FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax F:DAX hat am Donnerstag leicht negativ auf Aussagen der Europäischen Zentralbank (EZB) reagiert. Einem positiven Impuls durch den erwartungsgemäß bestätigten Leitzins folgte nach weiteren Aussagen rasch wieder Ernüchterung. Ansonsten dominierte die Berichtssaison das Handelsgeschehen: Allein aus dem Dax legten fünf Unternehmen ihre Quartalszahlen vor.
Am Nachmittag verlor der deutsche Leitindex 0,37 Prozent auf 9095,87 Punkte. Die vergleichsweise stabile Verfassung nach der jüngsten Talfahrt führten einige Experten auf eine technische Erholungsbewegung zurück. Allerdings bremse die hohe Unsicherheit weiterhin die Risikofreude der Anleger. Der MDax F:MDAX fiel um 0,06 Prozent auf 15 376,96 Punkte und der TecDax F:TDXP gab 0,22 Prozent ab auf 1168,12 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 F:SX5E ging es um 0,51 Prozent nach unten.
Die EZB stellt sich auf eine mögliche weitere Lockerung ihrer Geldpolitik ein. Die Vorbereitungen für den Kauf von Kreditpaketen (Asset Backed Securities, ABS) von Banken seien verstärkt worden, sagte EZB-Präsident Mario Draghi. Mit diesem Schritt würden die Währungshüter den Freiraum für die Geschäftsbanken zur Kreditvergabe erhöhen. "Die EZB bleibt handlungsbereit, konkrete Hinweise auf neue Beschlüsse in naher Zukunft gab es allerdings nicht", bilanzierte Experte Ulrich Wortberg von der Helaba.
COMMERZBANK DAX-SPITZE - TELEKOM SCHWÄCHELN
Auf Unternehmensseite stand die Commerzbank F:CBK im Fokus: Sie arbeitet sich weiter nach oben und schnitt im zweiten Quartal besser ab als von Analysten erwartet. Dies bescherte den Aktien Kursgewinne von 1,68 Prozent und den Spitzenplatz im Dax. Ein Händler hob vor allem die harte Kernkapitalquote positiv hervor.
Die Titel der Deutschen Telekom F:DTE entwickelten sich mit minus 0,61 Prozent unspektakulär. Ein Händler bewertete die Zahlen als insgesamt leicht positiv. Er begrüßte auch das erneut berichtete Interesse des US-Satellitenfernsehbetreibers Dish an der US-Mobilfunktochter der Telekom. Derweil lehnten die Bonner die Offerte des französischen Internetkonzerns Iliad für T-Mobile US als zu niedrig ab.
MUNICH RE UND BEIERSDORF ENTTÄUSCHEN - ADIDAS SENKT PROGNOSE
Bei Munich Re (ETR:MUV2) sorgte die Zahlenvorlage für einen Kursrutsch von 1,97 Prozent. Lediglich lukrative Geschäfte an den Finanzmärkten bescherten dem Rückversicherer einen Gewinnsprung. Analysten hatten aber mit noch mehr sowie geringeren Schäden gerechnet. Auch Beiersdorf F:BEI konnte den Erwartungen nicht gerecht werden, was die Aktien des Konsumgüterherstellers um 3,57 Prozent ins Minus drückte. Der starke Euro kostete den Nivea-Hersteller einen Großteil des Wachstums. Die Adidas-Titel F:ADS büßten 4,32 Prozent ein. Eine Woche nach der drastischen Gewinnwarnung kürzte der Sportartikelhersteller bei der Vorlage endgültiger Quartalszahlen nun auch die Margenprognosen.
Aus dem MDax ragten Klöckner & Co F:KCO mit plus 3,08 Prozent heraus. Börsianer lobten die angehobene Gewinnprognose, nachdem sich der Aufwärtstrend des Stahlhändlers im zweiten Quartal beschleunigt hatte. Ein starkes Schwellenländer-Geschäft hielt den Aromen- und Duftstoffhersteller Symrise F:SY1 im ersten Halbjahr auf Wachstumskurs - die Titel gewannen 0,93 Prozent.
Dagegen sackten die Rheinmetall-Aktien F:RHM um 4,67 Prozent ab. Nach dem Verbot eines Geschäfts mit Russland kappte der Rüstungskonzern und Autozulieferer seine Umsatz- und Gewinnziele. Die Titel von Stada (ETR:SAZ) gaben trotz ordentlicher Resultate 5,48 Prozent ab. Laut Experten belastete die fehlende Berechenbarkeit der künftigen Entwicklung des Russland-Geschäfts. Beim Chemikalienhändler Brenntag F:BNR sorgten enttäuschende Zahlen für Kursverluste von 4,42 Prozent.
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---