PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die anstehenden Beratungen der Eurozone-Länder über weitere Finanzhilfen für Griechenland haben die wichtigsten europäischen Aktienmärkte am Freitag eingebremst. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) verlor am Vormittag 0,24 Prozent auf 3479,64 Punkte. In Paris sank der CAC-40-Index (CAC 40) um 0,28 Prozent auf 4819,75 Punkte. Für den Londoner FTSE-100-Index (ISE:UKX) ging es um 0,03 Prozent auf 6890,91 Punkte nach oben. Der griechische Leitindex Athex Composite rückte dagegen um rund 1,2 Prozent vor.
Den Handel in Europa dominiert das Ringen um Griechenlands Zukunft, das am Nachmittag in Brüssel in die womöglich entscheidende Runde geht: Finanzminister Gianis Varoufakis steht vor harten Verhandlungen mit seinen Kollegen aus der Eurozone. Neben Deutschland haben auch Portugal und Finnland den griechischen Hilfsantrag abgelehnt. Frankreichs Premier Manuel Valls bezeichnete die griechische Erklärung indes als ermutigend. Griechenland selbst will nach jüngsten Äußerungen in der Sache hart bleiben. Gleichzeitig zeigte sich Athen optimistisch, dass eine Lösung gefunden wird.
"Nach dem wochenlangen verbalen Schlagabtausch gilt es nun für alle Seiten Farbe zu bekennen" kommentierte LBBW-Investmentanalyst Werner Bader. "Trotz der festen Positionen im Vorfeld dürften sich aber alle beteiligten Parteien im Klaren darüber sein, dass Kompromisslosigkeit letztendlich niemandem hilft. Vor diesem Hintergrund scheint der vorsichtige Optimismus der Börsianer durchaus seine Berechtigung zu haben." Auch andere Marktbeobachter sprachen von einem erwarteten Last-Minute-Kompromiss.
Gute Nachrichten kamen hingegen von der Konjunkturseite: Die Stimmung in den Unternehmen der Eurozone hat sich weiter aufgehellt. Der Einkaufsmanagerindex, eine Umfrage unter leitenden Angestellten, stieg im Februar um 0,9 Punkte auf 53,5 Zähler und lag damit klar über der Wachstumsgrenze von 50 Punkten. Das ist der höchste Stand seit sieben Monaten. Die durchschnittlichen Erwartungen von Bankvolkswirten wurden deutlich übertroffen.
Unter den Einzelwerten standen Danone (FSE:BSN) (PSE:PBN) mit einem Verlust von 2,33 Prozent am EuroStoxx-Ende. Der Preisdruck in Europa und die schwächelnde Wirtschaft in wichtigen Schwellenländern haben den französischen Nahrungsmittelkonzern 2014 belastet. Unter dem Strich ging der Gewinn um gut 20 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro zurück. Für dieses Jahr setzt sich das Unternehmen nun vorsichtigere Wachstumsziele.
Der Skandal um mutmaßlich gestohlene SIM-Kartendaten bringt den weltweit führenden Kartenhersteller Gemalto (AMS:GTO) in arge Bedrängnis. Der US-Abhördienst NSA und sein britischer Gegenpart GCHQ sollen in großem Stil Verschlüsselungscodes für SIM-Karten gestohlen haben. Die Papiere des niederländischen Unternehmens brachen um mehr als 7 Prozent ein.
Die Titel von Standard Life (FSE:T3V) verteuerten sich um 3,23 Prozent und waren damit Spitzenreiter im FTSE-Index. Der britische Versicherungskonzern verzeichnete im Vorjahr einen Anstieg des operativen Gewinns von 19 Prozent und erhöhte seine Gesamtdividende um knapp 8 Prozent.