FRANKFURT (dpa-AFX) - Der durch US-Präsident Donald Trump in einem Eklat geendete G7-Gipfel hat die Anleger am Montag kaltgelassen. Bis zur Mittagszeit gewann der deutsche Leitindex Dax (DAX) 0,67 Prozent auf 12 852,60 Punkte.
"Handelsseitig und auch wirtschaftspolitisch gab es für die westlichen Industriestaaten keine echten Neuigkeiten. Die Unwägbarkeiten sind zwar geblieben, waren aber bereits im Vorhinein an den Börsen eingepreist", kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank (DE:CDBG). Der Handelskonflikt, um den es unter anderem beim Treffen der führenden Industrienationen ging, bleibt folglich mit Trumps zurückgezogenem Ja zur Gipfelerklärung vorerst weiter ungelöst.
Uwe Eilers von der Frankfurter Vermögen bestätigte die Einschätzung Lipkows und hält darüber hinaus weitere Gewinne im Dax für möglich: "Italiens Finanzminister hat kategorisch ausgeschlossen aus dem Euro auszutreten, womit sich das Euroland halbwegs an die Sparvorgaben halten muss. Zum anderen besteht eine gute Chance, dass Kim beim Treffen mit Trump klein beigibt und damit eine Beruhigung in Ostasien eintreten könnte." Am Dienstag wollen sich Trump und der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un in Singapur treffen. Die Aufmerksamkeit weltweit dürfte sich dabei vor allem auf den Atomstreit richten.
Der MDax (MDAX), in dem sich die mittelgroßen Unternehmen befinden, rückte zur Mittagszeit um 0,52 Prozent auf 26 801,35 Punkte vor. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) stieg um 1,32 Prozent auf 2842,16 Zähler. Aufwärts ging es auch für den EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50). Der Leitindex der Eurozonen legte um 0,56 Prozent zu.
Im Wochenverlauf stehen auch zwei wichtige Zentralbank-Sitzungen an. Während zur erwarteten Leitzinsanhebung in den USA der Fokus auf den Zwischentönen liegen dürfte, ist mit Blick auf die EZB-Sitzung vor allem interessant, wie Europas Notenbank die Italien-Krise kommentiert.
Unter den Einzelwerten eroberten die Aktien der Commerzbank (4:CBKG) mit plus 2,4 Prozent die Dax-Spitze. Die Papiere der Deutschen Bank (4:DBKGn) legten um 1,0 Prozent zu. Am Markt war die Rede von einer Kurserholung, da die Sorgen um Italien nachgelassen hätten. In jüngster Zeit hatte der Tumult um die dortige Regierungsbildung die gesamte Branche deutlich belastet.
Dax-Schlusslicht war das Papier der Deutschen Post (4:DPWGn) mit 1,9 Prozent. Die Investmentbank HSBC hegt nach der jüngsten Gewinnwarnung des Bonner Logistikkonzerns gewisse Zweifel auch an dessen mittelfristigen Plänen. Die Kaufempfehlung wurde gestrichen und das Kursziel um 25 Prozent gekappt auf 30,50 Euro. Während auch die Anteile der Deutschen Börse (4:DB1Gn) unter einer Abstufung - hier durch Morgan Stanley (NYSE:MS) - litten und um 1,6 Prozent nachgaben, büßten die Aktien von Daimler (4:DAIGn) 1,4 Prozent ein.
Bei dem Autobauer stehen erneut die Abgas-Vorwürfe im Fokus, denn nun sollen konkrete Zahlen auf den Tisch kommen. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) verlangt von Vorstandschef Dieter Zetsche Klarheit. Zudem berichtete "Bild am Sonntag", dass das KBA inzwischen fünf "unzulässige Abschaltfunktionen" bei Modellen von Daimler entdeckt habe. Fast eine Million Fahrzeuge soll betroffen sein.