PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Dienstag den Rückwärtsgang eingelegt. Anlass zu Gewinnmitnahmen boten den Anlegern beunruhigende Nachrichten aus dem Nahen Osten. Dort war ein russisches Kampfflugzeug im syrisch-türkischen Grenzgebiet durch die türkische Armee abgeschossen worden. Hierauf reagierten vor allem Aktienmärkte in Moskau und Istanbul mit Verlusten von zeitweise rund 2 Prozent.
Der EuroStoxx-50-Index (Euro Stoxx 50) stand am späten Vormittag 1,03 Prozent tiefer bei 3409,76 Punkten, nachdem er am Montag 0,21 Prozent verloren hatte. Der Pariser CAC-40-Index (CAC 40) fiel am Dienstag um 1,33 Prozent auf 4824,19 Punkte. Der FTSE-100-Index (ISE:UKX) in London sank um 0,75 Prozent auf 6258,40 Punkte.
Das Verteidigungsministerium in Moskau widersprach nach Angaben der Agentur Interfax der türkischen Darstellung, wonach der Jet türkischen Luftraum verletzt habe. Nachweislich sei das Flugzeug die ganze Zeit über syrisches Territorium geflogen, hieß es. Die türkischen Streitkräfte teilten dagegen mit, der Flieger habe ihren Luftraum verletzt und mehrfach Warnungen ignoriert.
Positive Nachrichten von konjunktureller Seite ließen dagegen die Verluste etwas abschmelzen. Die Stimmung in deutschen Unternehmen hat sich im November deutlich aufgehellt. Das Ifo-Geschäftsklima stieg zum Vormonat, statt wie von Experten erwartet zu stagnieren. Sowohl die Geschäftslage als auch die Aussichten für das kommende halbe Jahr hellten sich auf. "Die deutsche Wirtschaft zeigt sich von der zunehmenden weltweiten Unsicherheit unbeeindruckt", kommentierte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. "Nicht einmal die Anschläge von Paris haben sich in den Daten negativ bemerkbar gemacht."
Aus Branchensicht fanden sich nach dem Abschuss des russischen Kampfflugzeugs Aktien aus dem Freizeit und Transportsektor (DJX:Q1G) mit minus 1,7 Prozent ganz unten im Tableau. Vergleichsweise gefragt waren Autowerte, deren Index (DJX:SXAP) praktisch unverändert tendierte.
Unter den Einzelwerten standen Altice (AMS:ATC) mit einem Verlust von mehr als 7 Prozent im Anlegerfokus. Grund der heftigen Abgaben war die Nachricht über die Platzierung von 61 Millionen Altice-Aktien bei institutionellen Investoren.
Die Stärke des Pfund hinterließ bei der britischen Baumarktkette Kingfisher (ISE:L:KGF) (FSE:KFI) erneut Spuren. Aber auch die Geschäfte in Frankreich liefen nicht so gut wie erhofft. Die Umsätze gingen in den 13 Wochen bis Ende Oktober um 2,5 Prozent zurück. Der Handelsgewinn sank um 6,6 Prozent. Kingfisher-Aktien verloren zuletzt aber nur unterdurchschnittliche 0,38 Prozent.
Peugeot-Papiere (ETR:PEU) (PSE:PUG) zogen gegen den Trend um 1,8 Prozent an. Die Schweizer Großbank UBS (VX:UBSG) gab ihre Verkaufsempfehlung für die Aktien des Autobauers auf und hob das Kursziel an. Analyst David Lesne überarbeitete nach den schnellen Fotschritten bei der Umstrukturierung seine Prognosen für den französischen Autobauer und sieht das Chance/Risiko-Profil der Aktie nun ausgeglichener.
Zu den schwächsten Werten im EuroStoxx gehörten Unibail-Rodamco (AS:UNBP) (PSE:PUL) (FSE:UBL) mit einem Minus von 2,45 Prozent. Die US-Investmentbank Goldman Sachs sprach eine Verkaufsempfehlung für die Immobilienaktie aus. Wegen zunehmender Probleme etwa bei der Vermietung neuer Einkaufszentren könnte der Konzern seine mittelfristigen Gewinnziele verfehlen, glaubt Analyst Jonathan Kownator.