* Wachsende Unsicherheit führt zu Gewinnmitnahmen
* Quartalsbilanzen geben Markt kaum noch Impulse
* Lufthansa-Aktien angesichts sinkenden Ölpreises gefragt
(neu: US-Daten, Allianz, Aegon, Air Berlin, mehr Solarwerte)
Frankfurt, 12. Mai (Reuters) - Angesichts wachsender
Unsicherheit haben Anleger am Donnerstag Gewinne am deutschen
Aktienmarkt eingestrichen. Der Dax<.GDAXI> verlor 1,3 Prozent
auf 7398 Zähler. Damit steht für das laufende Jahr aber immer
noch ein Plus von sieben Prozent zu Buche. "Man redet am Markt
davon, dass sich der Wirtschaftsausblick eintrüben könnte",
sagte ein Händler. Zur Verunsicherung trug laut Börsianern auch
der drastische Preisrückgang bei Rohstoffen und der wieder
festere Dollar bei. Dies könnte ein Zeichen dafür sein,
dass sich Anleger aus riskanter eingeschätzten Anlageklassen wie
Aktien und Rohstoffen zurückziehen.
Lange Zeit einziger Dax-Gewinner war die
Lufthansa-Aktie mit einem Plus von bis zu 1,5 Prozent
auf 15,52 Euro. Das Papier profitierte vom sinkenden Ölpreis, da
der Treibstoff Kerosin ist ein wichtiger Kostenfaktor für
Fluggesellschaften ist. Das Fass Nordseeöl der Sorte
Brent kostete nur noch rund 111 Dollar und damit rund 15
Dollar weniger als vor zwei Wochen. Die Titel von Air
France-KLM und die aus der Fusion von British Airlines
und Iberia hervorgegangenen Aktien der ICAG legten
jeweils 0,7 Prozent. Hingegen fielen die im SDax<.SDAXI>
notierten Aktien von Air Berlin um 1,1 Prozent. Die
deutsche Nummer zwei war zu Jahresbeginn noch tiefer in die
roten Zahlen geflogen.
Nach einem Gewinnrückgang von RWE im Auftaktquartal
gaben die Aktien des Energiekonzerns 1,3 Prozent nach. Sie
hielten sich damit aber immer noch besser als die Papiere des
größeren Konkurrenten E.ON, die drei Prozent
einbüßten. RWE verdiente zwar weniger, hielt sich aber besser,
als von Analysten erwartet worden war. Zudem bekräftigte der
Konzern seinen Jahresausblick. Daraufhin waren die Titel sogar
mit einem Plus in den Handel gestartet, das angesichts des
schwachen Gesamtmarktes abschmolz.
Auch Allianz-Aktien wurden verkauft, sie verloren
2,2 Prozent. Die Bilanz der Münchener war zuletzt wegen
zahlreicher Naturkatastrophen wie dem Jahrhundert-Erdbeben in
Japan belastet worden. Allein die jüngste Serie von Tornados in
den USA schlug mit 60 Millionen Euro zu Buche. Noch schlimmer
erwischte es die Aktien des niederländischen Konkurrenten
Aegon, die nach einem Gewinneinbruch 5,6 Prozent
abrutschten.
Von einer Fülle von Quartalszahlen gingen laut Händlern
keine Impulse mehr für den Gesamtmarkt aus. "Dass die
Unternehmen viel Geld verdienen, wissen wir inzwischen, das ist
ein alter Hut", sagte ein Börsianer. Berichte über einen guten
Geschäftsverlauf würden deshalb eher für Gewinnmitnahmen
genutzt. Auch auf eine Reihe von mit Spannung erwarteten
US-Konjunkturdaten handelten Anleger nicht. "Die Zahlen kamen
wie erwartet rein und waren in den Kursen schon vorweg genommen
worden", sagte ein Händler. Die Zahl der wöchentlichen
Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sank in der Vorwoche, und die
US-Einzelhändler verbuchten im April einen leichten
Umsatzrückgang.
ANLEGER HONORIEREN WACHSENDE ABONNENTENZAHLEN BEI SKY
In der zweiten Börsenliga machten Sky Deutschland
von sich reden. Anleger honorierten den deutlichen Zuwachs bei
den Abonnentenzahlen und trieben den Aktienkurs mit einem Plus
von bis zu 7,4 Prozent auf 3,44 Euro auf den höchsten Stand seit
eineinhalb Jahren. Mit der höheren Zahl zahlender Zuschauer
konnte Sky seinen Quartalsverlust um zehn Prozent auf 86,9
Millionen Euro reduzieren.
Von den deutschen Solarwerten konnte nur Branchenprimus
Solarworld mit seinen Geschäftszahlen überzeugen. Die Aktien des
Solarkonzerns verteuerten sich um 1,2 Prozent und führten damit
den TecDax<.TECDAX> an. Solarworld steigerte dank florierender
Geschäfte im Ausland zum Jahresauftakt Umsatz und Gewinn.
Dagegen verbuchte der Konkurrent Q-Cells einen Umsatz-
und Gewinneinbruch, seine Papiere rutschten um knapp vier
Prozent ab. Die Titel beiden Solarunternehmen und früheren
TecDax-Mitglieder Solon und Conergy verloren
14 beziehungsweise 8,5 Prozent. Steigende Rohstoffkosten,
sinkende Verkaufspreise und Subventionskürzungen in wichtigen
europäischen Absatzmärkten hinterließen zum Jahresauftakt tiefe
Spuren in der Branche.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Jörn Poltz)