PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Rückläufige Ölpreise haben am Dienstag den wichtigsten Börsen Europas einen Dämpfer versetzt. Zudem seien Käufer den Märkten auch wegen der weiter vorherrschenden Unsicherheit über die "Brexit-Nachwehen" ferngeblieben, sagte Konstantin Oldenburger von CMC Markets. Die Stimmungsdaten aus dem Dienstleistungssektor sowie vom Einzelhandel wurden zugleich weitgehend ignoriert. Sie beinhalteten bislang kaum das Ergebnis des Referendums in Großbritannien.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) büßte am späten Vormittag 1,47 Prozent auf 2820,09 Punkte ein und gab damit den zweiten Tag in Folge nach. Allerdings hatte sich der Leitindex der Eurozone in der vergangenen Woche bereits mit knapp 4 Prozent etwas von dem Schock erholt, dass die Briten die EU verlassen wollen. Der Pariser CAC-40-Index (CAC 40) verlor am Dienstag zuletzt 1,51 Prozent auf 4170,92 Punkte. In London gab der FTSE 100 (ISE:UKX) um 0,38 Prozent auf 6497,75 Zähler nach.
In der Eurozone hatte sich die Stimmung der Dienstleistungsunternehmen laut einer zweiten Schätzung im Juni vor dem Brexit-Votum weniger als erwartet eingetrübt. Positiv überraschten vor allem Italien und Spanien. In Großbritannien dagegen hatte sich die Stimmung stärker als prognostiziert eingetrübt. Sämtliche Daten beinhalteten zugleich bislang kaum das Ergebnis des Referendums in Großbritannien.
Sämtliche Branchen in Europa gaben nach. Während sich jedoch die Pharmabranche mit minus 0,74 Prozent noch am besten hielt, zählten die Titel von Bergbauunternehmen zu den größten Verlierern. Der entsprechende Sektor büßte 3,53 Prozent ein.
Energiewerte gaben im Eurostoxx besonders deutlich nach und folgten damit dem wieder schwachen Ölpreis. Hinweise auf eine gestiegene Produktion in den Ländern der Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) drückten auf die Preise, hieß es aus dem Handel. Die Papiere von Iberdrola (MADRID:IBE) (XETRA:IBE) sanken als Schlusslicht im Eurzonen-Leitindex um 4,89 Prozent, Eon (DE:EONGn) (ETR:EOAN) gaben um 2,74 Prozent nach, Total (PA:TOTF) (PSE:PFP) (FSE:TOTB) sanken um 2,14 Prozent.
Zudem standen Aktien von Banken im Blick der Anleger. Unicredit-Papiere (AFF:UCG) (FSE:CRI) gewannen an der Index-Spitze 2,00 Prozent und profitierten damit von einer positiven Studie der US-Bank Goldman Sachs (NYSE:GS). Die Bewertung der Unicredit-Aktie sei attraktiv, selbst vor weiteren Maßnahmen, um die Entwicklung des Finanzkonzerns zu verbessern, schrieb Analyst Jean-Francois Neuez und empfiehlt die Aktie der größten Bank Italiens nun zum Kauf. Das Risiko eine Anteilsverwässerung durch eine Kapitalerhöhung erscheine zudem eingepreist.
Die Aktien der Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS) (MILAN:BMPS) (FSE:MPI) waren zeitweise vom Handel ausgesetzt gewesen und büßten zuletzt knapp 10 Prozent ein. Informierten Kreisen zufolge erwägt Italien, die drittgrößte Bank des Landes vor den Stresstest-Ergebnissen mit frischem Kapital zu versorgen. Die Stresstest-Ergebnisse sollen am 29. Juli veröffentlicht werden.
Die Titel der Fluggesellschaft IAG (ISE:IAG) (FSE:INR) legten in London vor der Veröffentlichung von Verkehrszahlen um 0,16 Prozent zu. Die Anteilsscheine des Tabakkonzerns British American Tobacco (BAT) (ISE:LON:BATS) (FSE:BMT) gewannen an der "Footsie"-Spitze 1,51 Prozent. Sowohl die Schweizer Bank UBS (SIX:UBSG) als auch Goldman Sachs hatten sich positiv zu BAT geäußert und ihre Kursziele für die Aktie angehoben.