Marita Weber. 'Alle haben mehr erhofft und erwartet.' Es sei aber weiterhin ein Lichtblick, dass der Standort erhalten bleibe und sich künftig eigenständig am Markt behaupten könne.
Auch an den anderen Standorten Augsburg und Plauen wurden den Manroland-Leuten die Kündigungen eröffnet. Den Plänen von Insolvenzverwalter Schneider zufolge bleiben nur 2500 von derzeit rund 4700 Arbeitsplätzen erhalten, wobei die tiefsten Einschnitte im Offenbacher Werk vorgesehen waren. Ein Sprecher Schneiders wollte sich nicht zu konkreteren Zahlen äußern. In Offenbach liefen noch letzte Verhandlungen um einzelne Jobs, schilderte eine Sprecherin der IG Metall.
Nach Angaben des Betriebsrates verlieren in Plauen 354 Mitarbeiter und damit gut die Hälfte der Belegschaft ihren Job. Ein Sprecher Schneiders sprach von 348 Betroffenen. Auch eine Sprecherin des Betriebsrates verwies auf sich teilweise widersprechende Angaben in den Liste. In Augsburg haben laut Arbeitnehmervertretern 741 Mitarbeiter ein Angebot zum Wechsel in die Transfergesellschaft erhalten - also ihre Kündigung. In dem Werk sollen künftig noch 1393 Menschen arbeiten. Exakte Zahlen gebe es aber noch nicht, es werde noch gezählt.
Einzig der Standort Augsburg hat bereits einen Käufer, die Lübecker Possehl-Gruppe. In Plauen und in Offenbach sollen die Betriebe unter Federführung von Schneider und dem bisherigen Management zunächst fortgeführt werden, dann soll möglichst ein Investor gefunden werden. Die IG Metall will für Offenbach ein eigenes Konzept einbringen.
In Offenbach hatten sich am frühen Morgen die Arbeiter zu einem kurzen Protestmarsch versammelt und kurzzeitig das Fabrikgelände verlassen. Wegen technischer Probleme erhielten die betroffenen Mitarbeiter am Montag ihre Kündigungen noch nicht schriftlich. Die Briefe sollten an diesem Dienstag verteilt werden./sbr/ceb/DP/wiz
--- Von Christian Ebner, dpa ---