FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Rekordjagd am deutschen Aktienmarkt scheint erst einmal vorbei. Die unklare Lage in Griechenland bremste den Dax am Montag kräftig aus. Viele Anleger machten nach dem guten Lauf in den vergangenen Wochen auch Kasse. Bereits vor dem Wochenende hatten die New Yorker Börsen wegen Griechenland und Sorgen um eine schnelle Zinswende in den USA deutlich verloren.
Der Dax (DAX) verlor bis zum Nachmittag 2,02 Prozent auf 10 627,02 Punkte. Für den MDax (MDAX) der mittelgroßen Konzerne ging es um 2,12 Prozent nach unten auf 18 588,94 Punkte. Der Technologie-Index TecDax (TecDAX) gab um 1,96 Prozent auf 1477,42 Punkte nach. Auch im restlichen Europa sah es trübe aus: Der Eurozonen-Leitindex Eurostoxx50 (DJ Euro Stoxx 50) verlor 2 Prozent auf 3330,08 Punkte.
Der deutsche Leitindex war sehr gut ins neue Jahr gestartet und hatte in den vergangenen vier Wochen fast 15 Prozent an Wert gewonnen, insbesondere angetrieben vom billionenschweren Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank. Wegen der mickrigen Zinsen setzen viele Anleger schon seit langem auf Aktien: Am Dienstag hatte der Dax bei 10 984,69 Punkten ein Allzeithoch erreicht.
BÖRSIANERN FEHLEN POSITIVE IMPULSE
Die liquiditätsgetriebene Kursrally mit dem billigen Geld der internationalen Notenbanken sei aus Sicht einiger Anleger erst einmal weit genug gelaufen, sagte Stratege Chris Weston von Broker IG. Im Fokus bleibt auch Griechenland: Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sagte, es zeichne sich ein fauler Kompromiss ab. Dieser stärke die Reformgegner in anderen Problemländern wie Italien sowie Frankreich und verwandele die Währungsunion endgültig zu einer Transferunion.
Negative Impulse gab es überdies von Analystenseite: Einige Händler stellten insbesondere auf eine vorsichtige Studie von JPMorgan zum Dax und auch dem europäischen Autosektor ab. Mislav Matejka, Stratege bei der US-Investmentbank, kassierte seine Kaufempfehlung für den deutschen Leitindex und auch die europäischen Autotitel. Er rät nur noch zu einer neutralen Positionierung. Nach den jüngsten Kursgewinnen hielten die fundamentalen Argumente nicht mehr mit. Die BMW-Aktie (XETRA:BMWG) verlor als schlechtester Autowert 3,42 Prozent.
HEIDELBERGCEMENT HALTEN SICH IM DAX AM BESTEN
Spekulationen um die Zukunft des Kautschuk-Geschäfts haben die Lanxess-Aktie (XETRA:LXSG) dagegen mit plus 1,23 Prozent an die Dax-Spitze getrieben. Börsianer sprachen von neuer Fantasie für das Segment, das bei dem Spezialchemie-Konzern als problematisch gelte. Schon länger will Lanxess die Sparte wegen der Überkapazitäten im Markt neu aufstellen. Nun gebe es zwei Interessenten, meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Kreise. Händler werteten dies positiv.
Aktien von HeidelCement (XETRA:HEIG) hielten nahe der Nulllinie: Der Baustoff-Hersteller will am Dienstag (10. Februar) Eckdaten zum vierten Quartal und Gesamtjahr veröffentlichen. Analyst Stephan Bauer vom Bankhaus Metzler rechnet mit ordentlichen Ergebnissen und einem positiven Ausblick für das angelaufene Jahr. Der Konzern sei ein Profiteur des schwachen Ölpreises und der Währungsentwicklung.
Lufthansa-Aktien (XETRA:LHAG) haben dagegen ihren zuletzt schwachen Trend am Montag fortgesetzt. Mit minus 3,50 Prozent sackten die Titel der Fluggesellschaft ans Dax-Ende. Das Nachrichtenmagazin "Spiegel" nahm die Warnung vor einer "gefährlichen roten Zone" auf, die Passage-Chef Karl Ulrich Garnadt und Personalvorstand Bettina Volkens in einem Brief an die Belegschaft verbreitet hatten. Ein Börsianer wertete die breitere Aufmerksamkeit für die Probleme der Airline negativ.
BVB STEMMT SICH AUCH AN DER BÖRSE GEGEN ABWÄRTSTREND
Analystenstudien wirkten bei der dünnen Nachrichtenlage auffällig stark auf einige Einzelwerte: Nordex-Aktien (ETR:NDX1) verloren am TecDax-Ende 4,29 Prozent nach einer Abstufung durch die Deutsche Bank. Die guten Aussichten seien in der Aktie eingepreist, schrieb Analyst Alexander Karnick und senkte den Windkraftanlagen-Hersteller von "Buy" auf "Hold". Leoni-Papiere (XETRA:LEOGn) rutschten nach einer Abstufung durch das Bankhaus Metzler von "Buy" auf "Sell" um 6,77 Prozent ab.
Größter Kursgewinner war dagegen die im SDax gelistete Aktie von Borussia Dortmund (XETRA:BVB). Nach einem Auswärtssieg des einzigen börsennotierten Fußball-Bundesligavereins beim SC Freiburg kletterte die Mannschaft nach oben auf den 16. Tabellenplatz. Das schob die Aktie kräftig an. Sie stieg um rund 3 Prozent.