PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkte haben am Freitag wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Gemischt ausgefallene Unternehmensberichte waren dem Markt ebenso keine Stütze wie die US-Börsen, wo am Vorabend vor allem Technologiewerte unter Druck geraten waren. Auch der starke Euro hinterließ weiter seine Spuren: Die Gemeinschaftswährung lag zuletzt wieder über der Marke von 1,17 US-Dollar.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) fiel am späten Vormittag um 0,99 Prozent auf 3458,59 Punkte. Er machte so die bislang im Wochenverlauf mühsam erarbeiten Gewinne fast wieder zunichte: seit der Vorwoche liegt er nur noch knapp mit 0,2 Prozent im Plus. Deutlich nach unten ging es am Freitag auch bei den wichtigsten Länderindizes: der CAC-40 (CAC 40) verlor in Paris 1,33 Prozent auf 5117,86 Zähler. Für den britischen FTSE 100 ging es um 0,74 Prozent auf 7388,06 Punkte bergab.
Entsprechend der Tendenz in New York standen auch in Europa die Technologiewerte nicht hoch im Kurs: ihr Teilindex büßte zuletzt 1,5 Prozent ein. Experten sprachen von Gewinnmitnahmen, auch weil der Online-Händler Amazon (2:AMZN) am Vorabend mit einem deutlichen Gewinneinbruch überraschte. Sie wagten angesichts der Kursentwicklung an der Nasdaq einen Vergleich zur Situation vor sieben Wochen, als auf eine Rekordjagd plötzliche Verluste folgten.
In Europa hatte die weiter auf voller Kraft laufende Berichtssaison kursmäßig kaum etwas Positives zu bieten. Nur zweitweise gut an kamen die Ergebnisse von Barclays (LON:BARC)
Im Bankensektor waren die Blicke darüber hinaus nach Zürich gerichtet, wo Geschäftszahlen bei Anlegern unterschiedlich ausgelegt wurden: Bei der UBS (1:UBS) kam es angesichts einer stark gesunkenen Kernkapitalquote zu Gewinnmitnahmen, die Papiere wurden mit minus 3 Prozent abverkauft. Bei der Credit Suisse (5:CSGN) dagegen war der Markt voll des Lobes: sie rückten um fast 2 Prozent vor.
Ansonsten häuften sich die negativen Reaktionen: In London etwa sackten die Papiere der BT Group (3:BT) wegen eines Gewinneinbruchs als Schlusslicht im FTSE 100 um fast 4 Prozent ab. Sie zogen so den kompletten europäischen Telekomsektor ins Minus: der Teilindex büßte 1,37 Prozent ein. Schlusslicht im EuroStoxx waren derweil nach einer gesenkten Wachstumsprognose die Papiere des Brillenglasherstellers Essilor (9:ESSI) mit fast 4 Prozent Minus.
L'Oreal (9:OREP) gehörten wegen einer enttäuschenden Umsatzdynamik im EuroStoxx mit minus 2,4 Prozent ebenso zu den größten Verlierern wie die Papiere von Air Liquide (9:AIRP) und Vinci (9:SGEF) - obwohl beide auf den ersten Blick gute Resultate vorlegten. Beim Gasekonzern Air Liquide sprach Bernstein-Experte Jeremy Redenius von einer kleinen operativen Enttäuschung. Vinci hat einem Experten zufolge im Baugeschäft die Erwartungen nicht erfüllt.
Besonders trübe war ferner die Stimmung im Autosektor, wo gerade deutsche Werte weiter unter den Dieselproblemen litten. Negativ hervor stach hier aber die Renault-Aktie (9:RENA), für die es trotz eines Gewinnsprungs im ersten Halbjahr um mehr als 5 Prozent in den Keller ging. Anleger reagierten verschnupft auf Warnungen des Managements vor steigendem Preisdruck. Bernstein-Experte Max Warburton verwies außerdem auf enttäuschende Gewinne im Auto-Kerngeschäft.