FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt dürfte am Freitag zum Handelsstart mit moderaten Gewinnen starten. Auf Unsicherheiten wegen Krisen wie in der Ukraine, aber auch wegen der künftigen Strategien der wichtigsten Notenbanken, dürfte aber weiterhin sensibel reagiert werden, sagte ein Börsianer. Der X-Dax als außerbörslicher Indikator für den deutschen Leitindex F:DAX stand rund eine Dreiviertelstunde vor dem Börsenauftakt bei 9713 Punkten. Das bedeutet ein Plus von 0,23 Prozent verglichen mit dem Dax-Stand am Donnerstag zum Haupthandelsschluss. Der Future auf den EuroStoxx 50 F:SX5E verweist hingegen auf einen fast unveränderten Start des Leitindex der Eurozone.
Mit Blick auf mögliche Impulsgeber für den Markt dürfte es vor allem am Nachmittag spannend werden. "Zum Wochenschluss gibt es dann doch noch mal bedeutende Konjunkturdaten aus den USA", sagte Dirk Gojny von der National-Bank in Essen und verwies auf die Bekanntgabe von Einzelhandelsumsätzen und den Wert für das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan. Beide Indikatoren seien für eine Überraschung gut und die Leitzinsdebatte könnte seines Erachtens dadurch zusätzlich Nahrung erhalten. In Europa werden zuvor Preisdaten und Zahlen zur Industrieproduktion erwartet. Zu der am Vorabend mit Spannung erwarteten Rede des EZB-Präsidenten Mario Draghi sagte er: "Weder der EZB-Monatsbericht noch die Aussagen Draghis boten neue Informationen."
EON UND RWE NACH JPM-STUDIE IM FOKUS
Die beiden Versorger Eon (ETR:EOAN) und RWE F:RWE stehen mit einer Studie der US-Bank JPMorgan im Fokus. Analystin Nathalie Casali hob Eon auf "Overweight" und das Kursziel von 14 auf 17 Euro. Sie bevorzugt die Aktie des Düsseldorfer Versorgers gegenüber der des Konkurrenten RWE. Dies entspreche nicht dem Konsens und sei ein attraktiver Weg, um auf höhere Kohlepreise, die Entwicklung der Kapazitätsmärkte, potenzielle Dividendenanhebungen und weiteres Aufwärtspotenzial durch Restrukturierungen zu setzen.
Casali rechnet zudem damit, dass Eon nun bald eine überarbeitete Strategie vorlegen dürfte, die dem Konzern gefehlt habe. Dies sollte für zunehmende Klarheit sorgen und die Aktie anschieben. In der RWE-Aktie, die sie auf "Underweight" abstufte, sieht sie Hoffnungen, etwa auf einen sich verbessernden freien Cashflow, bereits eingepreist. Zu viele Risiken hingegen würden ausgeblendet.
GERRY WEBER ENTTÄUSCHT MIT NEUNMONATSBILANZ
Enttäuschende Zahlen für die ersten neun Monate dürften die Titel von Gerry Weber (ETR:GWI1) belasten. Beim Wertpapierhandelshaus Lang & Schwarz büßten sie vorbörslich 2,17 Prozent ein. Umsatz und Ergebnis des Modekonzerns lägen unter den Analystenerwartungen, sagte ein Händler. Da reiche auch die Ankündigung von Konzernchef Gerhard Weber nicht aus, die Ziele für das vierte Quartal zu erreichen.
Die Aktien von Airbus F:AIR (PSE:PAIR) sollten ebenfalls im Auge behalten werden. Am Donnerstag kurz vor dem europäischen Handelsschluss hatten Medien berichtet, dass der Flugzeugbauer und die Fluggesellschaft Qatar Airways einen drei Monate alten Streit beigelegt hätten. Dieser hatte die Auslieferung der ersten von zehn durch Qatar Airways bestellten A380-Maschinen blockiert. Laut einem Händler sollte die Kreisemeldung leicht positive Auswirkungen auf den Aktienkurs von Airbus haben. Eine weitere unbestätigte Meldung, dass der Erstflug des neuen spritsparenden Mittelstreckenflugzeugs A320neo möglicherweise auf das vierte Quartal verschoben werden könnte, sei hingegen zu vernachlässigen, sagte der Händler. Bei Lang & Schwarz zeigten sich die Papiere allerdings bisher fast unverändert.