(neu: Schlusskurs, Analystenkommentar Societe Generale (PARIS:SOGN))
FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Ausbleiben negativer Überraschungen kann mitunter positive Auswirkungen haben: Anleger jedenfalls freuten sich am Mittwoch, dass die Geschäfte beim Düsseldorfer Versorger Eon (ETR:EOAN) im vergangenen Jahr nicht schlimmer als befürchtet gelaufen sind. Immerhin befindet sich Deutschlands größter Energiekonzern im radikalen Umbau. Eon will sich vor dem Hintergrund der Energiewende aufspalten: in ein Unternehmen mit Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken sowie in eines mit Ökostrom, Energienetzen und Vertrieb.
Da das laufende Jahr ein Übergangsjahr wird, sorgte auch der vorsichtige Ausblick nicht für ernsthafte Besorgnis. Bis zum Handelsende verteuerten sich die Papiere des größten deutschen Energiekonzerns um 1,30 Prozent auf 14,05 Euro. Sie konnten aber nicht ganz Schritt halten mit dem sehr festen Gesamtmarkt: Der Dax (DAX) kletterte mit einem Plus von 2,66 Prozent auf ein Rekordhoch.
ZAHLEN 'UNSPEKTAKULÄR' AUSGEFALLEN
"Die heutigen Zahlen sind unspektakulär", sagte ein Börsianer. "Der geplante radikale Strategiewechsel hat wie erwartet tiefe Spuren in der Bilanz hinterlassen." Nach den Presseberichten der vergangenen Tage dürfte der hohe Nettoverlust für keinen mehr überraschend gewesen sein.
Eon könnte die Talsohle seines Geschäfts bereits durchschritten haben, kommentierte Analyst Alberto Ponti von der französische Großbank Societe Generale. Im Jahr 2014 sind die Ergebnisse aber auch aus seiner Sicht einen Tick schlechter als erwartet ausgefallen. Ponti bleibt bei "Buy" mit einem Kursziel von 17 Euro je Aktie.
DIVIDENDE STÜTZT
Eon hatte im vergangenen Jahr unter dem Strich einen Verlust von 3,2 Milliarden Euro erlitten und damit den höchsten Fehlbetrag seit der Unternehmensgründung im Jahr 2000 verzeichnet. Hauptgrund war eine harte Bestandsaufnahme über den tatsächlichen Wert von vielen Geschäften als erster Schritt des Konzernumbaus. Das führte zu Abschreibungen von fast 5,5 Milliarden Euro.
Eons operativer Gewinn (Ebitda) war unter anderem wegen Problemen mit dem Russland-Geschäft und dem sinkenden Rubel sowie rückläufiger Strompreise auf 8,3 Milliarden Euro abgesackt. Analyst Michael Schäfer von der Investmentbank Equinet zeigte sich davon zwar etwas enttäuscht und hatte sich auch von den Zielen für 2015 etwas mehr versprochen. Er sieht aber die Dividende als Stütze für den Kurs. In diesem wie im kommenden Jahr will der Konzern seinen Aktionären 50 Cent je Aktie zahlen.
Eon will 2015 einen um Sondereffekte wie Abschreibungen bereinigten Überschuss zwischen 1,4 bis 1,8 Milliarden Euro erwirtschaften. Schäfers Schätzung liegt bei 1,74 Milliarden Euro.