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TOP-THEMA-Anlegern sind Aktien zu heiß - Notverkäufe

Veröffentlicht am 09.08.2011, 13:12
Aktualisiert 09.08.2011, 13:16
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* Dax fällt den zehnten Tag in Folge - Negativ-Rekord

* Börsianer rechnen mit neuen Fed-Stützungsmaßnahmen

* Ölpreis weiter unter Druck - Gold dagegen gefragt

(neu: weitere Entwicklung, neue Tiefs)

- von Hakan Ersen -

Frankfurt, 09. Aug (Reuters) - Die Verkaufslawine an den internationalen Aktienmärkten gewinnt an Fahrt. In Frankfurt, London und Tokio brachen am Dienstag erneut die Kurse auf breiter Front ein. Nach Aussage von Börsianern sind immer mehr Anleger zu Notverkäufen gezwungen, um ihre Verluste zu minimieren. Aber auch langfristig orientierte Investoren zögen sich offenbar verstärkt zurück.

"Ein neuer Börsentag, ein neuer Ausverkauf", brachte Anita Paluch, Aktienhändlerin bei ETX Capital, die Stimmung auf den Punkt. Der deutsche Leitindex Dax<.GDAXI> brach zeitweise um bis zu 7,1 Prozent auf ein 18-Monats-Tief von 5502,63 Punkten ein. Das ist der stärkste Kursrückgang seit den Turbulenzen rund um die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers 2008. Bis zum Mittag erholte sich der Index etwas und notierte noch 2,4 Prozent tiefer bei 5780 Zählern. Damit verlor der Dax den zehnten Handelstag in Folge. "Das hysterische Verhalten an den Märkten ist keinesfalls mit wirtschaftlichen Faktoren vollständig zu erklären", sagte Paluch. "Es zeigt lediglich das verloren gegangene Vertrauen in die Politik, die Banken und die Rating-Agenturen."

Auch an den anderen Aktienbörsen in Europa purzelten die Kurse. Der EuroStoxx50<.STOXX50E> lag mit 2167,71 Punkten zeitweise sogar so niedrig wie seit April 2009 nicht mehr. Im Gegenzug schossen die Volatilitätsindizes VDax<.V1XI> und VStoxx<.V2TX>, die die Nervosität der Anleger messen, um mehr als 30 Prozent in die Höhe. An der Tokioter Börse war der Nikkei-Index<.N225> zeitweise um bis zu fünf Prozent eingebrochen. Er holte aber einen Teil seiner Verluste wieder auf und schloss nur 1,7 Prozent im Minus. Am Montag hatte die Wall Street<.DJI> 5,6 Prozent verloren.

Neben den Nachwehen der Herabstufung der US-Bonität sorgt die wachsende Furcht vor einer weltweiten Rezession für Unruhe, da zahlreiche Staaten wegen ihrer überbordenden Schulden zu einem rigiden Sparkurs gezwungen sind. Verstärkt wurde der Konjunkturpessimismus durch eine Reihe schlechter als erwartet ausgefallener chinesischer Konjunkturdaten. Vor diesem Hintergrund richteten sich alle Augen auf die bevorstehende Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank am Abend. Die große Frage dabei: Wird die Fed zur Ankurbelung der Konjunktur ein neues Anleihe-Ankaufprogramm (QE3) ankündigen?

SCHULDENKRISE KRATZT AN KREDITWÜRDIGKEIT DEUTSCHLANDS

Angesichts der drohenden Milliarden-Belastungen zur Bewältigung der europäischen Schuldenkrise leidet auch das Ansehen des Schuldners Bundesrepublik. Am Dienstag war es erstmals teurer, deutsche Anleihen per Credit Default Swap (CDS) gegen Zahlungsausfall abzusichern als vergleichbare britische Bonds, teilte der Datenanbieter Markit mit.

Am Rentenmarkt gaben die Renditen italienischer und spanischer Staatsanleihen aufgrund mutmaßlicher Käufe der Europäischen Zentralbank (EZB) auf jeweils etwas mehr als fünf Prozent nach. "Die EZB wird heute wieder dabei sein, das ist sicher", sagte ein Händler. Bereits zu Wochenbeginn hatten Spekulationen über milliardenschwere Eingriffe der Notenbank für eine Entspannung an den Rentenmärkten gesorgt. "Wir schauen jetzt nach Belgien und Frankreich - deren Anleihen stehen nicht unter besonderem Schutz", fügte der Händler hinzu. Entsprechend zogen die Renditen der zehnjährigen Titel auf 3,222 beziehungsweise 4,310 Prozent an. Die beiden Staaten gelten am Markt als Kandidaten für einen Verlust der besten Bonitätsnote "AAA".

ÖLPREIS RUTSCHT WEITER AB - GOLD UND FRANKEN AUF REKORD

Dem Ölpreis machten die Rezessionsängste ebenfalls zu schaffen. Die Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich um bis zu 4,8 Prozent auf ein Sechs-Monats-Tief von 98,74 Dollar je Barrel. Das US-Öl WTI brach in der Spitze sogar um sieben Prozent auf 75,71 Dollar ein und war damit so günstig wie seit September 2010 nicht mehr. "Das ist Panik", sagte Rohstoff-Stratege Jeremy Friesen von Societe Generale in Hongkong. "Die Nachfrage ist in den vergangenen Tagen nicht zurückgegangen. Es gibt lediglich Spekulationen, dass sie es wird."

Auf der Suche nach "sicheren Anlagehäfen" setzten Anleger auf Bewährtes: Gold kletterte den zweiten Tag in Folge auf ein Rekordhoch und kostete zeitweise 1778,30 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Auch für europäische Anleger war das Edelmetall mit 1250,93 Euro je Feinunze so teuer wie noch nie. Auch Bundesanleihen standen hoch im Kurs. Der Schweizer Franken markierte zum Dollar und zum Euro neue Bestmarken.

(unter Mitarbeit von Kirsti Knolle und Tom Körkemeier; redigiert von Ralf Banser)

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