PARIS/LONDON/MAILAND/MADRID (dpa-AFX) - Die politischen Spannungen in Italien mit ihren Ansteckungsgefahren für die Finanzmärkte haben auch am Dienstag die europäischen Börsen nicht losgelassen. Die negative Dynamik nahm zu. Alle wichtigen Handelsplätze verloren deutlich, wobei die südeuropäischen Börsen die stärksten Abgaben verzeichneten. Der italienische FTSE MIB fiel um 2,65 Prozent auf 21 350,88 Punkte. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) als Leitindex der Eurozone gab um 1,56 Prozent auf 3428,14 Punkte nach.
Nach dem Scheitern der Regierungsbildung in Italien zieht dort nun eine institutionelle Krise herauf. Die geplante europakritische Koalition zwischen der Fünf-Sterne-Bewegung und Lega war am Sonntag geplatzt, weil Präsident Sergio Mattarella angesichts der Unruhe an den Finanzmärkten den Euro- und Deutschland-kritischen Finanzminister des Bündnisses nicht absegnen wollte. Mattarella hatte dem parteilosen Finanzexperten Carlo Cottarelli den Regierungsauftrag erteilt. Es wird jedoch erwartet, dass dieser das Vertrauen im Parlament nicht bekommt, da Lega und Fünf Sterne dort die Mehrheit haben. Für diesen Fall hatte er angekündigt, das Land bis zu einer Neuwahl ab September zu führen. "Die Möglichkeit, dass es zu einer populistischen Regierung kommt, ist somit weiter gegeben", schrieb Volkswirt Christian Schmidt von der Helaba in einem Kommentar. Wahlversprechen wie Steuersenkungen in dem hoch verschuldeten Italien und die Anti-EU-Haltung der Lega und der Sterne verunsichern Anleger und EU-Partner zunehmend.