Frankfurt, 07. Okt (Reuters) - Ein Kurssprung der
Volkswagen-Aktien von zeitweilig mehr als 40 Prozent
hat den deutschen Aktienmarkt am Dienstag gestützt. Trotz erneut
schwacher Finanzwerten verbuchte der Dax<.GDAXI> bis zum Mittag
ein Plus von 0,5 Prozent auf 5416 Zähler.
Die Papiere des Autoherstellers VW stiegen ohne erkennbaren
Grund zeitweilig um fast 42 Prozent auf ein Allzeithoch von 414
Euro und notierten zuletzt noch 35 Prozent im Plus. "Viele
Stücke sind sicherlich nicht mehr im Markt, Porsche
hält Stücke und das Land Niedersachsen auch. Aber irgendjemand
muss unglaublich short sein und sich blind eindecken", mutmaßte
ein Händler. Ein weiterer Händler zeigte sich völlig ratlos: "VW
ist ein Mysterium." Ein weiterer Börsianer verwies zudem darauf,
dass sich Anleger derzeit mit VW-Aktien gegen den schwachen
Markt absicherten.
Die Kursverluste bei den Finanztiteln wurden von Meldungen
ausgelöst, wonach britische Banken mit der Regierung in London
über staatliche Finanzhilfen für die Institute des Landes
gesprochen haben. "Die großen Banken und der Schatzkanzler haben
sich gestern Nacht getroffen. Dabei wurde als eine Option auch
eine Rekapitalisierung in Betracht gezogen", sagte eine mit den
Vorgängen vertraute Person am Dienstag. Während Barclays
erklärte, die Regierung nicht um Finanzhilfen gebeten zu haben,
wollte der Konkurrent Royal Bank of Scotland (RBS) sich
nicht äußern. "Diese Meldungen schüren auf dem ganzen Kontinent
Angst", kommentierte ein Börsianer. RBS-Aktien stürzten mehr als
20 Prozent ab, Barclays verloren fünf Prozent.
Auf dem Markt lasteten Börsianern zufolge zudem Gerüchte um
eine Kapitalerhöhung bei der Deutschen Bank, deren
Aktien um acht Prozent auf absackten. Das Institut erklärte
allerdings, dass keine Kapitalerhöhung plane. Die Papiere des
Konkurrenten Commerzbank gaben 11,5 Prozent nach. Die
Aktien der Hypo Real Estate, die noch mit einem Plus von gut 20
Prozent in den Handel gegangen waren, verloren 7,5 Prozent und
die Papiere des Versicherers Allianz gaben 8,5 Prozent
nach. "Man konnte kaum denken, dass alles vorbei ist. Nichts ist
gelöst", klagte ein Börsianer.
SAP UND PREMIERE SETZEN TALFAHRT FORT
Ihre Talfahrt setzten die Aktien des größten europäischen
Softwarekonzerns SAP fort, die weitere zehn Prozent
nachgaben. Bereits am Vortag waren SAP gut 16 Prozent
abgerutscht, nachdem das Unternehmen erklärt hatte, sich wegen
der weltweiten Finanzkrise einen deutlichen Nachfragerückgang
gegenüberzusehen. Zahlreiche Analysten äußerten sich daraufhin
skeptisch. Nach Einschätzung von LBBW-Analyst Thomas Hofmann
dürfte sich die Schwäche im für das Unternehmen wichtigen
vierten Quartal fortsetzen. "Die enttäuschenden Softwareumsätze
sollten mit einer Zeitverzögerung auch schwächere Wartungs- und
Serviceerlöse nach sich ziehen", erklärte Hofmann.
Bei den Nebenwerten gerieten die Aktien des
Bezahlfernsehsenders Premiere erneut unter die Räder.
Die Titel gaben 15 Prozent auf 2,76 Euro nach und waren damit
schwächster Wert im MDax<.MDAXI>. Die Analysten von UniCredit
senkten ihr Kursziel auf 3,50 von 15,50 Euro und empfahlen die
Titel nur noch zu halten statt wie bislang zu kaufen.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Olaf Brenner)