Berlin (Reuters) - Die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin setzt auf einen raschen Abschluss der Verkaufsgespräche mit Easyjett und Condor.
"Ich gehe davon aus, dass wir da hoffentlich innerhalb der nächsten Tage auch Vollzug melden können", sagte der Generalbevollmächtigte von Air Berlin, Frank Kebekus, am Freitag im ZDF-Morgenmagazin. Dies könne dazu führen, "dass wir da möglicherweise weitere 1000 Arbeitsplätze anbieten können". Am Abend stellt Air Berlin nach knapp 40 Jahren ihren Flugbetrieb ein. Die letzte Maschine mit eigener Air-Berlin-Flugnummer AB6210 startet um 21.35 Uhr in München und landet um 22.45 Uhr in Berlin-Tegel. Dort wird es für die Maschine voraussichtlich eine Wasserfontäne der Feuerwehr geben, wie es bei solchen Ereignissen üblich ist.
Air Berlin spricht derzeit mit dem britischen Billigflieger Easyjet (LON:EZJ) und der Thomas Cook-Tochter Condor über den Kauf von Unternehmensteilen. Ein Konzernsprecher hatte von einem "Kopf-an-Kopf-Rennen" gesprochen. Kebekus sagte dazu: "Wir verhandeln ja auch noch mit einem zweiten und dritten Interessenten." Zuvor hatte sich die Airline bereits mit der Lufthansa (DE:LHAG) über den Kauf von mehreren Unternehmensteilen geeinigt. Kebekus nahm die Lufthansa vor Kritik in Schutz, sie sichere sich nur attraktive Start- und Landerechte, kümmere sich aber nicht genug um die Beschäftigten. Der Generalbevollmächtigte betonte, die Kranich-Airline übernehme die Töchter Niki und LGW und damit auch 1700 Air-Berlin-Mitarbeiter. Zudem könnten sich Beschäftigte auf 1300 neue Stellen bei der Lufthansa-Tochter Eurowings bewerben.
"DIE 80 PROZENT SIND DER GRÖSSTE BESCHISS"
"Lufthansa hat sich hier engagiert. Mehr ist natürlich immer schöner", sagte der Sanierungsexperte. Aber die Kritik an der Lufthansa könne er nicht nachvollziehen. Kebekus bekräftigte die Position der Konzernspitze, dass ein Großteil der ehemals 8000 Air-Berlin-Jobs gesichert sei. "Wir gehen nach wie vor davon aus, dass wir am Ende des Tages 70 bis 80 Prozent der Arbeitsplätze erhalten beziehungsweise neu überleiten können."
Dies gilt bei Beobachtern jedoch als sehr unwahrscheinlich. Ein Betriebsratsvertreter hatte jüngst gesagt: "Die 80 Prozent sind der größte Beschiss." Tausenden Mitarbeitern droht die Kündigung. Denn eine große Lösung für eine Transfergesellschaft über rund 50 Millionen Euro für etwa 4000 Mitarbeiter war gescheitert, da sich Bund und Länder nicht ausreichend an der Finanzierung beteiligen wollten. Für die rund 1200 Beschäftigten des Bodenpersonals soll es eine Auffanglösung gehen, die Air Berlin selbst und der Berliner Senat finanzieren wollen.
Air Berlin wurde 1978 gegründet und feierte am 28. April 1979 ihren Erstflug von Berlin nach Mallorca. Kritiker machen eine zu schnelle Expansion und ein verfehltes Geschäftsmodell für das Scheitern der Fluggesellschaft verantwortlich. Demnach wurde Air Berlin im Konkurrenzkampf mit Billigfliegern auf der einen Seite und Premium-Airlines wie der Lufthansa auf der anderen Seite zerrieben. Nach der Insolvenz Mitte August wird die Fluglinie nun zerschlagen.