Investing.com -- Die Türkei bewegt sich auf eine neue Währungskrise zu, als die Lira auf ihr niedrigstes Niveau in fast einem Jahr abrutschte, nachdem die Wahlbehörden des Landes die jüngst durchgeführte Kommunalwahl in Istanbul annulliert hatten.
Die Entscheidung löste umgehend Straßenproteste in der größten Stadt der Türkei aus, die sich gegen die Regierung von Präsident Recep Tayyip richten und den Dollar im frühen Handel auf bis zu 6,1976 Lira steigen ließen. Das ist der höchste Wechselkurs seit dem letzten September, als steigenden Dollarzinsen und hohe Abflüsse durch die Rückzahlung von Auslandsschulden drohten, dass Banksystem des Landes kollabieren zu lassen.
Die Zentralbank musste damals die Zinssätze stark erhöhen, um die Lira zu verteidigen und die wirtschaftlichen Härten seither haben dazu beigetragen, dass Erdogans AK-Partei bei den Wahlen im März die Kontrolle über die drei größten Städte der Türkei verlor. Seine Kritiker beschuldigen den Präsidenten jetzt, den Staatsapparat zu nutzen, um ein legitimes Wahlergebnis zu kippen.
Die Lira fiel unmittelbar auf die Nachricht um 2% und hat seitdem weitere 1,5% eingebüßt. Um 09:00 MEZ wurde die Lira zu 6,1707 gegenüber dem Dollar gehandelt, der jetzt allein in diesem Jahr um 16,3% gegenüber der türkischen Währung gestiegen ist. Diese hat die schlechteste Kursentwicklung aller G20-Währungen mit Ausnahme des argentinischen Pesos.
“Erdogan, ein politischer Islamist, sagte einmal: ‘Die Demokratie ist wie eine Straßenbahn: Fahr mit und steig aus, wenn Du willst.’ Heute ist er ausgestiegen,” sagte Soner Cagaptay, Direktor des Türkeiprogramms am Washington Institute auf Twitter.
Ansonsten erholte sich der australische Dollar scharf, nachdem die Notenbank den Leitzinssatz auf 1,5% hatte stehenlassen, zur Enttäuschung vieler, die auf eine Zinssenkung gehofft hatten.
Der US-Dollarindex, der die amerikanische Währung gegenüber einem Korb aus sechs anderen Leitwährungen abbildet, fiel um 0,1% auf 97,155.
Die Investoren sind sich immer noch unsicher, welche Schlüsse sie aus der Entscheidung der US-Administration – die am Montagabend bekräftigt wurde – ziehen sollen, weitere Zölle gegen Importe aus China zu verhängen, nachdem sie die Chinesen beschuldigt hatte, zuvor in den Gesprächen gemachte Zusagen zu brechen, mit denen der Handelskrieg beendet werden sollte.
“Diese Handelsgespräche sind eine Blackbox für uns und wir stehen nur einen Tweet vom Chaos entfernt,” sagte Joerg De Vries-Hippen, Chefinvestor für europäische Aktien bei Allianz Global Investors, der Nachrichtenagentur Bloomberg.
China sagte am Dienstag, dass der stellvertretende Ministerpräsident des Landes, Liu He, nun doch in die Vereinigten Staaten reisen wird, um an den Gesprächen in dieser Woche teilzunehmen.
Das britische Pfund stand höher auf Berichte hin, dass Premierminister Theresa May einer Einigung mit Oppositionsführer Jeremy Corbyn nähergekommen ist, die das Vereinigte Königreich aus der EU führen würde, ohne dass ein zweites Referendum notwendig wird. Es ist weiterhin unklar, ob diese Lösung, die Großbritannien in einer Zollunion an die EU binden würde, genügend Unterstützung von den Hinterbänklern beider Parteien bekäme, um eine Abstimmung im Parlament zu passieren.
Trotz alledem brach der Euro in der Nacht zum ersten Mal durch die 1,1200 USD und konnte einen Großteil seiner Gewinne behaupten, obwohl es einen weiteren Satz enttäuschender Daten von den Auftragseingängen in deutschen Fabriken gegeben hatte. Um 09:00 MEZ wurde er zu 1,1209 USD gehandelt.
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