FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat sich nach der jüngsten Rally eine Verschnaufpause gegönnt. Kurz vor wichtigen geldpolitischen Entscheidungen war der Leitindex Dax (DAX) am Donnerstag zwischenzeitlich ins Minus gerutscht und lag am Mittag minimal höher bei 12 527,04 Punkten. Etwas auf die Stimmung drückte der überraschend starke Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindex im Juli.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte bewegte sich mit plus 0,02 Prozent auf 26 295,74 Punkte ebenfalls kaum vom Fleck. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) zog um knapp 0,5 Prozent an.
Zuletzt hatte insbesondere die Erwartung unterstützender Maßnahmen der großen Notenbanken die Aktienkurse befeuert. Am Nachmittag nun dürfte die Europäischen Zentralbank (EZB) ihre jüngsten Signale einer Lockerung der Geldpolitik nach Einschätzung von Experten bekräftigen. Mit einer Zinssenkung rechnen die meisten Experten an diesem Donnerstag aber noch nicht.
Nach Einschätzung des Chefvolkswirts der Landesbank Baden-Württemberg, Uwe Burkert, dürfte sich die Europäische Zentralbank generell ein Stück weit an der Geldpolitik in den USA orientieren. "Die EZB wird warten, bis die Fed liefert und dann schauen, wie sie ihre Maßnahmen ausgestaltet", sagte Burkert. In einem ersten Schritt rechnet Burkert mit einer Verschärfung und Staffelung der Zinsen auf Einlagen der Banken bei der Europäischen Zentralbank.
Daneben richtete sich das Interesse auf die Quartalsberichte der Unternehmen. Am Vorabend hatte bereits die Deutsche Börse (4:DB1Gn) ihr Zahlenwerk veröffentlicht. Bei dem Unternehmen laufen die Geschäfte weiter rund. Im zweiten Quartal profitierte der Börsenbetreiber einmal mehr von dem hohen Absicherungsbedarf vieler Investoren. Damit stiegen die Aktien im Dax um gut 2 Prozent.
Der Chemiekonzern BASF (4:BASFN) bleibt nach seinen erst jüngst deutlich gekappten Jahresziele pessimistisch. "Die weltweiten Risiken haben in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen", sagte Unternehmenschef Martin Brudermüller. Für die Papiere ging es um rund 2 Prozent nach unten.
Im MDax stiegen die Anteilsscheine von Kion (4:KGX) um fast 5 Prozent. Der Gabelstapler-Hersteller bestätigte nach einem überraschend guten zweiten Quartal - anders als der Konkurrent Jungheinrich (4:JUNG_p) - die Prognose. Kion habe sich in einem schwierigen Wirtschaftsumfeld sehr gut gehalten und insgesamt die anspruchsvollen Markterwartungen übertroffen, schrieb Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank.
Qiagen (4:QIA) aber dämpfte die Erwartungen an Umsatz und Gewinn im laufenden Jahr. Der Biotech-Konzern begründete die schwächeren Aussichten mit Problemen in einer Partnerschaft in China. Die Qiagen-Papiere sackten um knapp 5 Prozent ab.
Auch im Nebenwertindex SDax (SDAX) sorgten die jüngsten Geschäftszahlen für deutliche Ausschläge. So zogen die Aktien von Aixtron (4:AIXGn) um gut 10 Prozent an. Der Spezialanlagenbauer hatte das abgelaufenen Quartal deutlich besser als gedacht beendet und ist nun mit Blick auf die Profitabilität optimistischer als zuvor. Der Auftragsbestand ermögliche eine gute Berechenbarkeit der Geschäftsentwicklung in der zweiten Jahreshälfte, schrieb Analyst Uwe Schupp von der Deutschen Bank (DE:DBKGn).
Der Telekomausrüster Adva Optical Networking (112:ADAG) wiederum hatte ein schwaches Quartal verzeichnet. Die Anteilsscheine fielen um mehr als 3 Prozent.