FRANKFURT (dpa-AFX) - Der steigende Eurokurs hat am Dienstag den Erholungsversuch am deutschen Aktienmarkt abgewürgt. Die Anleger scheuten wieder das Risiko und zogen sich an die Seitenlinie zurück. Der Dax (DAX), der zunächst positiv auf das starke Wirtschaftswachstum in Deutschland reagiert und im frühen Handel zugelegt hatte, gab am Nachmittag um 0,24 Prozent auf 13 042,55 Punkte nach. Eine starke Gemeinschaftswährung kann Exporte außerhalb der Euroregion erschweren.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte stieg um 0,59 Prozent auf 26 436,44 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) gewann 0,94 Prozent auf 2493,33 Punkte. Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) sank um 0,43 Prozent.
Dass die größte Volkswirtschaft der Eurozone weiter "unter Volldampf steht", wie es der BayernLB-Expert Stefan Kipar mit Blick auf die positive Überraschung beim deutschen Bruttoinlandsprodukt formulierte, hatte den Euro über 1,17 US-Dollar getrieben. Zuletzt wurde er zu 1,1749 Dollar gehandelt. Am Montag hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,1656 (Freitag: 1,1654) US-Dollar festgesetzt.
"Eine Rally im Euro ist das Letzte, was der Dax nach der Schwäche der vergangenen Tage gebrauchen kann", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Mittlerweile hat das deutsche Börsenbarometer fünf Handelstage mit Verlusten von in der Spitze 560 Punkten hinter sich. Die Experten, die vor wachsenden Risiken warnen, sind zugleich mehr geworden, zumal die psychologisch wichtige 13 000-Punkte-Marke inzwischen mehrfach getestet wurde.
Unter den Einzelwerten standen im Dax mit Henkel (4:HNKG_p), Infineon (4:IFXGn) und RWE (4:RWEG) noch drei Nachzügler aus der Berichtssaison im Fokus. In den Nebenwerte-Indizes häufen sich hingegen nun die Unternehmen, die ihre Geschäftszahlen vorlegen.
Während die Infineon-Papiere die Dax-Spitze einnahmen mit plus 3,00 Prozent, fanden sich die Vorzugsaktien von Henkel am Index-Ende mit einem Abschlag von 5,00 Prozent wieder. Der Chiphersteller aus München hatte zwar über ein durchwachsenes viertes Geschäftsquartal berichtet, doch der Ausblick auf das angelaufene Geschäftsjahr 2017/18 kam am Markt gut an. Die Papiere des Konsumgüter- und Industrieklebstoffe-Herstellers hingegen litten vor allem darunter, dass die Kosmetik- und Haushaltsgütersparten von Henkel ein weiteres Quartal die Erwartungen verfehlt hatten.
Die RWE-Papiere (4:RWEG) gaben nach Neunmonatszahlen zuletzt um 3,99 Prozent nach. Commerzbank-Analystin Analystin Tanja Markloff etwa warnte vor Risiken mit Blick auf die deutschen schadstoffintensiven Braunkohlekraftwerke des Energiekonzerns.
Im TecDax büßten die Nordex-Anteile (4:NDXG) 4,42 Prozent ein, nachdem die Auftragslage des Windkraftanlagenherstellers im dritten Quartal desaströs gewesen war und daher die Umsatzprognose gekappt wurde. Mit einem Kursverlust von inzwischen insgesamt rund 63 Prozent seit Jahresbeginn ist Nordex die bisher am schlechtesten gelaufene Aktie innerhalb der Dax-Familie (Dax, MDax, TecDax und SDax).
Für die Aktien von United Internet (4:UTDI) ging es dagegen nach Zahlen im TecDax um 3,82 Prozent hoch und für die von dem Internetkonzern übernommenen Papiere von Drillisch (4:DRIG) um 2,53 Prozent. Im MDax sorgen die Zahlen des als Dax-Anwärters geltenden Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen (0:DWNId) für ein kleines Plus von 0,49 Prozent.
Dem kriselnden Industriedienstleister Bilfinger (4:GBFG), der im Juli seine operative Gewinnprognose gekappt hatte, gelang es dagegen nun, die Anleger dieses Mal zu überzeugen. Zwar drückten Kosten für den Konzernumbau Bilfinger im dritten Quartal in die Verlustzone, doch im eigentlichen Geschäft lief es besser. Die Papiere nahmen mit plus 6,94 Prozent den Spitzenplatz im SDax (SDAX) ein.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,20 Prozent am Vortag auf 0,23 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,11 Prozent auf 141,35 Punkte. Der Bund Future rückte um 0,12 Prozent auf 162,24 Punkte vor.