von Robert Zach
Investing.com - Mit großen Vorschusslorbeeren ist Jair Bolsonaro das Amt als brasilianischer Präsident angetreten. Die Hoffnung war groß, dass er das Land auf den richtigen Pfad zurückbringen würde. Doch nun ist jene Hoffnung der Ernüchterung gewichen.
Zu seinen Kernpunkten der innenpolitischen Agenda zählt, dass marode Rentensystem zu reformieren. Aufgrund des demographischen Wandels sei das bisherige System nicht mehr finanzierbar, so die Regierung.
Die Rentenreform soll Brasilien mehr als 250 Milliarden Dollar in den nächsten zehn Jahren einsparen und so die Wirtschaft ankurbeln. Ohne eine Reform drohe dem Land eine erneute Rezession, sagen Experten.
Anleger und Investoren hegen jedoch allmählich ernste Zweifel daran, ob er der Richtige für diese Aufgabe ist. Der brasilianische Real fiel gestern auf den tiefsten Stand seit knapp 6 Monaten, während der Leitindex Bovespa um mehr als 3,5 Prozent einbrach.
Am Donnerstag erholte sich der brasilianische Real moderat, nachdem die Zentralbank aggressive Interventionen am Devisenmarkt für Donnerstag angekündigt hatte. Weitere Interventionen seien möglich, so die Währungshüter.
Ein weiterer Grund für die jüngsten Verluste am brasilianischen Finanzmarkt waren Aussagen des Wirtschaftsminister Paulo Guedes, wonach er von seinem Amt zurücktreten werde, sofern sich der Präsident oder der Kongress weigern, seinen Reformvorschlägen zu folgen.
"Wenn der Präsident die Dinge unterstützt, von denen ich glaube, dass sie Brasilien helfen können, werde ich hier sein. Aber, wenn weder der Präsident noch das Unterhaus noch jemand anderes das wünscht, gehe ich zurück zu dem, was ich tat," sagte Guedes dem Wirtschaftsausschuss des Senats.
Die Bolsonaro-Regierung steht mehr und mehr unter Druck. Im Kongress und im Unterhaus macht die brasilianische Administration mehr durch Beschimpfungen von Abgeordneten auf sich aufmerksam als sich für die anstehenden Abstimmungen über die Rentenreform zu positionieren und die dafür notwendigen Mehrheiten zu beschaffen.
Die Vorschusslorbeeren sind aufgebraucht. Bolsonaro muss jetzt liefern. Ansonsten droht dem brasilianischen Real möglicherweise ein ähnliches Schicksal wie dem argentinischen Peso, der kontinuierlich auf neue Rekordtiefs zum US-Dollar rutscht.