APA ots news: WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Die Rating-Agentur, die die Welt nicht braucht - von Hans Weitmayr
Moody's stiftet keinen neuen Nutzen, sondern betet Bekanntes
nach
Wien (APA-ots) - Es ist in den vergangenen Wochen zunehmend schwierig
geworden, sich mit Ratingagenturen halbwegs seriös
auseinanderzusetzen. Zu ausgeprägt ist das Bashing, das sich in den
vergangenen Wochen und Monaten quer durch alle politischen,
wirtschaftlichen und sozialen Schichten gezogen hat.
Bemerkenswerterweise ist aber die Kritik der österreichischen
Regierung an der gestrigen Moody's-Aktion durchaus freundlich
ausgefallen. Das liegt wohl an der Erleichterung, nur einen negativen
Outlook und kein Downgrading erfahren zu haben.
Genau das müsste man aber - meint man es mit den Aufgaben einer
Ratingagentur ernst - laut und deutlich hinterfragen. Moody's
schreibt in seinem Bericht, dass die Staatsverschuldung 'deutlich
über dem Median der AAA-Länder liegt'. Auch der relativ dominante
Bankensektor weist eine Kreditstärke aus, die, verglichen mit den
Finanzsektoren anderer AAA-Staaten, 'niedrig' ist. Wenn also zwei der
wichtigsten Aspekte einer Volkswirtschaft hinter den restlichen
AAA-Ländern liegen, wieso behält das Land dann sein Rating? Wieso
wird es nicht gleich herabgestuft? Die von der Regierung empfundene
Freude darüber, dass nur der Ausblick herabgesetzt wurde, ist in
diesem Zusammenhang fehl am Platz. Denn ein Downgrading durch Moody's
wird kommen - Hoffnungen auf positive Effekte aus dem Sparpaket hat
die Agentur bereits zerstreut. Das Resultat: Anders als die
Diskussion um die AAA-Aberkennung durch Standard & Poor's (S&P) ist
das Gerede rund um die Kreditwürdigkeit Österreichs nicht
abgeschlossen. Das Damoklesschwert braucht diesmal nur ein wenig
länger, bis es fällt.
Womit wir beim Hauptkritikpunkt wären: Moody's ist - im Gegensatz zu
S&P - eine Ratingagentur, die außer den eigenen Angestellten wirklich
niemand braucht. In den meisten Fällen vollzieht Moody's schlicht
S&P-Entscheidungen mit ein paar Wochen Zeitverzögerung nach. Dies
mitunter in leicht abgewandelter Manier; wohl, um das Gesicht zu
wahren. Moody's liefert damit keine neue Information, die ein
Investor nutzen könnte, sondern betet nur nach, was im Markt schon
längst bekannt ist. Diese Kritik kann man auch an S&P richten. Die
Patina ist hier aber in den meisten Fällen nicht ganz so dick.
Anstatt also einen Nutzen zu stiften, neues Wissen zu schaffen,
schwankt das Resultat eines solchen Berichts zwischen
Nichtsnutzigkeit und Krisenverschärfung. Der einzige Trost: Die
Marktteilnehmer beginnen, die Überflüssigkeit der Agentur zu
erkennen. Die Nonchalance, mit welcher der Moody's-Nachzieher gestern
bedacht wurde, belegt das.
Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
OTS0209 2012-02-14/18:15
Moody's stiftet keinen neuen Nutzen, sondern betet Bekanntes
nach
Wien (APA-ots) - Es ist in den vergangenen Wochen zunehmend schwierig
geworden, sich mit Ratingagenturen halbwegs seriös
auseinanderzusetzen. Zu ausgeprägt ist das Bashing, das sich in den
vergangenen Wochen und Monaten quer durch alle politischen,
wirtschaftlichen und sozialen Schichten gezogen hat.
Bemerkenswerterweise ist aber die Kritik der österreichischen
Regierung an der gestrigen Moody's-Aktion durchaus freundlich
ausgefallen. Das liegt wohl an der Erleichterung, nur einen negativen
Outlook und kein Downgrading erfahren zu haben.
Genau das müsste man aber - meint man es mit den Aufgaben einer
Ratingagentur ernst - laut und deutlich hinterfragen. Moody's
schreibt in seinem Bericht, dass die Staatsverschuldung 'deutlich
über dem Median der AAA-Länder liegt'. Auch der relativ dominante
Bankensektor weist eine Kreditstärke aus, die, verglichen mit den
Finanzsektoren anderer AAA-Staaten, 'niedrig' ist. Wenn also zwei der
wichtigsten Aspekte einer Volkswirtschaft hinter den restlichen
AAA-Ländern liegen, wieso behält das Land dann sein Rating? Wieso
wird es nicht gleich herabgestuft? Die von der Regierung empfundene
Freude darüber, dass nur der Ausblick herabgesetzt wurde, ist in
diesem Zusammenhang fehl am Platz. Denn ein Downgrading durch Moody's
wird kommen - Hoffnungen auf positive Effekte aus dem Sparpaket hat
die Agentur bereits zerstreut. Das Resultat: Anders als die
Diskussion um die AAA-Aberkennung durch Standard & Poor's (S&P) ist
das Gerede rund um die Kreditwürdigkeit Österreichs nicht
abgeschlossen. Das Damoklesschwert braucht diesmal nur ein wenig
länger, bis es fällt.
Womit wir beim Hauptkritikpunkt wären: Moody's ist - im Gegensatz zu
S&P - eine Ratingagentur, die außer den eigenen Angestellten wirklich
niemand braucht. In den meisten Fällen vollzieht Moody's schlicht
S&P-Entscheidungen mit ein paar Wochen Zeitverzögerung nach. Dies
mitunter in leicht abgewandelter Manier; wohl, um das Gesicht zu
wahren. Moody's liefert damit keine neue Information, die ein
Investor nutzen könnte, sondern betet nur nach, was im Markt schon
längst bekannt ist. Diese Kritik kann man auch an S&P richten. Die
Patina ist hier aber in den meisten Fällen nicht ganz so dick.
Anstatt also einen Nutzen zu stiften, neues Wissen zu schaffen,
schwankt das Resultat eines solchen Berichts zwischen
Nichtsnutzigkeit und Krisenverschärfung. Der einzige Trost: Die
Marktteilnehmer beginnen, die Überflüssigkeit der Agentur zu
erkennen. Die Nonchalance, mit welcher der Moody's-Nachzieher gestern
bedacht wurde, belegt das.
Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
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