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3 Gründe, warum Daimler mit dem EQC keine Begeisterung auslöst

Veröffentlicht am 01.01.2001, 01:00
Aktualisiert 10.10.2018, 14:38
3 Gründe, warum Daimler mit dem EQC keine Begeisterung auslöst
TSLA
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Die Autowelt wartet sehnsüchtig auf die neue Generation von Elektrofahrzeugen. Während Tesla (NASDAQ:TSLA) (WKN: A1CX3T) vorgemacht hat, welches Potenzial der Markt für vollelektrische Fahrzeuge bietet und Jahr für Jahr neue Verkaufsrekorde setzt, kommt die Konkurrenz nur langsam auf Touren. Nach langer Wartezeit, vielen Verzögerungen und noch mehr schmallippigen Kommentaren zum Marktführer aus den USA hat sich Daimler (WKN: 710000) nun ebenfalls zum Einstieg in die Elektrowelt bekannt und vor wenigen Wochen den Beginn der EQ-Reihe mit dem EQC eingeleitet. EQ steht für Electric Quotient beziehungsweise Elektrische Intelligenz.

Selbstverständlich ist der Kauf eines Autos wie eines jeden anderen Produkts in vielerlei Hinsicht abhängig von Geschmack, Präferenz und persönlicher Neigung. Gerade aus deutscher Sicht kommt da sogar ein wenig Nationalstolz hinzu. Schließlich sind die bekanntesten und erfolgreichsten Premium-Automarken der Welt bei uns zu Hause. Aber wie man es auch dreht und wendet, die Präsentation des EQC hat wahrlich keine Begeisterung ausgelöst. Wenig Presserummel und keine euphorischen Kampfschreie, die den so oft zitierten Tesla-Killer heraufbeschwören würden. Und dann sackte am Tag der Präsentation der Aktienkurs auch noch ab. Was war passiert? Nachfolgend drei Punkte, die meiner Meinung nach eine entscheidende Rolle spielten und noch eine Weile spielen werden.

Tesla hat die Messlatte höher angesetzt, als viele erwartet hatten Ich fange mit diesem Punkt an, denn er ist womöglich der wichtigste Faktor schlechthin. Tesla hat die Messlatte sehr hoch angesetzt, und zwar vor allem bei der Technik. Während das US-Unternehmen mit vielen Schwierigkeiten bei der Produktion wie auch der Profitabilität zu kämpfen hat, war die Erwartungshaltung der Gegner von Tesla immer dahin gehend, dass in naher Zukunft, sobald die etablierten Autohersteller sich auf elektrische Motoren umstellen, Tesla chancenlos sein wird.

Die Präsentation des EQC hat jedoch genau das Gegenteil gezeigt und jedem noch so vernarrten Enthusiasten verdeutlicht, dass wir in Deutschland tatsächlich in vielen Dingen hinterherhinken. Einen kurzen technischen Vergleich und einen Kommentarartikel von meinem Kollegen Christoph kannst du hier sehen. Zusammenfassend würde ich sagen, dass der EQC sicherlich von Niemandem als Tesla-Killer bezeichnet werden wird. Während wir in Deutschland Autos aus den USA eher selten als Konkurrenz sehen, wurde nun deutlich, dass wir bei der Elektromobilität die von Tesla angesetzte Messlatte nicht so einfach erreichen oder gar weiter anheben können.

Die Technik und die Ausrüstung sind noch nicht ausgereift Daimler ist technologisch eindeutig noch nicht so weit, um Tesla Paroli bieten zu können. Über Design kann man sich bekanntlich streiten, aber die entscheidende Batterietechnologie kann man nicht schönreden. Sie ist nicht konkurrenzfähig.

Obwohl wir bereits wissen, dass in Europa keiner der etablierten Autohersteller über eigene Batteriefabriken verfügt, bin ich mir dennoch sicher, dass die Enttäuschung sehr groß gewesen sein musste, festzustellen, wie weit die Amerikaner um Elon Musk in dieser Hinsicht die Nase vorn haben. Hinzu kommt, dass ich mir als Anleger bei Daimler schon die Frage stelle, was eigentlich in der Forschungsabteilung des Unternehmens getrieben wird. Tesla ist seit über zehn Jahren in den Schlagzeilen, es scheint für mich aber, als ob unsere Autoindustrie noch nicht einmal in die Grundlagenforschung einsteigt und das Feld komplett der Konkurrenz und den Zulieferern überlässt.

Spekulativ formuliert würde ich persönlich einschätzen, dass Daimler gar keine Absicht hat, großartig in diesem Bereich Geld und Zeit zu investieren. Stattdessen wird wohl eher die strategische Kooperation mit Geely (WKN: A0CACX) angestrebt werden, die ja seit nicht allzu langer Zeit mit knapp 10 % an Daimler beteiligt sind. Geely arbeitet zusammen mit dem chinesischen Batteriehersteller CATL (WKN: 4851), der erst seit Kurzem an der Börse notiert ist.

Damit können zwar theoretisch Kosten eingespart und effektiv ausgelagert werden, aber für Tesla wird Daimler damit in der Batterietechnologie vermutlich noch einige Jahre lang nicht zur Konkurrenz werden können. Zudem würde eine solche Entscheidung auch massiv die Abhängigkeit Daimlers von den Zulieferern in einer Kerntechnologie ausweiten. Solche Spekulationen lösen einfach keine Freudensprünge bei den Anlegern aus.

Die Produktion ist auf Effizienz ausgelegt – für Daimler, nicht für den Kunden Daimler hatte die Chance, und womöglich hatte man sich das auch so vorgestellt, mit dem EQC eine neue Generation anzukündigen. Neue Technologien, neues Design, neue Dienstleistungen rund um den bedeutendsten Technologiewechsel in der Autobranche seit der Einführung des Automobils. Was jedoch präsentiert wurde, ist eher ein sichtbarer Kompromiss, der nicht wirklich zu überzeugen wusste.

Das Auto ist immer noch in den gleichen alten Fabriken, mit der gleichen alten Ausrüstung auf den gleichen alten Bändern zusammengeschraubt worden. Dieter Zetsche soll gesagt haben, dass er keinen Nutzen darin sieht, eine pure Elektroautofertigung aufzubauen. Das mag effizient sein, Kosten sparen und den Übergang in die neue Elektrowelt schonend für die Aktionäre über die Bühne ziehen. Aber in die Pole Position kommt man mit dieser Strategie eher nicht.

Der Grundgedanke dahinter ist natürlich nicht verkehrt, liest man doch nahezu täglich davon, wie Tesla der finanzielle Aufwand zu schaffen macht. Ein strukturierter Übergang und eine sorgfältige Kostenplanung zeichnen ein gut geführtes Unternehmen aus und sind für dividendenhungrige Anleger ein absolutes Muss. Aber wie schon beim Punkt zuvor erklärt, denke ich nicht, dass man sich damit als ein neuer Innovationsvorreiter präsentieren kann.

Was hat gefehlt? Bis der EQC auf den Markt kommt, wird es noch ein klein wenig dauern; erst Mitte 2019 soll er erhältlich sein. Bis dahin könnten sich natürlich noch einige Dinge ändern. Ich denke, diese Zeit sollte auch dahin gehend genutzt werden, denn es hat eindeutig noch einiges gefehlt, um die Presse und die Aktionäre zu begeistern.

Der EQC hat kein Alleinstellungsmerkmal präsentieren können, keinen Vorteil, den Tesla oder selbst einer der heimischen Konkurrenten nicht gleichwertig oder besser parat hätte. Gleichzeitig ist er spät dran, und ob der Effizienzvorteil bei der Produktion tatsächlich die Bilanzen schonen kann, wird sich ebenfalls erst noch zeigen müssen. Genauso gut könnte sich die Entscheidung als ein teurer Kompromiss herausstellen, der die notwendigen Investitionen und Veränderungen in der Infrastruktur und der Produktionstechnik lediglich aufschiebt und den Konzern später damit noch teurer zu stehen kommen könnte.

Fazit Wenn du diesen Artikel liest, wirst du womöglich meinen, dass ich insgesamt Daimler gegenüber negativ eingestellt bin. Das bin ich nicht. Ich bin eigentlich der gesamten Autoindustrie gegenüber sehr positiv eingestellt. Ich meine, dass wir derzeit Zeugen eines historischen Umbruchs sind, der nicht nur die Autoindustrie, sondern unsere gesamte Welt und die Transporttechnologie umgestalten wird.

Daimler hat alle Chancen, um langfristig weiterhin eine der Topmarken im Autosegment zu bleiben. Auch die strategische Kooperation mit Geely und CATL bietet enormes Potenzial. Es ist allerdings höchste Zeit, dass auch die etablierten Hersteller sich mit dem Thema ernsthaft auseinandersetzen und an zukunftsträchtigen Strategien arbeiten. Der EQC hat nun den Generationswechsel bei Daimler angekündigt, aber noch nicht eingeleitet. Dafür werden wir wohl auf das nächste Modell warten müssen.

Jakub Piwowarski besitzt Aktien von Daimler. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla. The Motley Fool empfiehlt Daimler.

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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