Berlin (Reuters) - Air Berlin und mehrere Bundesländer basteln mit Hochdruck an einer Auffanglösung für tausende Mitarbeiter der insolventen Fluglinie.
Für eine Transfergesellschaft werde wohl ein mittlerer zweistelliger Millionen-Euro-Betrag benötigt, sagte ein Konzernsprecher am Mittwoch. Hier sei Eile geboten. Entscheidend sei, wie viele Beschäftigte in die Einrichtung zur Vermittlung und Qualifizierung wechseln würden. Dies wiederum hänge davon ab, ob man sich in den laufenden Gesprächen mit Easyjet (LON:EZJ) einige. Der britische Billigflieger verhandelt derzeit über die Übernahme von 25 Maschinen in Berlin-Tegel.
Air Berlin hat in einem Brief an Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller signalisiert, dass man sich anders als bisher nun doch an der Finanzierung einer solchen Auffanglösung beteiligen könnte. Dies dürfte nun den Stein ins Rollen bringen, dass es gelingt. Verdi begrüßte den Schritt der Airline und wiederholte die Forderung, auch Lufthansa (DE:LHAG) und weitere Erwerber wie Easyjet müssten einen Beitrag leisten. Ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums schlug in die gleiche Kerbe: "Wir ermutigen alle, die nicht dabei sind und noch keine Bereitschaft bekundet haben, sich gerne da einzubringen."
Die Lufthansa will für 210 Millionen Euro die Air-Berlin-Töchter LGW und die österreichische Niki übernehmen - und damit 1700 Mitarbeiter. Branchenexperten gehen davon aus, dass eine Transfergesellschaft 3000 bis 4000 Mitarbeiter umfassen könnte - dann allerdings ohne Piloten. Denn für diese wäre es wenig attraktiv, zudem hätten sie wegen des Aufschwungs in der Luftfahrt auch woanders gute Jobchancen, sagte ein Insider. Mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens bis spätestens Anfang November müsste dem Großteil der verbliebenen Air-Berlin-Beschäftigten gekündigt werden. Womöglich könne man formal auf Kündigungen verzichten, wenn Mitarbeiter in eine dann eingerichtete Transfergesellschaft wechseln könnten, hieß es. Zur Abwicklung der Airline seien wahrscheinlich rund 600 Leute nötig.
Neben dem Land Berlin stimmen sich auch Nordrhein-Westfalen und Bayern über die Finanzierung der Transfergesellschaft ab. NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann stellte allerdings klar, sein Land werde sich an den Kosten für Beratung und Verwaltung beteiligen. Die beteiligten Firmen müssten zumindest die Kosten für die Sozialversicherungsbeiträge tragen. Dies entspreche rund 40 Prozent der Lohnkosten der Beschäftigten. "Und die Bundesagentur für Arbeit würde das Transferkurzarbeitergeld in Höhe des Arbeitslosengeldes zahlen." Bayern will zunächst das Bieterverfahren der Technik-Sparte von Air Berlin mit ihren rund 250 Mitarbeitern am Standort München abwarten.