* Weniger neue Stellen auf US-Arbeitsmarkt als erwartet
* Auch Kurssturz bei italienischen Banken schürt neue Sorgen
* Mögliche Kapitalerhöhung lässt RWE abrutschen
(neu: Dax dreht nach US-Arbeitsmarktdaten)
Frankfurt, 08. Jul (Reuters) - Überraschend schwache Daten
vom US-Arbeitsmarkt haben dem deutschen Aktienmarkt am
Freitagnachmittag einen Kurssturz beschert. Der Leitindex
Dax<.GDAXI> notierte nach Veröffentlichung der Daten 0,6 Prozent
im Minus bei 7424 Punkten, nachdem er kurz zuvor noch 0,7
Prozent fester tendiert hatte. Außerhalb der Landwirtschaft
wurden in der größten Volkswirtschaft im Juni unter dem Strich
insgesamt nur 18.000 Stellen geschaffen. Von Reuters befragte
Analysten hatten ein Plus von 90.000 erwartet. Die
Arbeitslosenquote stieg mit 9,2 Prozent sogar leicht. Die
Situation auf dem US-Arbeitsmarkt bleibe angespannt, urteilte
Postbank-Analyst Thilo Heidrich. "Nachdem der Jahresauftakt mit
guten Zuwachsraten noch Hoffnung auf eine langanhaltende
Besserungsphase nährte, lässt die Entwicklung der letzten beiden
Monate wieder starke Zweifel an einer nachhaltigen und vor allem
spürbaren Erholung aufkommen."
Am Morgen hatte die Hoffnung auf eine Erholung der
US-Konjunktur die Anleger am deutschen Aktienmarkt noch in
Kauflaune versetzt. Händlern zufolge hatten nach den starken
Zahlen der privaten Arbeitsagentur ADP vom Vortag viele auch bei
den offiziellen Zahlen auf eine Überraschung gehofft. Die
Privatwirtschaft hatte im Juni deutlich mehr Stellen geschaffen
als von Experten vorhergesagt.
Am frühen Nachmittag hatte bereits ein Kurssturz
italienischer Bankentitel für Verunsicherung bei den deutschen
Anlegern gesorgt. Die Papiere der UniCredit waren um
bis zu 6,6 Prozent abgerutscht und vorübergehend vom Handel
ausgesetzt worden. Intesa Sanpaolo und Banco
Popolare gaben zeitweise mehr als vier Prozent nach.
"Nachdem Griechenland gerettet ist, schießen sich die Anleger
auf die nächsten verschuldeten Staaten in Südeuropa ein und dazu
gehört nun einmal auch Italien", sagte ein Händler. Der
italienische Leitindex<.FTMIB> fiel um mehr als zwei Prozent.
Die Risikoaufschläge (Spreads) zehnjähriger italienischer
Staatsanleihen zu den entsprechenden deutschen
Papieren stiegen um 250 Basispunkte.
FURCHT VOR ESKALATION DER SCHULDENKRISE DRÜCKT FINANZWERTE
Die Sorge um eine Ausweitung der europäischen Schuldenkrise
traf vor allem die Finanzwerte. Commerzbank und
Deutsche Bank fielen um zwei beziehungsweise 1,4
Prozent. Der europäische Bankenindex<.SX7P> gab um 1,9 Prozent
nach.
Angeführt wurde die Verliererliste im Dax allerdings von
RWE: Die Aktien gaben zeitweise mehr als vier Prozent
ab, weil der Energiekonzern zur Absicherung seines Kreditratings
eine Kapitalerhöhung erwägt. Mit der Atomwende der
Bundesregierung wäre eine Kapitalerhöhung keine Überraschung
mehr, urteilte ein Händler. Nach der Warnung der Ratingagentur
S&P dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch E.ON unter
Zugzwang gerate. S&P hatte am Donnerstag mitgeteilt, die Agentur
schätzte die Kreditwürdigkeit des Energiekonzerns vorsichtiger
ein als bislang, weil sich das Risikoprofil nach dem politischen
Beschluss des Atomausstiegs verschlechtert habe. E.ON notierten
1,9 Prozent schwächer.
Keinesfalls in Shoppinglaune waren die Anleger auch bei
Metro-Aktien: Die Aktien des Handelsriesen verbilligten
sich um 2,3 Prozent auf 39,88 Euro. Die Analysten von
Bofa/Merrill Lynch äußerten sich laut Händlern skeptisch zu den
Gewinn- und Umsatzzielen des Konzerns. Sie setzten die Aktien
auf "Underperform" von "Neutral" und senkten das Kursziel auf 42
(52,50) Euro.
Die Aktien der Deutschen Börse profitierten weiter
von dem grünen Licht der Nyse-Aktionäre für den
Zusammenschluss mit der Deutschen Börse und verteuerten sich um
1,1 Prozent auf 55,08 Euro. Auf der außerordentlichen
Nyse-Hauptversammlung am Donnerstag hatte eine Mehrheit für die
Fusion gestimmt. Die Entscheidung der Deutsche-Börse-Aktionäre
ist noch offen.
Deutlich ins Minus rutschten dagegen Vossloh, die
bis zu 14,2 Prozent abgaben. Die im MDax<.MDAXI> notierten Titel
waren damit so billig wie seit Mitte März nicht mehr. Nach der
Rücknahme der Prognose für das laufende Jahr hat der
Verkehrstechnikkonzern auch seine Ziele für 2012 gestrichen.
(Reporter: Daniela Pegna und Stefanie Huber; redigiert von
Kerstin Leitel)