FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax F:DAX hat sich nach seiner jüngsten Talfahrt am Donnerstag richtungslos präsentiert. Die hohe Unsicherheit bremse weiterhin die Risikofreude der Anleger, sagte Stratege Stan Shamu vom Broker IG. Davon profitierten laut Marktstrategen Daniel Sugarman vom Broker ETX Capital als sicher geltende Anlagen wie Bundesanleihen.
Der deutsche Leitindex schwankte um seinen Vortags-Schlusskurs - gegen Mittag stand er 0,19 Prozent tiefer bei 9112,58 Punkten. Die vergleichsweise stabile Verfassung führten einige Experten auf eine technische Erholungsbewegung zurück. Der MDax F:MDAX fiel um 0,40 Prozent auf 15 324,12 Punkte und der TecDax F:TDXP gab 0,36 Prozent ab auf 1166,42 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 F:SX5E ging es um 0,28 Prozent nach unten.
Die Berichtssaison dominierte das Handelsgeschehen: Allein aus dem Dax legten fünf Unternehmen ihre Quartalszahlen vor. Auf der Agenda stehen später zudem die Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of England, von denen die Experten der Unicredit allerdings nichts Spannendes erwarten. Derweil schloss die deutsche Industrie das zweite Quartal mit einer enttäuschenden Produktion ab. Händler Markus Huber vom Broker Peregrine & Black wertete dies als Beleg, dass die Sanktionen gegen Russland zunehmend einzelne europäische Volkswirtschaften belasteten.
COMMERZBANK DAX-SPITZE - TELEKOM KAUM BEWEGT
Auf Unternehmensseite stand die Commerzbank F:CBK im Fokus: Sie arbeitet sich weiter nach oben und schnitt im zweiten Quartal besser ab als von Analysten erwartet. Dies bescherte den Aktien Kursgewinne von 2,35 Prozent und den Spitzenplatz im Dax. Ein Händler hob vor allem die harte Kernkapitalquote positiv hervor, nannte die Zahlen aber gemischt.
Die Titel der Deutschen Telekom F:DTE entwickelten sich mit plus 0,39 Prozent unspektakulär, aber etwas besser als der Markt. Ein Händler bewertete die Zahlen als insgesamt leicht positiv. Zu den zahlreichen Berichten um Interessenten für die US-Mobilfunktochter T-Mobile US machten die Bonner zunächst keine Angaben. Dass der französische Internetkonzern Iliad seine Offerte nicht anheben will, ist laut dem Händler keine Neuigkeit. Das erneut berichtete Interesse des US-Satellitenfernsehbetreibers Dish sei positiv.
MUNICH RE UND BEIERSDORF ENTTÄUSCHEN - ADIDAS SENKT PROGNOSE
Bei Munich Re (ETR:MUV2) sorgte die Zahlenvorlage dagegen für einen Kursrutsch von 2,07 Prozent. Lukrative Geschäfte an den Finanzmärkten bescherten dem Rückversicherer zwar einen Gewinnsprung. Analysten hatten aber mit noch mehr gerechnet. Auch Beiersdorf F:BEI konnte den Erwartungen nicht gerecht werden, was die Aktien des Konsumgüterherstellers um knapp fünf Prozent ins Minus drückte. Der starke Euro kostete den Nivea-Hersteller einen Großteil des Wachstums. Die Adidas-Titel F:ADS büßten 3,06 Prozent ein. Eine Woche nach der drastischen Gewinnwarnung kürzte der Sportartikelhersteller bei der Vorlage endgültiger Quartalszahlen nun auch die Margenprognosen.
Aus dem MDax ragten Klöckner & Co (KlöCo) F:KCO mit plus 2,57 Prozent heraus. Börsianer lobten die angehobene Gewinnprognose, nachdem sich der Aufwärtstrend des Stahlhändlers im zweiten Quartal beschleunigt hatte. Ein starkes Schwellenländer-Geschäft hielt den Aromen- und Duftstoffhersteller Symrise F:SY1 im ersten Halbjahr auf Wachstumskurs - die Titel gewannen 1,66 Prozent. Dagegen sackten die Rheinmetall-Aktien F:RHM um 7,17 Prozent ab. Nach dem Verbot eines Geschäfts mit Russland kappte der Rüstungskonzern und Autozulieferer seine Umsatz- und Gewinnziele. Beim Chemikalienhändler Brenntag F:BNR sorgten enttäuschende Zahlen für Kursverluste von 4,37 Prozent.
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---