FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Ärger von Infineon-Anlegern (4:IFXGn) über eine Kapitalerhöhung ist am Dienstagnachmittag zumindest etwas verflogen. Nachdem die Aktie am Vormittag noch fast 7 Prozent an Wert eingebüßt hatte, belief sich das Minus zum Handelsende noch auf rund 2 Prozent.
Infineon hatte sich mit der Ausgabe von knapp 113 Millionen neuen Aktien einen Teil der benötigen Milliarden für die Übernahme des US-Konkurrenten Cypress Semiconductor besorgt. Vor Kosten und Provisionen nahm Infineon 1,55 Milliarden Euro ein.
Die Ankündigung, rund 30 Prozent des Kaufpreises - also rund 2,7 Milliarden Euro - über Eigenkapital finanzieren zu wollen, belastete die Infineon-Aktien bereits seit Monatsanfang stark. Den Rest des benötigten Eigenkapitals könnte der Chiphersteller nun durch die Ausgabe von Pflichtwandelanleihen generieren, merkte ein Börsianer kritisch an. Dadurch würde ein Aktienüberhang entstehen, der auf den Kurs drücke. Insofern hätten es die Anleger wohl lieber gesehen, wenn Infineon den Deal in einem Schritt finanziert hätte.
Dann wären allerdings positive Gewinnimpulse geringer ausgefallen, schrieb UBS-Experte David Mulholland. Er blieb bei seiner Kaufempfehlung und signalisierte auch beim leicht gesenkten Kursziel von 23,50 Euro viel Erholungspotenzial.
Auch andere Analysten äußerten sich recht zuversichtlich. Der Zeitpunkt der Aktienplatzierung sei zwar nicht gerade perfekt, denn für Halbleiterwerte sei der Markt derzeit außerordentlich pessimistisch, schrieb Analyst Florian Treisch von der Commerzbank (DE:CBKG). Schließlich steht die Branche angesichts sich eintrübender Konjunkturperspektiven, der Flaute der Autoindustrie und des Zollstreits zwischen den USA und China unter Druck. Ein gutes Ausmaß des mit der Kapitalerhöhung einhergehenden Verwässerungseffekts bezüglich des Gewinns je Aktie aber sollte Treisch zufolge bereits im Kurs abgebildet sein.
Analyst Harald Schnitzer von der DZ Bank schrieb, der Emissionserlös scheine geringer zu sein, als das Unternehmen vielleicht gedacht habe. Offenbar seien insbesondere die US-Sanktionen gegenüber chinesischen Tech-Unternehmen und die dadurch gestiegene gesamtwirtschaftliche Unsicherheit der Grund für diese schnelle Entwicklung.
Allerdings wäre die angekündigte Übernahme von Cypress laut Schnitzer ein großer Schritt zur Erweiterung des Produktportfolios von Infineon. Die starke Stellung von Cypress bei Industrie-Mikrocontrollern, bei denen Infineon bisher keine Rolle spiele, und die Softwarekompetenz von Cypress verbesserten die Marktposition.
Mit dem neuen Minus setzten die Infineon-Anteilsscheine ihre Talfahrt der vergangenen Wochen fort. Aktuell notieren sie auf dem Niveau von August 2016. Auf Sicht von zwölf Monaten belegen die Papiere zudem einen der hintersten Plätze im Dax mit rund 45 Prozent Wertverlust.