WIEN (dpa-AFX) - Der größte Börsengang in der Geschichte der Wiener Börse ist enttäuschend verlaufen. Die Aktien der österreichischen Bank Bawag (AT0000BAWAG2) starteten an diesem Mittwoch mit 47,30 Euro in den Handel und fielen zeitweise bis auf 46,00 Euro und damit 2 Euro unter den Ausgabepreis. Nichtsdestotrotz wird das Papier am Freitag in den österreichischen Leitindex ATX aufgenommen und wird dort dann zu den Schwergewichten gehören.
Der schleppende Verlauf hatte sich bereits erahnen lassen, denn das Interesse an den Papieren war alles andere als riesig. Zwar wechselten wie geplant inklusive Mehrzuteilungsoption 40,25 Millionen Aktien den Besitzer, doch mit 48,00 Euro lag der Ausgabepreis je Anteilsschein schließlich am unteren Ende der Preisspanne von 47 und 52 Euro.
Statt 2 Milliarden Euro wurden damit nur 1,9 Milliarden Euro erlöst, womit die Bawag aber die Nummer eins unter den größten Wiener IPOs bleibt. Die Strabag erlöste 2007 insgesamt 1,3 Milliarden Euro, Raiffeisen International brachte es 2005 auf 1,1 Milliarden Euro und die Telekom (DE:DTEGn) Austria im Jahr 2000 auf 1 Milliarde Euro. Der Streubesitz der Bawag, also der Anteil frei an der Börse handelbarer Papiere, beträgt nun 39,9 Prozent. Der gesamte Börsenwert des Unternehmens belief sich zum Börsenstart an diesem Morgen auf 4,7 Milliarden Euro.
Sämtliche platzierten Aktien, die an diesem Morgen erstmals gehandelt wurden, stammten aus dem Besitz von Altaktionären der Bank für Arbeit und Wirtschaft und Österreichische Postsparkasse AG (Bawag). Diese war vor etwas mehr als zehn Jahren wegen fehlgelaufener Spekulationen in Schieflage geraten. 2006 musste die Gewerkschaft ÖGB die Bawag verkaufen. Finanzinvestor Cerberus übernahm zunächst fast alle Anteile und sanierte die Bank. Im Jahr 2012 übernahm der Finanzinvestor Golden Tree dann einen Teil davon.
Die Aufnahme in den wichtigsten österreichischen Börsenindex ATX erfolgt bereits Ende dieser Woche, wie die Wiener Börse mitteilte. Am morgigen Donnerstag ist Feiertag in Österreich. Von Freitag an wird die Bawag dann mit einem Gewicht von mehr als 4 Prozent zu den ATX-Schwergewichten zählen. Zugleich scheidet der Feuerfesthersteller RHI infolge seiner Fusion mit Magnesita aus dem Leitindex aus, der somit weiterhin 20 Werte enthalten wird.